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Freitaler Edelstahlwerk investiert Millionen

Der Betrieb hat eine neue Schmiedepresse eingeweiht. Sie hat gleich mehrere Vorteile.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Carina Brestrich

Freital. Diese Maschine hat es in sich: 160 Tonnen schwer, sechs Meter hoch und eine Druckkraft von vier voll besetzten Passagierflugzeugen. Die Rede ist von der neuen Schmiedepresse im Freitaler Edelstahlwerk. Der Koloss ist Herzstück des neuen Schmiedekomplexes, der am Donnerstag offiziell eingeweiht wurde. Neben Landrat Michael Geisler war auch Finanzminister Georg Unland (beide CDU) zu Gast, um sich die Maschine samt erweiterter Halle anzuschauen. Die rund 12 Millionen Euro schwere Investition soll künftig helfen, den Freitaler Stahl noch besser zu machen.

Finanzminister Georg Unland ließ sich die neue Technik erklären.
Finanzminister Georg Unland ließ sich die neue Technik erklären. © Karl-Ludwig Oberthür
Zwei Greifarme ziehen den Stahlblock unter der Presse hin und her.
Zwei Greifarme ziehen den Stahlblock unter der Presse hin und her. © Karl-Ludwig Oberthür

Das ist wichtiger denn je, sagt Alexander Grosse, Geschäftsführer des BGH Edelstahlwerks. Wegbrechende Märkte und die Konkurrenz aus China haben das Stahlgeschäft schwieriger gemacht. „Um im internationalen Wettbewerb weiterhin bestehen zu können, ist eine hohe Qualität unserer Produkte unabdingbar“, so Grosse weiter. Das Edelstahlwerk entschied sich deshalb, ohne Fördermittel zu investieren. So konnten im Mai 2016 die Arbeiten zur Erweiterung einer Halle unmittelbar neben dem Stahlwerk beginnen.

Im Januar endlich kam der erste Rohblock unter den Schmiedehammer. Mit kurzer Unterbrechung, bedingt durch den Ausfall einer Pumpe, läuft die Presse seither mit Erfolg, erklärt Alexander Grosse. Gefertigt von einem tschechischen Hersteller, handelt es sich ihm zufolge um eine in Deutschland bislang einmalige Maschine, die sich vor allem durch einen hohen Automatisierungsgrad auszeichnet. Mussten bisher drei Mitarbeiter die Stahlblöcke manuell unter der Presse steuern, lassen sich die Arbeitsvorgänge nun weitestgehend per Knopfdruck steuern. Dazu ist die Presse direkt mit den Abteilungen Arbeitsvorbereitung und Werkstofftechnik vernetzt.

Das aber soll nicht der einzige Vorteil der Maschine sein. „Schmiede das Eisen, wenn es noch heiß ist“, zitierte Geschäftsführer Grosse ein altes Sprichwort. „Das tun wir jetzt auch.“ So entfällt mit der neuen Presse das energieaufwendige Erhitzen des Stahls. Wurden die fertig gegossenen Stahlblöcke vor dem Schmieden bisher gelagert, sodass sie auskühlten, werden sie jetzt im warmen Zustand vom Stahlwerk zur Schmiede transportiert. Mit noch etwa 800 Grad erreichen sie dort den Ofen, wo sie noch einmal auf etwa 1 200 Grad erhitzt werden, bevor sie von zwei Greifarmen unter der Presse hin- und hergeschoben und geschmiedet werden. Dabei können künftig auch Hohlräume im Material noch besser minimiert und eine höhere Materialdichte erzielt werden. Das Ergebnis: eine höhere Qualität und bessere Eigenschaften des Stahls.

Sachsens Finanzminister Georg Unland (CDU) betonte bei der Einweihung am Donnerstag, wie wichtig solche Investitionen angesichts des Nachwuchsmangels in der Wirtschaft sind. Laut Unland würden pro Jahrgang in Sachsen etwa 60 000 Menschen in den Ruhestand gehen. Ihnen folgen aber nur 30 000 Menschen pro Jahrgang nach. Die Frage sei deshalb, wie sich das Wohlstandsniveau künftig halten lässt: „Das geht nur über Investitionen in Automatisierungstechnik und Modernisierung von Fabriken“, sagte er am Donnerstag. Nur so könne das Gleiche mit weniger Menschen geleistet werden.

Für das BGH Edelstahlwerk ist die neue Presse samt Halle die dritte große Investition binnen weniger Monate. Seit Kurzem verteilt eine 3,5 Millionen Euro teure neue Schaltanlage den Strom im Werk. Und für 3,6 Million Euro sorgt eine neue Lagerhalle an der Ecke Umgehungsstraße/Schachtstraße dafür, dass die Kunden rascher bedient werden können. Dabei aber soll es nicht bleiben.

Laut Sönke Winterhager, Aufsichtsratsvorsitzender der Konzernmutter BGH, soll ein weiterer Schmiedeofen angeschafft werden. Details wollte er am Donnerstag noch nicht verraten.