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Frisch aus dem Teich

Am Ende des Jahres wird vielerorts abgefischt. Die Fische landen meist noch am selben Tag in der Bratpfanne.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Osterzgebirge. Mit bloßen Händen greift Jürgen Weidig ins Wasser, um einen Fisch zu fangen. Es dauert nicht lange, und in den Händen des 52-Jährigen zappelt ein Stör. „Wollen Sie den haben?“, fragt der Reinhardtsgrimmaer den Mann am Teichrand. Der schaut sich das Prachtexemplar an. „Nein, der ist mir zu groß. Ich möchte lieber den“, sagt er und zeigt auf den Stör, den Jürgen Weidigs Neffe Björn in der Hand hält. Dann geht alles ganz schnell. Der Stör wird auf der Wiese abgelegt. Hier übernimmt Jürgen Weidigs Bruder Harald alles Weitere. Danach zappelt der Fisch nicht mehr. Er landet im Korb und wenig später auf der Waage, die unter einem kleinen Zelt am Teichrand aufgebaut wurde.

Ursula und Thilo Wengert (re.) sind zum ersten Mal zum Abfischen nach Reinhardtsgrimma gekommen.
Ursula und Thilo Wengert (re.) sind zum ersten Mal zum Abfischen nach Reinhardtsgrimma gekommen. © Egbert Kamprath
Auch einige Goldene Regenbogenforellen wurden gefangen.
Auch einige Goldene Regenbogenforellen wurden gefangen. © Egbert Kamprath

Wo es noch Frischfisch gab

Niederfrauendorfer fischt zum zehnten Mal ab  Heinz Stiller, Marvin Hehlig und Steve Hänel fangen mit Keschern die Forellen und Karpfen, die in den letzten Monaten im Niederfrauendorfer Teich herangewachsen sind. Mit der Ausbeute ist Pächter Mario Liebscher ganz zufrieden. Seit zehn Jahren bewirtschafte er den Teich. Im Oktober lässt er das Wasser ab. Das habe den Vorteil, dass man die ganze Ernte sieht, erzählt Liebscher. Was am Sonnabend nicht verkauft wird, landet im Hälter und wird später verkauft.
Niederfrauendorfer fischt zum zehnten Mal ab Heinz Stiller, Marvin Hehlig und Steve Hänel fangen mit Keschern die Forellen und Karpfen, die in den letzten Monaten im Niederfrauendorfer Teich herangewachsen sind. Mit der Ausbeute ist Pächter Mario Liebscher ganz zufrieden. Seit zehn Jahren bewirtschafte er den Teich. Im Oktober lässt er das Wasser ab. Das habe den Vorteil, dass man die ganze Ernte sieht, erzählt Liebscher. Was am Sonnabend nicht verkauft wird, landet im Hälter und wird später verkauft.
Viele Hechte aus dem Hafterteich bei Oberhäslich  Oliver Müller hat den Kescher voll mit Hechten, die er aus dem Hafterteich bei Oberhäslich geholt hat. Alle zwei Jahre wird dieser vom Anglerverband und dem Neustädter Fischzuchtbetrieb Ermisch bewirtschaftete Teich zur Fischernte abgelassen. Die Ernte konnte sich sehen lassen: 500 Kilo Karpfen und 150 Kilo Hechte wurden aus dem Teich geholt. Dazu kam eine Tonne Weißfisch, wie Plötzen oder Rotfedern, die in den Heidemühlenteich und die Talsperre Malter umgesetzt wurden.
Viele Hechte aus dem Hafterteich bei Oberhäslich Oliver Müller hat den Kescher voll mit Hechten, die er aus dem Hafterteich bei Oberhäslich geholt hat. Alle zwei Jahre wird dieser vom Anglerverband und dem Neustädter Fischzuchtbetrieb Ermisch bewirtschaftete Teich zur Fischernte abgelassen. Die Ernte konnte sich sehen lassen: 500 Kilo Karpfen und 150 Kilo Hechte wurden aus dem Teich geholt. Dazu kam eine Tonne Weißfisch, wie Plötzen oder Rotfedern, die in den Heidemühlenteich und die Talsperre Malter umgesetzt wurden.

Danach kann ihn der Mann zusammen mit den Forellen mitnehmen, die er sich vorher aus dem Korb neben der Waage ausgesucht hatte. Vor dem Verkaufstisch hat sich inzwischen eine kleine Schlange gebildet. Auch Ursula und Thilo Wengert warten geduldig. Sie sind aus Burkhardswalde gekommen, um frischen Fisch mitzunehmen. „Wir sind das erste Mal hier“, erzählt der Burkhardswalder. „Wir wollen zwei Störe mitnehmen, einen wollen wir braten, den anderen einfrosten.“

Fischzucht als Nebenerwerb

Es dauert nicht lange und schon stehen auch sie an der Kasse und wenig später auch am Teichrand, um sich die Fische auszuwählen. Denn die Störe werden ganz frisch gefangen. Die Weidigs haben den Fischverkauf gut organisiert – und Routine.

„Mein Großvater war der Erste aus unserer Familie, der den Teich für die Fischzucht von der Gemeinde gepachtet hat“, erzählt Jürgen Weidig. Mitte der 1970er-Jahre hat sein Bruder Harald die Teichwirtschaft übernommen. Als dieser Ende der 1980er-Jahre aus dem Dorf wegzog, hat Jürgen Weidig das Geschäft übernommen. Leben könnte auch er nicht davon. Doch als Nebenerwerb läuft die Fischzucht ganz gut, wenngleich viel Arbeit damit verbunden ist. Denn es reicht nicht, den Teich im Frühjahr mit Fischen zu besetzen. Täglich muss die Wasserqualität geprüft werden. Außerdem müssen die Fische gefüttert werden. Auch in der Urlaubszeit. „Dann hilft mir meine Verwandtschaft“, sagt Jürgen Weidig, der sein Geld als Werkzeugmacher verdient. Das Wichtigste sei aber, dass einem an der Fischzucht Spaß mache. Und das nicht nur ihm, sondern auch seinen Helfern, die er jedes Jahr im Oktober braucht. Dann trommelt er sie – es sind fast durchweg Familienangehörige – zum Abfischen zusammen. „Wir treffen uns an allen vier Sonnabenden 6.30 Uhr hier am Teich“, erzählt er. Danach steigt er mit einigen Helfern und einem 50 Meter breiten Netz ins Wasser. An dessen unterer Seite hängen kleine Bleigewichte, die es nach unten ziehen. Auf der anderen Seite sind kleine Hohlkörper angebracht, die es oben halten. Die Fischer ziehen das Netz dann langsam in eine Richtung und treiben damit die Fische an den Rand. „Dafür brauchen wir etwa eine Dreiviertelstunde“, berichtet Weidig. Am Rand ist es dann ein Leichtes, die Fische mit dem Kescher oder auch mit der Hand zu fangen. „In diesem Jahr haben wir eine durchschnittliche Ernte“, sagt Jürgen Weidig. Das Wetter war optimal. Die 100 Störe und die 2 500 Forellen haben sich gut entwickelt, so dass er auch am vierten Sonnabend genug Fisch zum Verkauf hat.

„Unsere Kunden kommen nicht nur aus Reinhardtsgrimma“, sagt er. Auch aus Bannewitz, Kreischa, Altenberg und Dresden reisen sie. „Wir haben inzwischen viele Stammkunden“, ergänzt Liesa Weidig, die am Verkaufstresen steht, hier die Fische wiegt und verkauft. Jedem Kunden drückt sie noch ein Faltblatt mit Tipps zur Zubereitung in die Hand.