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Freie Kunst hinter geschlossenen Türen

Die Alte Feuerwache zeigt Bilder, die von Dresdner Häftlingen gemalt wurden.

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© René Meinig

Von Theresa Hellwig

Ein Junge hält Blumen hinter dem Rücken. Vor ihm steht ein Mädchen: Bein angewinkelt, Hände vor der Brust – ganz offensichtlich verzückt. Die beiden Figuren auf dem Gemälde sind komplett schwarz. Man erkennt nur Silhouetten, denn im Hintergrund geht die Sonne als roter Feuerball unter. Zart wirkt dieses Kunstwerk; umso überraschender scheint, wer es gemalt hat:

Der Künstler ist ein Gefängnisinsasse. „Kreativ hinter Gittern“ hat Christiane Harig die Ausstellung genannt, in der sie in der Alten Feuerwache in Loschwitz die Bilder präsentiert, die Inhaftierte der Dresdner Justizvollzugsanstalt (JVA) in ihren Kunstkursen malen. Seit 20 Jahren besucht die 78-Jährige einmal wöchentlich das Gefängnis. „Manche Kursteilnehmer sagen hinterher, dass sie nie dachten, so ein Bild malen zu können“, erzählt Harig. Genau das sei es, was ihr den Antrieb gebe, diesen Kurs zu leiten:

Den Inhaftierten zu einem persönlichen Erfolg verhelfen. Lucie Freynhagen, Projektmanagerin der Alten Feuerwache, findet: „Es ist interessant, womit sich die Inhaftierten kreativ auseinandersetzen. Die Bilder zeigen Städte, Landschaften, Tiere – Dinge, die sie im Gefängnis nicht zu Gesicht bekommen.“

Die Namen der Urheber stehen nicht unter den Werken. Dass ihre Bilder nun in einer Ausstellung gezeigt werden, wissen die Künstler nicht. „Viele Teilnehmer überlassen mir die Arbeiten. Ich kenne ihre Adressen ja gar nicht, ich kann sie also nicht informieren“, erklärt Harig.

Angst habe Harig nie, wenn sie die Kurse besuche. Schwierig sei allerdings, dass sie nie wisse, wann jemand komme oder gehe und wie lange ein Teilnehmer bleibe. Auch, warum die Kursteilnehmer in der JVA sind, erfährt Harig nicht. Ganz unterschiedliche Kunstwerke entstehen in ihrem Kurs. Es gibt Specksteinfiguren, Bilder mit Aquarell-, Acryl- oder Ölpastellfarben.

Auch die Motive sind vielfältig: Im Ausstellungsraum hängt ein zwinkernder Hitler, ein afrikanisch anmutendes Bild mit rennenden Tieren, diverse Katzenmotive. Gemeinsam haben die Bilder die Farbvielfalt. Ein Ausstellungsstück zeigt einen Mann mit Ziegenbart. Harig deutet darauf: Das sei „der zornige Gefängniswärter“, habe ihr der Künstler erklärt.

Die Ausstellung ist noch bis Sonntag in der Alten Feuerwache, Fidelio-F.-Finke-Straße 4, zu sehen. Öffnungszeiten: So 14–18 Uhr.