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Freital streicht Shopping-Sonntage

In diesem Jahr wird es erstmals keine Ausnahmeregelung im Advent geben. Was sagen die Händler dazu?

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Zeit zum Geschenke kaufen, wenn die Läden sonst geschlossen sind. Ein sonntäglicher Bummel mit der Familie durch den Weißeritzpark. Das wird es in diesem Jahr nicht geben. Überraschend hat der Stadtrat am Donnerstag entschieden, in diesem Jahr keine verkaufsoffenen Sonntage zuzulassen – das erste Mal seit der Neureglung des sächsischen Ladenschlussgesetzes im Jahr 2007. Seitdem sind bis zu vier Einkaufssonntage, die an einen besonderen Anlass geknüpft sind, erlaubt.

Die Stadtverwaltung hatte vorgeschlagen, dass die Freitaler Händler ihre Läden außerplanmäßig am 9. Dezember zur Schlossweihnacht auf Schloss Burgk sowie am 23. Dezember zum Stollenfest in Hainsberg öffnen können – jeweils von 12 bis 18 Uhr. Die Ausnahmeregelung sollte für das gesamte Stadtgebiet gelten. Dieser sowie ein Kompromissvorschlag aus den Reihen des Stadtrats, nur einen Einkaufssonntag zu genehmigen, fanden keine Mehrheit. Letztlich wählten 19 Stadträte bei sechs Gegenstimmen und sechs Enthaltungen die Einkaufssonntage für 2018 ab. Nächstes Jahr könnte es aber wieder anders aussehen. Über die verkaufsoffenen Sonntage wird jedes Jahr aufs Neue abgestimmt.

„Ich glaube, wir brauchen die verkaufsoffenen Sonntage überhaupt nicht“, sagte der CDU-Fraktionschef Martin Rülke. „Die Adventswochenenden sollten in den Familien verbracht werden.“ Außerdem haben das Stollenfest und der Weihnachtsmarkt keine positiven Auswirkungen für die Händler. Rülke betonte, dass das seine private Meinung sei. Andere CDU-Mitglieder stimmten für keinen, einen oder für beide Einkaufssonntage oder enthielten sich.

SPD/Grüne und Linke treten seit Jahren für ein Ende der Einkaufssonntage ein. In diesem Jahr konnten sie sich – auch dank der Stimmen der CDU – durchsetzen. Sie wollen die Arbeitnehmer schützen. Außerdem gebe es genug Gelegenheiten zum Einkaufen an den anderen Tagen, so SPD-Stadtrat Thomas Käsemodel. Die Bürger für Freital und Fraktionschef Chris Meyer machten sich in der Diskussion für die zwei vorgeschlagenen Einkaufssonntage stark. Man solle den Händlern die Entscheidung selbst überlassen, ob sie aufmachen wollten oder nicht, so Meyer, der auch Chef des Unternehmerverbandes Weißeritztal ist. Er verwies auf die Konkurrenz im Online-Geschäft. „Bei Amazon fragt auch niemand, ob sie am Sonntag geöffnet haben oder nicht.

Freitals Händler nahmen die Stadtratsentscheidung am Freitag unterschiedlich auf. „Für uns hat der Einkaufssonntag gar keine Rolle mehr gespielt“, sagte Carola Rautenberg, die den Rewe-Supermarkt an der Dresdner Straße führt. In den vergangenen Jahren habe man mehrfach an dem verkaufsoffenen Sonntag teilgenommen und geöffnet. „Aber wir haben nur ein paar Hundert Euro Umsatz gemacht. Da haben wir es gelassen.“ Auch beim Kaufland zieht man die Entscheidung gelassen. „Die Kunden legen den Fokus eher auf das Einkaufen von Weihnachtsgeschenken“, teilt eine Pressesprecherin mit.

„Ich bin evangelisch und würde sowieso nicht aufmachen“, sagt Uwe Polster, der in Potschappel den Optikerladen Pochert betreibt. „Mich tangiert das nicht, weil schon der Samstag eigentlich nicht effektiv ist.“ Polster kann sich aber vorstellen, dass vor allem der Schmuck- und Uhrenhandel sowie der Weißeritzpark leidet. „Sie stehen in Konkurrenz zu den großen Zentren in Dresden“, so Polster. In der Landeshauptstadt gibt es dieses Jahr einen verkaufsoffenen Sonntag am 9. Dezember.

Henri Thorn, der unter anderem im Weißeritzpark ein Uhren- und Schmuckgeschäft betreibt, ist genervt von den jährlichen Diskussionen um die Einkaufssonntage. „Es muss eine einheitliche, landesweite Regelung her.“ Dann könne er mit jeder Entscheidung leben. „Aber so gibt es eine Ungleichbehandlung. Das ist ein Witz.“ Hätte der Stadtrat anders entschieden, hätte Thorn sein Geschäft im Weißeritzpark gern geöffnet. „Man macht da nicht das Geschäft seines Lebens“, sagt er. Aber der Einkaufssonntag werde vor allem von Familien genutzt. „Am Sonntag gibt es eine schöne Verkaufsathmosphäre.“ Es werde vor allem geschaut und dann am nächsten Tag gekauft. Das Centermanagement des Weißeritzparks war am Freitag nicht für ein Statement erreichbar.