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Freie Fahrt durch Reinhardtsgrimma

Der erste Teil der Ortsdurchfahrt ist fertig. Nun hoffen viele, dass die Arbeiten weitergehen. Doch das ist nicht sicher.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Reinhardtsgrimma. Über viele Jahre prägten Protestplakate das Ortsbild von Reinhardtsgrimma. Anlieger sprachen sich gegen den geplanten grundhaften Ausbau der Ortsdurchfahrt aus. Nach dem Fertigstellen des ersten Bauabschnitts meldete sich am Donnerstagnachmittag die andere Seite mit einem Plakat zu Wort. „Danke für den Ausbau“ ist auf dem Banner zu lesen, das Ortsvorsteher Jochen Liebe mit Gerd Kluge vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) und Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) gut sichtbar an der Ortsdurchfahrt aufhängte. Gut 30 geladene Gäste schauten zu, wie der erneuerte Abschnitt zwischen Lockwitzbrücke und Ortsausgang Kreischa offiziell freigegeben wurde.

Sieben Jahre liegen zwischen den Bildern. 2010 dominierten Protestplakate das Ortsbild.
Sieben Jahre liegen zwischen den Bildern. 2010 dominierten Protestplakate das Ortsbild. © Peter Kuner

In den letzten eineinhalb Jahren hat hier allein das Landesamt 1,2 Millionen Euro investiert. Da auch Teile der Kreisstraße erneuert, ein 1,50 Meter breiter Fußweg angelegt und die Abwasserentsorgung erneuert wurden, investierten hier auch das Landratsamt, die Stadt Glashütte und der Abwasserbetrieb rund 700 000 Euro. Ein Großteil wurde gebraucht, um die Leitungen neu zu ordnen und eine fachgerechte Entwässerung zu bauen, sagte Kluge.

Dreßler erinnerte an die Schwierigkeiten, die die Stadt mit dem Bau hatte. Der Ausbau habe viel Kraft und Zeit gekostet. Sicher hätte man schon weiter sein können, hätte es im Dorf nicht diesen Widerstand gegeben. Die Bürgerinitiative, die sich im April 2010 gegründet hatte, um den grundhaften Ausbau zu verhindern, habe das Projekt zurückgeworfen. Der Streit sei „fast eskaliert“, sagte er. Letztlich sei es aber gelungen, die Wogen zu glätten. Er sei sich sicher, dass den meisten Einwohnern die neue Straße gefällt. Reinhard Hasler, Sprecher der Bürgerinitiative „Neue Dorfstraße statt Autobahnzubringer“, gehört nicht dazu. Das Ergebnis sei für ihn „durchwachsen“. Mehr wollte er auf SZ-Nachfrage nicht sagen. Die Initiative werde sich in den nächsten Tagen ausführlich äußern.

Bäckerladen schließt

Die SZ hörte sich auch bei Gewerbetreibenden um. Konkrete Auswirkungen hatten die Bauarbeiten auf das Reinhardtsgrimmaer Geschäft der Bäckerei Pfützner aus Schmiedeberg. Das war für die Zeit der Bauarbeiten vom Durchgangsverkehr abgeschnitten. Dadurch habe man viele Kunden verloren, sagt Bäckermeister Thomas Pfützner. Das sei einer der Gründe, Ende Oktober aus dem Pachtvertrag auszusteigen. Wie es dort weitergeht, stehe noch nicht fest. Die Inhaberin des Ladengeschäfts sucht nach einer Lösung.

Auch Grit Petersohn, die ein Fotogeschäft an der Hauptstraße betreibt, war über Monate hinweg von der Baustelle betroffen, allerdings eher indirekt. Denn viele ihrer Kunden aus Hausdorf, Kreischa und Cunnersdorf kamen nicht, weil ihnen der Weg durch die Umleitungen zu weit war. „Ich kann das verstehen, ich bin selbst ein bequemer Mensch“, sagt die Fotografin. Sie sieht zwar ein, dass der zu erneuernde Teil der Straße voll gesperrt werden musste. Doch mit der Ausschilderung der Umleitung sei sie nicht einverstanden gewesen, denn ihr Geschäft blieb von Hirschbach und Niederfrauendorf trotz der Arbeiten durchweg erreichbar. Doch das sei nun Geschichte. Mit der Straße ist sie vollends zufrieden. „Sie ist sehr schön geworden. Ein Lob an die Bauleute“, sagt sie. Nun hoffe sie, dass das Landesamt möglichst schnell den Abschnitt zwischen der Lockwitz und dem Oberdorfplatz baut. „Ich bin gern bereit, ein Stück Land abzugeben, um einen Fußweg zu bekommen“, sagt sie. „Leider hat mich noch keiner gefragt.“

Mit gutem Grund. Denn so schnell wird hier nicht gebaut. Es müssen noch „umfangreiche planerische Vorarbeiten geleistet werden“, sagt Lasuv-Sprecherin Isabel Siebert. Daher könne noch nichts zum möglichen Baustart gesagt werden. Auch Gerd Kluge, beim Lasuv als Abteilungsleiter für die Ingenieurbauten zuständig, konnte den Reinhardtsgrimmaern keine genauen Angaben machen. Nur soviel: „Ich bin guter Dinge, dass wir hier weiterbauen.“ Schließlich sei schon viel Geld in die Planung geflossen. Frau Petersohn ist über diese Auskunft nicht so erfreut: „Ich hätte auch so eine schöne Straße vor dem Haus.“