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Freude am Frisieren

Anke Grund führt seit 25 Jahren ihr Friseurgeschäft in Niesky. Das ist ihr Lebenswerk – und mit dem steht sie nicht allein.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Niesky. Sie ist und bleibt eine Nieskyerin. Anke Grund ist hier aufgewachsen, absolvierte Schule und Lehre und betreibt ihr Friseurgeschäft. Und das seit 25 Jahren – und mit Erfolg. Dass Friseurin immer noch ihr Traumberuf ist, spürt man nicht nur an ihrem Engagement für ihr Geschäft und ihr Team, sondern auch an der Resonanz der Kundschaft. „Es sind nicht wenige Kunden, die mir seit der Lehre die Treue halten. Inzwischen sind das 32 Jahre“, sagt Anke Grund. Ihre Ausbildung machte sie in Niesky, zumindest den praktischen Teil, in der PGH Sibylle auf der Rothenburger Straße mit beachtlichen Leistungen. Mit diesen schaffte sie es sogar zum Sachsenmeister im Friseurhandwerk.

In der Wendezeit setzte sie sich noch einmal auf die Schulbank, um ihren Meister zu machen. Ihr Ziel war es, selbst ein Geschäft zu führen. Am 6. September 1991 war es so weit. Sie öffnete ihr Friseur- und Kosmetikstudio in der Ödernitzer Straße. In der ersten Nieskyer Ladenstraße, die zur Wendezeit fertiggebaut wurde, und wo sie auch heute noch anzutreffen ist.

Dabei ist sie es nicht allein, die an dieser Stelle auf ein Vierteljahrhundert Geschäftstätigkeit zurückblicken kann. Ein paar Geschäfte weiter führt Ines Mielsch ihren Kurzwarenladen. Drei Tage eher als Anke Grund hat sie ihn eröffnet. Damit machte Ines Mielsch ihr Hobby Stricken und Häkeln zum Beruf, nachdem sie im Nieskyer Stahlbau nicht mehr gebraucht wurde. Eine Schneiderin und eine Halbtagskraft beschäftigt Ines Mielsch. Martina Neumann steht dagegen allein im Geschäft. Sie ist die Dritte im Klub der „25er“ auf der Ödernitzer. Am 10. Oktober 1991 öffnete sie ihr Bekleidungsgeschäft und wagte sich damit in die Selbstständigkeit. Wie Handel funktioniert, hatte sie bereits als Verkäuferin für Lebensmittel gelernt.

Einen beachtlichen Zuwachs an Beschäftigten hat Anke Grund zu verzeichnen. „Zu Beginn waren wir drei Kolleginnen, zwischenzeitlich auch mal 13, aber jetzt hat sich die Zahl auf acht Mitarbeiter eingepegelt – und das soll so bleiben“, sagt die Inhaberin. Sie möchte ihr Geschäft überschaubar halten. Vergrößern oder auf andere Standorte erweitern, das war nie das Thema für sie. Die Lehrlingsausbildung dagegen schon. „Sie war und ist immer eine Bereicherung für das Unternehmen“, sagt sie. Inzwischen bildet Anke Grund das elfte Mädchen zur Friseurin aus.

Über die Jahre hat sich einiges in ihrem Geschäft verändert. Zum einen aus der Notwendigkeit des Renovierens, zum anderen, um mit Neuem die Kundschaft zu überraschen. Dreimal ist das schon passiert: mit dem Einzug, dann 2003 und dieses Jahr im August. „Der Umbau im Sommer war für uns der bisher umgangreichste. Der Eingang wurde vergrößert, neue Fenster eingebaut, Fußboden neu gelegt, die Arbeitsplätze anders angeordnet, Elektrik und Wasserleitungen erneuert sowie eine Klimaanlage installiert“, zählt sie auf. Das alles passierte innerhalb von zwei Wochen – und die Nieskyer Firmen haben dabei eine tolle Arbeit geleistet, lobt die Geschäftsinhaberin. Zum Jubiläum Anfang September konnte das Friseur- und Kosmetikstudio mit neuen Räumen aufwarten. „Das Design und die Ausstattung sind nach meinen Ideen entstanden. Ein Innenarchitekt hat sie umgesetzt“, ergänzt die Chefin.

Eine Neuerung zeigt sich in diesem Zusammenhang vor der Ladentür – mit dem Anbau einer Rampe für Rollstuhlfahrer, gehbehinderter Menschen und Mütter mit Kinderwagen. Sie führt nicht nur in das Friseur und Kosmetikstudio, sondern auch zu Rosenkranz, dem benachbarten Sanitätsgeschäft. Ins Laufen gebracht hat dieses Vorhaben Anke Grund selbst. „Bisher mussten wir Rollstuhlfahrer immer drei Stufen hochtragen, damit sie in den Laden rollen konnten. Das ist nun vorbei, dank der Unterstützung der Wohnungsbaugesellschaft Niesky“, erzählt die 48-Jährige.

Eine andere Hürde hat die Geschäftsfrau ebenso nehmen müssen. So setzte sie eine schwere Krankheit ausgerechnet zur Zeit des 20-jährigen Firmenjubiläums länger außer Gefecht. Dagegen beschreibt sie die Einführung des Mindestlohnes als keine Hürde für sie. Diese war bisher nur von kleineren Preiserhöhungen für die Kunden spürbar, berichtet Anke Grund. Am Lohngefüge ihrer Mitarbeiter hat sie nur wenig ändern müssen. „Gute Arbeit muss auch gut bezahlt werden“, sagt sie und verweist auf ihren Qualitätsanspruch. Den hat sie nicht nur an sich selbst und an ihr Team, sondern auch gegenüber der Kundschaft. Sie kann bei ihr Qualität erwarten – sowohl handwerklich als auch beim Einsatz von deutschen Markenprodukten. Darauf wird vonseiten ihrer Kunden Wert gelegt, bestätigt die Friseurmeisterin. Sie sieht ihr Geschäft als eine Wellnessoase, in der es nicht nur Friseurdienstleistungen gibt, sondern auch Kosmetikbehandlungen, Massagen und Fußpflege.

Sie ist ein optimistischer Mensch, sagt sie. „Ich gehe jeden Tag gern auf Arbeit und sehe meine Tätigkeit auch als Hobby“. Und wo sieht sie sich in zehn Jahren? „Auf alle Fälle in meinem Geschäft.“ Aber große Pläne für die Zukunft zu schmieden, das ist nicht ihr Ding. „Jeder Tag ist Entwicklung“, erklärt sie. Stillstand gibt es für sie nicht. Sie ist nicht der Typ, der sich mit einmal Geschaffenem zufriedengibt. Einen Wunsch hat sie trotzdem: gesund bleiben. „Alles andere ergibt sich.“