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Freispruch im Brandstiftungsprozess

Im März 2013 brannte ein Ferienhaus in Seyde ab. Die Ursache wird wohl nie eindeutig zu klären sein.

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© Egbert Kamprath

Dippoldiswalde. Die Berufungsverhandlung gegen einen Dresdner Hausmeister, den das Dippser Amtsgericht im Mai des vergangenen Jahres wegen fahrlässiger Brandstiftung zu einer Geldstrafe verurteilt hatte, endete in dieser Woche am Landgericht in Dresden mit einer faustdicken Überraschung.

In Berufung gegangen waren sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Angeklagte. Die Staatsanwaltschaft wollte mit ihrer Berufung eine Freiheitsstrafe erreichen, der Angeklagte einen Freispruch. Doch am Ende plädierte nicht nur dessen Verteidigerin, sondern auch die Staatsanwältin auf Freispruch. So lautete dann auch der Richterspruch.

Damit wird sich wohl nie klären lassen, warum am 4. März 2013 in den Nachmittagsstunden in Seyde ein erst zehn Jahre altes Ferienhaus, ein schmuckes Blockhaus, in Flammen aufging. Das Feuer leistete ganze Arbeit. Das Haus war nicht mehr zu retten. An jenem kalten Märztag waren am Vormittag Feriengäste abgereist. Zuvor hatten sie den Kaminofen noch einmal kräftig mit Holz angeheizt. Gegen 10.30 Uhr kam der Hausmeister, der sich im Auftrag des Eigentümers darum kümmert, dass die nächsten Mieter das Feriendomizil wieder sauber und ordentlich vorfinden.

Er will nach eigener Aussage als eine seiner ersten Arbeiten die Asche aus dem Ofen geholt haben. Sie sei noch warm gewesen, Glutnester habe er aber keine gesehen, erklärte der 47-Jährige. In einem Alu-Eimer habe er die Asche, die eine etwa fünf Zentimeter hohe Schicht bildete, vors Haus in den Schnee gestellt. Gegen 16.50 Uhr, kurz bevor er wieder nach Dresden zurückfuhr, habe er die Asche in die Mülltonne geschüttet. Sie hätte auf den Komposter gehört, doch der Weg dahin war verschneit. Die Tonne war aus Plaste. Gegen 17.30 Uhr entdeckte jemand im Vorbeifahren, dass das Haus brannte. Die Feuerwehr konnte nicht mehr viel ausrichten. Die Ruine wurde abgerissen, inzwischen soll ein neues Haus an ihrer Stelle stehen.

War es die Asche, ein Stromkabel oder Brandstiftung?

Das Dippser Amtsgericht gründete sein Urteil auf den Aussagen eines Brandermittlers, der nach dem Brand vor Ort Untersuchungen anstellte. Er war sich sicher, dass das Feuer unmittelbar von den Mülltonnen unter dem Carport ausgegangen ist. In diesem Bereich gab es auch die größten Brandschäden. Außerdem hatte der Angeklagte, als er noch während des Brandes zu Hause in Dresden erfuhr, was passiert war, umgehend eine Bekannte in Seyde angerufen, ihr gesagt, das Ferienhaus würde brennen, es könne nur die Aschetonne sein und sie gebeten, die Tonne von ihrem Standort wegzuziehen. Demnach muss er sich selbst nicht sicher gewesen sein, dass die Asche völlig erkaltet war.

Im Prozess beteuerte er aber seine Unschuld. Seine Verteidigerin führte an, dass es auch andere Brandursachen geben könnte wie ein defektes Stromkabel oder mutwillige Brandstiftung. Doch selbst ein vom Angeklagten bestellter Sachverständiger konnte nicht ausschließen, dass es noch heiße Asche war, die den Brand ausgelöst hat. Doch genau das sah ein anderer Experte, den der Dresdner Richter Markus Fuchs für den Berufungsprozess zu Rate gezogen hatte, anders. Zwar kam er auch zu dem Schluss, dass der Brand im Bereich der Mülltonnen ausgebrochen sein muss. Doch dass die Asche der Auslöser war, hält er für mehr als unwahrscheinlich – vorausgesetzt, es ist alles so abgelaufen, wie es der Angeklagte geschildert hat. Daran haben zwar sowohl die Staatsanwältin wie auch der Richter erhebliche Zweifel, wie beide erklärten. Doch es gelte noch immer der Satz: Im Zweifel für den Angeklagten, so der Richter. Die Staatsanwältin kritisierte, dass sich die Brandermittler, die am Ort des Geschehens waren. „ … etwas zu schnell selbstgefällig auf die von ihnen ins Auge gefasste Ursache eingelassen haben.“ Gründlichere Ermittlungen, die diese Ursache bestätigen und andere ausschließlich könnten, sind dadurch unterblieben. Es sei nur ein Freispruch zweiter Klasse, gab der Richter dem Hausmeister mit auf den Weg. Denn die Zweifel werden bleiben.