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Freude über neue Hafermühlenpläne

Die Immobilie kommt seit Jahrzehnten immer mehr herunter. Der neue Eigentümer hat Erfahrung mit alten Bauten.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Dieses Mal war es anders als in den vergangenen Jahren. Wenn früher das Thema Hafermühle im Stadtrat angesprochen wurde, hat das meist nichts Gutes bedeutet. Jetzt hat sich Oberbürgermeister Jens Peter (Freie Wähler) sichtlich gefreut, als er das Thema im Technischen Ausschuss aufrief. Der neue Eigentümer, Dirk Boden aus Johnsbach, hat eine erste Voranfrage zu seinen Bauplänen gestellt und stieß damit bei den Stadträten auf uneingeschränkte Zustimmung. Es geht dabei in erster Linie um eine Änderung der Nutzung. Der Kern der Hafermühle, ein ehemaliger Dreiseithof, soll zu einer Gaststätte mit Wohnung und Seminarraum umgebaut werden. Das frühere Fabrikgebäude soll zu Wohn- und Gewerberäumen werden und der bereits teilweise abgerissene Seitenflügel wird ganz abgebrochen. Rein rechtlich steht dem Vorhaben nichts entgegen. Es gehört zum Innenbereich, wo eine Bebauung kein Problem ist. Außerdem fügen sich die geplanten Umbauten in die vorhandene Bebauung ein. Die Hafermühle liegt in einer Umgebung, die städtebaulich vor allem durch Industrie- und Gewerbebauten geprägt ist. Andererseits liegt sie, wie die meisten alten Mühlen, unmittelbar am Fluss. Und eine Besonderheit ist, dass – sogar noch auf dem Grundstück der Hafermühle – der sowjetische Soldatenfriedhof liegt. Ein Wohn- und Gewerbegrundstück passt in dieses Umfeld genau so gut wie früher die Mühle.

Klare Entscheidung der Stadträte

Auf eine Schwierigkeit hat die Stadtverwaltung in ihrer Beschlussvorlage hingewiesen: Es gibt Probleme mit der Erschließung. Nach Informationen des Vorbesitzers fehlen für die Hafermühle sowohl ein Trinkwasseranschluss als auch eine Anbindung an das Abwassernetz. Das Problem muss nun der neue Eigentümer lösen. Spätestens, wenn er eine Baugenehmigung beantragt, muss er den Wasser- und Abwasseranschluss nachweisen.

Die Zustimmung zu diesem Bauvorhaben fiel im Ausschuss einstimmig. „Das ist ein eindeutiges Votum an den neuen Eigentümer und seine Pläne“, sagte der Oberbürgermeister. Der Eigentümer weiß aber, dass er an der Hafermühle noch einige Probleme zu lösen hat. „Die Bauvoranfrage ist dabei nicht das Wichtigste“, sagte er am Telefon. Dirk Boden hat bereits Erfahrung mit alten Industriebauten. Er besitzt auch Hallen in Schmiedeberg, die früher zum VEB Ferdinand Kunert gehörten und wie die Hafermühle unmittelbar an die B 170 angrenzen. Wenn seine Pläne aufgehen, würde ein städtebauliches Problem in Dippoldiswalde gelöst. „Das wird allerdings seine Zeit dauern. Bei diesem Vorhaben sind viele Unwägbarkeiten zu berücksichtigen“, sagt Dirk Boden.

Die Stadtverwaltung will den neuen Hafermühlenbesitzer nach Möglichkeit unterstützen. Sie prüft, welche Fördermöglichkeiten es für sein Vorhaben geben könne, teilt Oberbürgermeister Jens Peter mit.

Zur Hafermühle gehört ein großes Grundstück mit rund 24 000 Quadratmetern, das unmittelbar am Ortseingang liegt, wenn man aus Richtung Schmiedeberg in die Kernstadt hineinfährt. Die Geschichte der Mühle reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Zeitweise war es ein Erzpochwerk und wurde später zur Mahlmühle umgebaut. Von der Hafermühle kann man seit 1892 sprechen. Damals kaufte die Firma Louis Schmidt die Mühle und stellte die Fertigung auf Haferprodukte um. Unter der Marke Pflug wurden sie nach ganz Deutschland geliefert. Die Produktion lief auch noch zu DDR-Zeiten.

Nach der Wende ging es mit der Hafermühle bergab. Die Dresdner Handelsgesellschaft suchte Käufer. Es gab schon Notartermine. Doch die Geschäfte sind dann wieder geplatzt. Damals sollten Interessenten aber noch mehr als eine Million D-Mark, rund 520 000 Euro, für die Immobilie bezahlen. Pläne für einen Möbelmarkt sind gescheitert. Gegen einen Lebensmittelmarkt wehrte sich die Stadt. Zeitweise waren im Gebäude Wohnungen und ein Getränkemarkt eingerichtet. Dann stand die Hafermühle komplett leer.

2011 wurde das Gebäude für einen symbolischen Euro verkauft. Der Eigentümer wollte damals eine Fischzucht mit Imbiss und Restaurant aufbauen. Doch das war schwieriger als gedacht, 2013 hat der Investor die Hafermühle weiterverkauft. Doch auch der neue Erwerber hatte kein Glück. Ein Versuch, im Mai 2014 das Getreidelager auf eigene Faust abzureißen, führte zum Eingreifen von Polizei und Feuerwehr.