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Friedvoll, traditionell Hoffnung gebend

Herrnhuter Sterne leuchten allüberall in diesen Tagen. Dass sie ihren Ursprung in Niesky haben, ist nicht allen bekannt.

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© SZ/Archiv

Von André Schulze und Carla Mattern

Sogar Vorbeifahrende haben etwas von der ungewöhnlichen Weihnachtsbeleuchtung im Boxberger Ortsteil Kringelsdorf. Hoch oben in einem unbelaubten Baum leuchtet ein großer Herrnhuter Stern. Kai Zieschang sagt: „Wir haben den Stern hoch aufgehängt, damit er über den Weihnachtsmarkt strahlt, der in der Nachbarschaft stattfindet und bei dem wir uns auch engagieren. Der Stern ist ganz neu dieses Jahr und es ist ein original Herrnhuter Stern“. Mit 1,30 Meter ist der neue auch der größte unter den Herrnhuter Sternen bei Familie Zieschang/Bruckhaus. „Wir haben schon zwei kleinere, einen vor dem Haus und einen drinnen. Die hatten wir auch in Herrnhut direkt gekauft, den neuen aber übers Internet in Herrnhut bestellt“, sagt Kai Zieschang.

Die Faszination dieser besonderen Sterne aus der Oberlausitz geht auf Niesky zurück. Vor etwa 150 Jahren hatte im Internat des Pädagogiums am Zinzendorfplatz einer mündlichen Überlieferung zufolge ein mathematisch begabter Lehrer die Idee, seinen Schülern die Geometrie durch das Basteln von Sternen zu versüßen. Anfangs wurden diese Sterne durch Rüböl-Lämpchen beleuchtet, später dann durch Petroleumlampen. Bald wurde das Sternebasteln in vielen Schulen und Gemeinden der Herrnhuter Brüdergemeine zu einer festen Tradition, die sich bis nach Nordamerika verbreitete.

Und obwohl es unzählige Arten von Sternen in der Advents- und Weihnachtszeit gibt, sind die in Herrnhut produzierten etwas ganz Besonderes. Jaqueline Schröpel von der Marketing-Abteilung der Herrnhuter Sterne GmbH erklärt: „Wir sagen gern: nur echt mit 25 Zacken. Durch die Geometrie mit den 17 viereckigen und acht dreieckigen Zacken entsteht ein echter dreidimensionaler Stern. Im Gegensatz vielleicht zum gefalteten Annaberger Stern.“ Die heutige Herrnhuter Sterne GmbH entstand aus der Brüdergemeine, die heute noch immer 100-prozentiger Anteilseigner ist. Der kleinste Stern im Angebot misst 13 Zentimeter, der größte 130 Zentimeter.

Etwa 70 verschiedene Versionen ergeben sich aus den verschiedenen Größen und Farbkombinationen. Wie Jaqueline Schröpel mitteilt, wurden allein in diesem Jahr bisher etwa 620 000 Stück verkauft. Es gibt allerdings auch Sonderanfertigungen von 1,90 Metern und 2,50 Metern. Eine solche Sonderanfertigung ist beispielsweise der weiß-blaue Stern im Stadion der Dresdener Eislöwen, jener im Berliner Dom und der bei Bundeskanzlerin Angelika Merkel. Aufgrund der Kooperation zwischen der Herrnhuter Sterne GmbH und dem Dresdener Kreuzchor wurde das Dynamo-Stadion zu ihrem Adventskonzert am Freitag mit unzähligen Sternen in Gelb geschmückt. Nicht nur in Kringelsdorf, Neuliebel, Kreba oder Rietschen, auch in Niesky strahlten Herrnhuter Sterne im Jubiläumsjahr der Stadt auf Einwohner und Besucher. Für Christen ist der Stern das Zeichen, dass Gott gerade in der dunklen Zeit zu ihnen kommt und bei ihnen ist.