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Freital surft schneller

Die Freitaler Strom und Gas hat Millionen in den Breitbandausbau investiert. Jetzt macht ein Konkurrent weiter.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Andrea Schawe

Freital. Fast 25 Kilometer neue Glasfaserkabel liegen nun in der Erde, 100 Schächte hat die Stadttochter Freitaler Strom und Gas (FSG) seit Oktober in die Straße gegraben. Insgesamt 49 eigene Verteilerkästen wurden eingebaut. Rund drei Millionen Euro hat das gekostet. Das Ergebnis: Die Freitaler können deutlich schneller im Internet surfen. Der erste Bauabschnitt der Ausbauinitiative des städtischen Unternehmens ist seit August beendet – drei Monate später als eigentlich geplant.

„Die Technik war schon eher fertig“, sagt Ulrich Rudolph, der kaufmännische Geschäftsführer der FSG. Es habe allerdings organisatorische, juristische und vertragliche Hürden gegeben, die den Prozess erheblich verzögert haben. „Wir haben die Internetversorgung aber auch vom Platzhirsch übernommen“, sagt Rudolph.

Bisher konnten in Freital kaum Geschwindigkeiten von mehr als 16 Megabit pro Sekunde erreicht werden. Ausnahme sind die Kunden des Anbieters Tele Columbus, der ein eigenes Leitungsnetz aufgebaut hat und über Fernsehkabel schnelles Internet anbieten kann. Die meisten Freitaler müssen aber sehr lange warten, wenn sie etwa große Bilder per E-Mail verschicken wollen – das liegt vor allem an den veralteten Leitungen. Die Deutsche Telekom als Netzbetreiber hat in Freital zwei sogenannte Hauptverteiler – einen in Zauckerode und einen an der Güterstraße in Deuben. Das Leitungsnetz dort erlaubt zwar theoretisch Übertragungsgeschwindigkeiten von hundert Megabit pro Sekunde. Weil an den Leitungen danach aber immer viele Haushalte hängen und die Signale zum Teil über nicht zeitgemäße Kupfer-Leitungen übertragen werden, kommen am heimischen Computer nicht viel mehr als zehn Megabit pro Sekunde an.

Mit einem Trick umgeht die FSG nun dieses Leitungsnetz. In der Fachsprache nennt sich dieses Verfahren Vectoring oder „überbauen“. Dazu hat das städtische Unternehmen einen eigenen Hauptverteiler auf dem Firmengelände an der Potschappler Straße gebaut. Die Kabelverzweiger der Deutschen Telekom werden dann mit einem eigenen Schalterschrank „überbaut“. Die Technik in dem Schrank sorgt unter anderem dafür, dass sich die Signale in den nachfolgenden Leitungen nicht mehr gegenseitig stören. So sind nach dem Schrank 100 Megabit statt 16 Megabit pro Sekunde möglich. Gedämpft wird die Leistung lediglich durch die Kupferleitungen, die von den Schränken wegführen und zu den Haushalten führen. 50 Megabit pro Sekunde könnte die FSG aber jedem Kunden anbieten – also rund fünfmal mehr als heute.

Zweijährige Vertragsbindung bei anderen Anbietern

Theoretisch könnten nach Abschluss der Bauarbeiten 10 000 Haushalte in Freital schneller im Internet surfen – die FSG hat schwerpunktmäßig in Wurgwitz, Zauckerode, Pesterwitz, Burgk, Birkigt und Kleinnaundorf ausgebaut. Außerdem wurden die Häuser entlang der Dresdner Straße und das Poisental an die schnellere Technik angeschlossen. Auch in Oberhermsdorf ist schnelles Internet verfügbar. „Momentan haben wir 300 aktive Kunden, die unser Netz nutzen“, sagt Jens Schulze, der Vertriebsleiter der FSG. Das Unternehmen hat allerdings knapp 1000 Verträge geschlossen. „Viele Kunden sind noch an ihren alten Anbieter gebunden“, sagt Schulze. Meist haben diese Verträge eine zweijährige Laufzeit, bevor die Kunden wechseln können. „Das haben wir unterschätzt.“

Zufrieden ist das Unternehmen mit den Zahlen nicht. „Wir hatten eine andere Dynamik aus Kundensicht erwartet“, so Jens Schulze. Wer sich für die FSG als Anbieter entscheidet, zahlt für die schnellste Übertragungsgeschwindigkeit 49,90 Euro pro Monat – inklusive Telefon-Flatrate ins deutsche Festnetz und Fernsehen. Mitbewerber, wie Tele Columbus, sind etwa zehn Euro günstiger. Punkten will das städtische Unternehmen vor allem mit gutem Service und Ansprechpartnern vor Ort.

Trotzdem ist die FSG überzeugt, dass der Ausbau mit Glasfaser eine zukunftsfähige Lösung ist. „Der Bedarf an einem Internetzugang mit guten Übertragungsraten wird zunehmen“, ist sich der Vertriebsleiter sicher. Vectoring sei aber nur eine Übergangslösung für die kommenden fünf bis zehn Jahre. „Wichtig ist, dass wir mit dem Glasfaserkabel schon am Verteilerschrank sind.“

Glasfaser bis ins Haus

Die FSG wird ihr Netz deswegen noch erweitern und im Stadtgebiet Glasfaserleitungen verlegen – aktuell etwa an der Schacht- und der Poisentalstraße. Über Abzweige reichen diese Leitungen dann direkt bis in die Wohnhäuser. Der Fachbegriff dafür lautet „fiber to the home“, also Glasfaser bis ins Haus. Dann sind nach jetzigem Stand sogar Geschwindigkeiten ab 100 Megabit pro Sekunde möglich. Teilweise haben Haushalte in Hainsberg und Weißig schon direkten Zugang zum Glasfaserkabel. „Das werden wir in den kommenden Jahren fortführen“, sagt Geschäftsführer Ulrich Rudolph.

Eigentlich wollte die FSG auch den zweiten Bauabschnitt beim Vectoring übernehmen. Bis 2018 sollten auch die restlichen rund 10 000 Haushalte in Freital schnelles Internet bekommen. „Das mussten wir streichen“, sagt Ulrich Rudolph. Die Deutsche Telekom werde den Vectoring-Ausbau selbst übernehmen. „Sie waren bei der Ausschreibung schneller.“ Das sei aber nicht zum Nachteil des Kunden. „Bis 2018 könnte Freital die erste Stadt sein, die flächendeckend mit schnellem Internet versorgt ist“, sagt Rudolph.