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Frauenpower auf der Rennstrecke

Etwa 90 Starter versuchten, den Finallauf zu erreichen. Sie müssen sein wie ihr Auto: robust und leistungsfähig.

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© Dietmar Thomas

Von Markus Möller

Hartha. Heulende Motoren, Benzingeruch und eine Modderwiese – das macht das Stockcar-Rennen in Hartha aus. Das Rennen ist nichts für allzu zartbesaitete Zeitgenossen. Und geht man zwischen den ausgehöhlten Autos entlang, sieht man vor allem bärtige Männer, die an ihren Karren herumschrauben oder sich ein Bier genehmigen und nachdenklich auf das Geschehen auf der Rennstrecke schauen. Aber auch im Motorsport scheint sich das schönere Geschlecht mehr und mehr zu etablieren. Nicht nur in Form von Go-go-Tänzerinnen bei der Warm-Up-Feier – auch hinter dem Steuer. Das IFA-Motorsportteam aus Aschershain hat an diesem Sonnabend sogar eine Frauenquote, von denen einige Unternehmen nur träumen können. Zwei der vier Mitglieder dieses Teams sind weiblich. Fünfzig Prozent Frauenpower also für Hartha: „Einige Stockcar-Events bieten extra Klassen für Frauen an, aber hier sind Frauen im Rennen schon etwas Besonderes.“, sagt Diana Suhrmann. Sie ist in diesem dieses Jahr zum ersten Mal am Start. Weil ihr Sohn Florian für das IFA-Team fährt, begleitet sie den Motorsport schon seit einigen Jahren – dieses Jahr hat sie sich spontan dazu entschieden, selbst mit auf die Piste zu gehen.

Rennleiter Camillo Rößiger schickt die Autos über 1600 Kubikzentimeter auf die Strecke. Er ist zum sechsten Mal Rennleiter in Hartha.
Rennleiter Camillo Rößiger schickt die Autos über 1600 Kubikzentimeter auf die Strecke. Er ist zum sechsten Mal Rennleiter in Hartha. © Dietmar Thomas
Die Zuschauer des Stockcar-Rennens am Heegweg, das vom MSC Hartha organisiert wird, sahen spannende Wettkämpfe und so manchen Zusammenstoß.
Die Zuschauer des Stockcar-Rennens am Heegweg, das vom MSC Hartha organisiert wird, sahen spannende Wettkämpfe und so manchen Zusammenstoß. © Dietmar Thomas

Bei ihrem Stockcar-Debüt wird Diana Suhrmann dabei gleich ins kalte Wasser geworfen: „Es gibt dafür keine Trainingsmöglichkeiten – das erste Rennen bedeutet für mich tatsächlich, dass ich zum ersten Mal ein Stockcar fahre“, sagt Diana Suhrmann. Jana Teichgräber hingegen hat schon im vorigen Jahr mit dem Fahren begonnen. Seit acht Jahren ist sie dabei und unterstützt unter anderem das Team als Kassenwärterin. Ziel der IFA-Fahrer ist es natürlich, sich an diesem Sonnabend für einen Finallauf zu qualifizieren. „In den letzten Jahren sind wir meist knapp am Finale vorbeigeschrammt“, sagt Jana Teichgräber.

Für Erfolg im Stockcar braucht es zunächst ein gut präpariertes Auto. Es muss einerseits robust sein und andererseits viel Leistung haben. Für den Aufbau eines Stockcars sind gewisse Kriterien zu beachten. „Ein Stockcar zeichnet aus, dass alles Überflüssige aus dem Wagen entfernt ist“, sagt Hans-Jürgen Estler, der das Rennen in Hartha seit 15 Jahren als Vorstandsmitglied des MSC mit organisiert. Außerdem gehöre zum Stockcar ein Überrollkäfig, der das Gehäuse verstärkt – sämtliche Glasbauteile müssen hingegen ausgebaut und der Tank ins Wageninnere verlegt werden. Jedes Stockcar verfügt zudem über einen Elektro-Notschalter.

Und was braucht es zu einem guten Stockcar-Rennfahrer? „Eigentlich muss der Fahrer ähnliche Eigenschaften haben wie das Auto“, sagt Diana Suhrmann. Robust also und leistungsfähig, aber man müsse auch mit Köpfchen fahren. Und besonders wichtig natürlich: keine Berührungsängste mit Schlamm und Dreck. Höhepunkt des Rennens war wieder der Vernichtungslauf am Sonntag, an dem 17 Fahrzeuge teilnahmen. Das Auto mit der Nummer 123 schaffte es dann bis ins Ziel.

Wie in den vergangenen Jahren waren das DRK und die Kameraden der Feuerwehr im Einsatz, um für Sicherheit auf der Strecke zu sorgen. „Ohne deren Unterstützung und der vieler freiwilliger Helfer wäre das Rennen undenkbar“, sagte Hans-Jürgen Estler.

Das Stockcar-Rennen sei wieder eine gelungene Veranstaltung gewesen – allerdings mit einem Wermutstropfen, so Hans-Jürgen Estler. Es kam am Sonntag zu einem Unfall, bei dem der Fahrer allein beteiligt war. Er musste mit dem Helikopter zur weiteren Versorgung ins Krankenhaus geflogen werden. „Das Zusammenspiel der Rettungskräfte hat reibungslos funktioniert“, sagte der Vize-Vereinschef.