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Frieren in der Kirche

Dohnas Kirche ist ein gefragter Konzertsaal. Dabei stört aber die Heizung. Deshalb gibt es nur zwei unangenehme Alternativen.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Dohna. Die Dohnaer Kirche war die perfekte Kulisse für das Konzert der Musikschüler am vergangenen Sonnabend. Viele Kerzen am Altar spendeten ein warmes Licht, die Kirche strahlte, berichtet Verena Hartmann. Sie ist Mutter einer Musikschülerin, die ihren Auftritt am Ende des Konzertes hatte – und beinahe erfroren wäre.

Nach einer halben Stunde Konzertgenuss kam das kalte Erwachen. Die Heizung wurde abgeschaltet. Mit jedem Grad Kälte sank auch die Laune und Stimmung der Besucher und Musiker. „Die Kälte kroch langsam aber unaufhaltsam in die Knochen“, erzählt Verena Hartmann. „Die vielen kleinen Geschwisterkinder wurden langsam unleidlich und für alle Schüler, deren Auftritt noch bevorstand, wurde das Warten zum Martyrium.“ Für Verena Hartmann ein Armutszeugnis für die Dohnaer Kirchgemeinde. „Wie geizig muss eine Gemeinde sein, wenn sie die Heizkostenersparnis für zwei Stunden höher bewertet, als das Wohlbefinden, ja gar die Gesundheit seiner Gäste.“

Das will Pfarrerin Ramona Uhlemann nicht auf sich sitzenlassen. Die Heizung stamme von 1889. „Wir sind dankbar dafür, dass wir unsere Kirche überhaupt beheizen können.“ Vor ein paar Jahren wurde die Heizkesselanlage erneuert. Für die Anlage der Rohre in der Kirche selbst hat das Geld jedoch nicht gereicht. Seither gibt es nun zwei Möglichkeiten: Entweder richtig gut warm, aber laute Geräusche aus der Heizung. Oder ruhig und nicht ganz so warm. Bei Konzerten wird oft eine Weile vorher eingeheizt, um die Heizung dann abstellen zu können, falls sie durch die lauten Geräuschen stört.

Nächstes Jahr ist‘s wieder warm

Genau vor dieser Frage stand am Sonnabend Kirchnerin Ulrike Kranz. „Meine Entscheidung, die Heizung relativ am Anfang des Konzertes auszumachen, ist mir sehr schwergefallen.“ Sie befürchtete, dass die laute Heizung den Konzertgenuss stören könnte. Dabei spielten die langjährigen Konzerterfahrungen eine Rolle. Bisher sei es immer so gewesen, dass Chöre, Orchester und Künstler darum baten, störende Geräusche abzustellen. Im Nachhinein hat Ulrike Kranz Zweifel, ob die Entscheidung angesichts einer zweistündigen Konzertdauer richtig war. Schon vorher hatte sie für warme Zimmer im Gemeindehaus und heißen Tee für die Musikschüler gesorgt.

Nächstes Jahr soll sich der Vorfall nicht wiederholen, selbst wenn die Heizung der Dohnaer Kirche noch nicht modernisiert wird. Denn Dohna sprang in diesem Jahr nur für die Heidenauer Christuskirche ein, die zurzeit saniert wird und damit für das Konzert nicht zur Verfügung stand. „Möglicherweise waren den Organisatoren die Gegebenheiten unserer Heizmöglichkeiten nicht ausreichend vertraut“, sagt Ramona Uhlemann. Mit Geiz der Kirchgemeinde habe das nichts zu tun. Die Pfarrerin hofft, dass die Gemeinde in absehbarer Zeit Geld hat, um die Heizung zu sanieren.

Die Tochter von Verena Hartmann spielt Cello im Nachwuchsorchester der Musikschule und war zum Abschluss des Konzertes dran. Danach fragte die Tochter ihre Mutter: „Mama, hast Du gesehen, wie ich beim Spielen gezittert habe?“