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Freiwillig in die Notaufnahme

Nora Hinke absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Klinik in Freital. Eine Arbeit, die sie auch an ihre Grenzen bringt.

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Von Beatrice Kirchner

Im Krankenhaus Freital klappert Geschirr über die Flure der Station H1, der Unfallchirurgie. Eine junge Frau im lila Kittel wuselt durch die Gänge und verteilt Mittagessen an Patienten. Es ist Nora Hinke. Sie kümmert sich für sechs Monate um das leibliche Wohl der Kranken. Die Essensausgabe ist eine ihrer Aufgaben in der Weißeritztal-Klinik in Freital.

Die 24-Jährige absolviert derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), um sich auf eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin vorzubereiten. Auf der Berufswunschliste von Nora Hinke stand allerdings schon einiges zur Debatte. Im Jahr 2009 machte sie Abitur, war anschließend ein Jahr lang als Au-pair in den USA. Danach begann sie ein Studium des Wirtschafts- und des Bauingenieurwesens. „Das war aber nicht mein Ding“, sagt Nora Hinke. Dabei war ihr schon recht zeitig bewusst, dass sie Krankenschwester werden will. „Meine Eltern wollten aber, dass ich studiere“, erzählt sie schmunzelnd, „jetzt bin ich in einem Alter, wo ich selber weiß, was für mich das Beste ist.“

Hinke ist eine von vier Freiwilligen, die in der Klinik ein solches Freiwilliges Soziales Jahr leisten. Träger dieses ist der Verein „Gemeinsam Ziele Erreichen“ aus Zwickau. Wer ein FSJ absolvieren möchte, kann dies nur über einen solchen Träger tun, der die Verantwortung und pädagogische Betreuung für den Freiwilligen übernimmt. Die Dauer beträgt sechs bis 18 Monate. Ziel eines FSJ ist, mit sozialem Engagement etwas für das Gemeinwohl zu leisten. Ein Taschengeld wird gezahlt. Hinke erhalte monatlich 330 Euro. Im Freitaler Krankenhaus ist sie die einzige stationär eingesetzte Freiwillige. Die anderen arbeiten im Hol- und Bringdienst. „Ich greife den Schwestern unter die Arme, übernehme Pflegedienstleistungen wie Verbandswechsel, Betten machen oder das Waschen der Patienten“, erzählt Nora Hinke. Außerdem hilft sie als Servicekraft beim Frühstück sowie Hilfsbedürftigen beim Essen. Rein medizinische Tätigkeiten gehören nicht zu ihrem Betätigungsfeld, hier fehle noch die entsprechende Ausbildung. „Dafür schaue ich den Krankenschwestern direkt über die Schulter und bekomme einen Überblick über den Tagesablauf“, sagt die 24-Jährige. Für Hinke sei es die Bestätigung ihres Berufswunsches, nach der Ausbildung in der Notaufnahme oder Unfallchirurgie zu arbeiten. Dass besonders Hilfe beim Essen und der Körperpflege von alten und kranken Menschen dazugehört, ist für die junge Frau kein Problem. „Das war mir von Anfang an bewusst“, sagt sie. Für sie zähle der Mensch, da sei es egal, ob die trockene oder volle Hose eines Patienten gewechselt werden müsse. Dennoch gibt es Fälle, in denen Nora Hinke an ihre Grenzen gehen muss, bei Demenzerkrankungen zum Beispiel. Dann denkt sie über das Leben der Betroffenen vor der Krankheit nach. Den Fortschritt der Demenz mit anzusehen, sei schwer. Ebenso das Schicksal des älteren Herrn, der daheim auf den Kopf gestürzt und später im Krankenhaus verstorben sei. „In der Unfallchirurgie muss man mit allem rechnen“, sagt Nora Hinke, „aber die positive Entwicklung der Patienten ist meine Motivation. Das ist der richtige Weg.“

Wer an einem Freiwilligen Sozialen Jahr in der Klinik Freital interessiert ist, kann sich dort gern melden.

www.helios-kliniken.de