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Freitals erster Weinbrand

Brenner Sandos Schubert öffnete nach zwei Jahren ein Premierenfass. Demnächst könnte es sogar Freitaler Wodka geben.

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© Andreas Weihs

Von Dorit Oehme

Freital. Das 30-Liter-Fass hat er schon aus dem Keller geholt. Jetzt wählt Sandos Schubert vier unterschiedliche Gläser aus. „Cognacschwenker und andere Glastulpen bündeln die Aromen. Aus einem offenen Whiskyglas dagegen verflüchtigen sie schneller“, erklärt der 49-Jährige. In der Freitaler Brennerei am Hartmannsberg gibt es eine Premiere: Schubert öffnet den Zapfhahn des französischen Eichenfasses. Goldfarbener Weinbrand, knapp zwei Jahre alt, rinnt ins erste Glas.

Der Brenner schaut, schmeckt und riecht. „Der Weinbrand hat eine wunderbare Note. Er ist weich und riecht nach Vanille.“ Schubert greift zum nächsten Glas. Ein Schmunzeln legt sich auf seine Lippen. Schließlich entscheidet er: „Ich werde den Weinbrand noch ein halbes Jahr im Fass lassen“, sagt er. So werde der Goldton noch intensiver. „Um Weihnachten will ich ihn aber erneut probieren. Es kann schnell kippen.“ Wenn Weinbrand zu lange im Fass liege, könne er bitter werden, betont Schubert.

Die Weintrauben stammen von einem Pillnitzer Winzer. Sie wurden direkt auf dem Hof vor der Freitaler Brennerei gepresst, eingemaischt und im November 2014 gebrannt. „Für den Hartmannsberger Weinbrand habe ich würzigen Traminer-Wein gewählt. Traminer genieße ich, wenn ich einmal Zeit zum Weintrinken habe“, sagt Schubert. Ab kommendem Sommer, spätestens bis zum Weihnachtsfest 2017 sei der Weinbrand zu haben. „Bis dahin lassen wir in einer Lausitzer Firma, die in alle Welt liefert, passende Gläser für unsere Schaubrennerei und unsere Partner-Restaurants anfertigen“, erklärt Schubert. Seine Frau Daniela habe Glas- und Hüttentechnik in Weißwasser studiert. Sie wählt alle Gläser selbst aus.

Daniela Schubert kümmert sich auch im Imkeranzug auf der Streuobstwiese am Haus um die Bienen. Schon seit zwei Jahren hat Schubert Bienenstöcke von der Pretzschendorfer Naturimkerei gemietet. In diesem Sommer tragen die alten Obstbäume hier auf rund 330 Meter Höhe wieder zuverlässig. „Sie sind proppenvoll“, sagt Sandos Schubert. Er ist zufrieden: „Das gibt sortenreinen Apfelbrand von Baumanns Renette, Jakob Lebel und Golden Delicious.“ Außerdem den bei Frauen beliebten Mirabellenbrand.

In Familie Klaräpfel geschnitten

Daniela und Sandos Schubert arbeiten tagsüber in der eigenen Kfz-Werkstatt in Freital-Potschappel. Den Großteil der Freizeit steckt das Paar in die Familienbrennerei. Nach einer längeren Pause laufen die Arbeiten dort zu Beginn der Brennsaison wieder an. „Meine Frau hat schon Stachelbeer- und Johannisbeerlikör angesetzt. Mit der ganzen Familie haben wir auch schon Klaräpfel geschnitten und eingemaischt“, sagt Schubert. Die gefüllten Fässer stehen hinter der Brennerei. „Die Temperaturen sind jetzt ideal für den Gärungsprozess, auch nachts“, erklärt er.

Die Brennanlage wird in den nächsten 14 Tagen gereinigt und gewartet. Holz ist zu hacken, außerdem müssen die Früchte auf den Streuobstwiesen ringsum geerntet werden. Auch Neupflanzungen zahlen sich vermehrt aus. „In Colmnitz haben wir auf unserer eigenen alten Streuobstwiese im Herbst 2014 Bäume gesetzt. Dort haben wir den ersten Ertrag, auch an Klaräpfeln.“ Auf der gepachteten Wiese im Wilsdruffer Ortsteil Kleinopitz tragen Quitten und Bäume mit Williams Birne gut; sie hat die Brennerei im Jahr 2012 gepflanzt.

In der nächsten Zeit wird sich Schubert auch weiter dem Single-Malt-Whisky widmen, den er 2012 erstmals gebrannt hat. Der erste unfiltrierte Whisky ist schon in Flaschen. „Kenner schätzen ihn, weil er sogar etwas aromareicher als filtrierter ist. Viele bestellen jetzt beide Varianten.“ Zur Vorbereitung auf die Filtrierung hat der Brenner auch schon Whiskyballons bei sechs Grad Celsius kühl gestellt. „So ziehen sich die Schwebepartikel ganz langsam zusammen. Im September wird dann der filtrierte Whisky abgefüllt sein“, kündigt Schubert an.

Einen nächsten Plan schmiedet der Freitaler außerdem: Um die Geheimnisse des Wodkabrennens kennenzulernen, hat er einen Lehrgang in Russland gebucht.

Die Brennerei sucht Pflaumen und Birnen nach Absprache. Informationen zur Schaubrennerei (Termine ab 2017), zum Lohnbrennen und zu Lehrgängen im Einmaischen hier