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Frauenverein gibt auf

Das Frauenzentrum wird geschlossen und der Verein liquidiert. Es fehlt an Geld und Nachwuchs.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Nach 23 Jahren wird ein Kapitel der Frauen- und Sozialarbeit in Döbeln geschlossen. Der Frauenverein Regenbogen gibt auf. Statt eines Monatsplans schickte Schatzmeisterin Marina Schulze am Montag eine Pressemitteilung: „In der Mitgliederversammlung vom 22. Mai wurde beschlossen, nach 23 Jahren unseren Verein zum 30. September 2017 aufzulösen.“ Der Frauenverein gibt personelle und finanzielle Gründe für diesen Schritt an. Es mangele an Nachwuchs für den Vorstand und die Vereinsarbeit. „Wir haben keine Leute mehr, die Projekte entwickeln. Ohne Projekte bekommen wir kein Geld. Und ohne Geld bekommen keine Leute“, beschreibt Marina Schulze die Abwärtsspirale, in der der Verein geraten ist.

Einnahmen werden vor allem noch aus dem Kleiderbasar und Beiträgen der Frauen in den Freizeitgruppen erwirtschaftet. „Wir haben keine Reserven mehr. Der Basar bringt nicht so viel ein und wir können auch nicht so hohe Beiträge erheben. In den Gruppen sind viele Frauen, die mit wenig Geld zurechtkommen müssen“, so Schulze. Es sei sehr mühselig, finanziell nur noch von Monat zu Monat zu planen. In den elf Freizeitgruppen, die den Kern der Vereinsarbeit ausmachten, haben die Frauen getanzt, Gymnastik getrieben und Handarbeiten ausgeführt. Auch das eine oder andere Fest wurde gefeiert und Ausflüge unternommen.

Noch bis 14. September ist der Kleiderbasar an der Zwingerstraße geöffnet, so Marina Schulze. „Ab 1. Oktober werden wir den Verein liquidieren. Wir werden ohne Schulden gehen.“ Möglicherweise kann es aber für die Frauengruppen unter einer anderen Trägerschaft weitergehen. „Wir sind mit der TAG Wohnen im Gespräch. Die könnte eine Begegnungsstätte einrichten, in der sich die Gruppen treffen.“ Solche Begegnungsstätten unterhält die TAG schon in Döbeln Ost und Döbeln Nord.

Irina Schädlich, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, hatte die Arbeit des Frauenvereins immer unterstützt. „Es macht mich sehr traurig, dass es jetzt zu Ende geht. Aber da kann man nichts machen.“ Sie sei sehr froh darüber gewesen, dass der Verein frauenspezifische Projekte in Döbeln betrieben habe. „Dadurch ist die Frauenarbeit recht ordentlich gewesen. Ich habe die Beurteilungen zu jedem Projekt geschrieben und damit geholfen, dass der Verein Fördermittel bekommt. Die Ideen und die Leitung sind aber von den Vereinsfrauen gekommen.“

In seinen besten Zeiten hatte der Frauenverein mehrere fest angestellte Sozialarbeiterinnen. Eines der wichtigsten Projekte war die Frauenschutzwohnung, in der im Laufe von 18 Jahren etwa 600 Frauen und Kinder Schutz vor häuslicher Gewalt gefunden hatten. Ein anderer wichtiger Zweig war die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vom Mädchentreff bis zur Ferienbetreuung. Auch Arbeit mit Migrantinnen und Seniorinnen wurde vom Verein betrieben. Der Frauenverein war 1994 von der bereits verstorbenen Birgit Lehmann und 20 Frauen in Döbeln Ost gegründet worden. Mit zu den ersten Projekten gehörte das Frauenfrühstück und Seniorinnengruppen.

Einen Bruch hatte es im Jahr 2014 gegeben. Damals zeigte ein Döbelner den Frauenverein wegen angeblicher Veruntreuung von Fördermitteln bei der Staatsanwaltschaft Chemnitz an. Von den Vorwürfen ist am Ende zwar nichts übrig geblieben – es gab nie eine Anklage. Allerdings hatten wichtige Fördermittelgeber ihre Zahlungen eingestellt. Damals musste der Verein seine hauptamtlichen Sozialarbeiterinnen entlassen, die für die Frauenschutzwohnung und für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig waren.