Merken

Freital feiert den Advent

Auf Burgk wurde am Wochenende gehämmert, gebacken und gebrutzelt. Und das Museum bekam einen neuen Wächter.

Teilen
Folgen
© Andreas Weihs

Von Jörg Stock

Freital. Omi Dagmar hat da so einen Verdacht. Es könnte sein, sagt sie, dass ihre Enkelin Nancy gar nicht mehr an den Weihnachtsmann glaubt. Sie ist ja auch schon sieben Jahre. Aber offiziell sagt Nancy das nicht. „Offiziell glaubt sie dran.“ Insbesondere jetzt, wo sie dem Ruprecht auf Nasenlänge gegenübersteht und ihm das Verslein vom Advent und den vier Lichtlein aufsagt. Er fragt listig nach dem fünften Lichtlein, aber Nancy tappt nicht in die Falle und der Alte muss sich selbst vergackeiern: „Wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hat der Weihnachtsmann verpennt! Hoho!“

Begegnungen im Schlosshof

Eine Leckerei von der Rolle Bei Andreas Michael, Thomas Schreier und Torsten Börner gab es gebackene Teigröhren im Zuckermantel nach Vorbild der tschechischen Trdelniks.
Eine Leckerei von der Rolle Bei Andreas Michael, Thomas Schreier und Torsten Börner gab es gebackene Teigröhren im Zuckermantel nach Vorbild der tschechischen Trdelniks.
Auf Haflingern durch den Schlosspark Anika (6,l.) und Emely (4) aus Freital drehten mit den Haflingerpferden Amy und Cindy und den Betreuerinnen Lisa und Anne ihre Runden.
Auf Haflingern durch den Schlosspark Anika (6,l.) und Emely (4) aus Freital drehten mit den Haflingerpferden Amy und Cindy und den Betreuerinnen Lisa und Anne ihre Runden.
Auf Tuchfühlung mit Ruprecht Nancy (7) aus Pirna sagte dem Weihnachtsmann ein Gedicht auf. Der gut gelaunte Rauschebart bedankte sich mit Gummitieren und Schokolade.
Auf Tuchfühlung mit Ruprecht Nancy (7) aus Pirna sagte dem Weihnachtsmann ein Gedicht auf. Der gut gelaunte Rauschebart bedankte sich mit Gummitieren und Schokolade.

Nein, der Weihnachtsmann hatte nicht verpennt. Am Sonnabendnachmittag traf er pünktlich zum Auftakt des Freitaler Schlossadvents auf Burgk ein, auch wenn vom meterhohen Schnee, gewünscht von Freitals OB Uwe Rumberg, nichts zu sehen war. Der Bärtige erfüllte auch gleich den ersten Wunsch: Der Museumsdirektor brauche dringend einen Wächter, erklärte er und hängte dem Stadtchef Mantel und Schlüssel um und stülpte ihm eine Schirmmütze über. Rumberg sagte, er werde die Nebentätigkeit als Museumswärter dem Landrat melden müssen. „Aber bestimmt darf ich ab und zu mal Streife laufen.“

Die kleine Budenstadt ist dieses Jahr zum siebten Mal im alten Wohnsitz des Burgker Kohlebarons aufgebaut und hat inzwischen ihr Stammpublikum. Dazu zählen auch Dagmar und Dietmar Bieleke, die Großeltern von Nancy. „Wir sind Fans“, sagt Dagmar, „und kommen jedes Jahr her.“ Extra aus Pirna reist die ganze Familie an. Warum das? „Weil es hier schön ist und man gut an die Buden rankommt“, sagt Dagmar. „Und die Leute sind nett“, ergänzt Dietmar. „Die Atmosphäre stimmt.“ Nancy kehrt mit Gummitierchen und Schokolade vom Ruprecht zurück. Jetzt geht sie basteln, Oma und Opa werden sich derweil einen Glühwein zum Aufwärmen besorgen.

Um die innere Kälte zu vertreiben, hat Andreas Michael in seinem Hüttchen etwas Exotisches am Start: Opas Ingwerschnaps. Der Opa ist er selbst. Mit viel Experimentieren hat er das Gebräu perfektioniert. „Es ist gesund“, sagt er, „aber man muss es mögen.“ Süß und brennend putzt es den Rachen. Die Hauptattraktion aber, die Andreas mit seinen Kumpels Thomas und Torsten anbietet, sind die „Zuckerrollis“, gebackene Teigröhren in einem Zucker-und-Zimt-Mantel. Man kennt Ähnliches aus Tschechien, wo sie Trdelnik heißen.

Gasgerät von Freunden entwickelt

Die Tschechen backen ihre Trdelniks über Holzkohle. Die Freitaler dagegen haben ein Gasgerät im Einsatz, ein Unikat, gemeinsam entwickelt von Freunden, die in Prag leben, und einem Gasgrillproduzenten. Auf der Stahlvorrichtung können acht Backrollen gleichzeitig via Kettenantrieb rotieren und sechzehn Zuckerrollis herstellen. Das Trio benutzt den Apparat bislang nur hobbymäßig. Und was, wenn ein Investor käme und das Ding groß rausbringen wollte? „Da ließe sich drüber reden.“

Der Mensch, dem garantiert nicht kalt wird auf dem Markt, heißt Matthias Sengenberger. Obwohl die Temperatur gegen null geht, steht er in Hemdsärmeln da. Allerdings hat er ein 1 000 Grad heißes Schmiedefeuer vor sich und in der Faust einen wuchtigen Hammer, mit dem er flink auf ein rotglühendes Metallstück haut. Der Weihnachtsmarkt ist eine gute Gelegenheit, sagt er, endlich mal das Messer anzufertigen, das er einem Kumpel versprochen hat. Schmied ist Herr Sengenberger nämlich nur drei- bis viermal im Jahr – auf Mittelaltermärkten und in Museumsdörfern. Im Alltag fährt er Bagger. Als Hobbyschmied kann er sich austoben, körperlich und gestalterisch, und vor allem etwas mit den eigenen Händen schaffen. „Das ist heute selten geworden.“ Ob er seinen Schmiedehammer auch mal an die Marktbummler abgeben würde? „Jederzeit“, sagt er und deutet auf die herrenlose Schürze am Haken. „Aber auf eigene Gefahr.“

Den 7. Freitaler Schlossadvent gibt es auch am zweiten Adventswochenende, am 3./4. Dezember, 12 bis 19 Uhr. Die Weihnachtsschau ist jeweils 10 bis 19 Uhr zu sehen.