Merken

Frauen öffnen neue Läden

Die Post, der Deko-Laden „Dein Ambiente“ und das „Frauenzimmer“ sind nicht nur gut gestartet. Sie haben schon Stammkundschaft gewonnen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Anne Hübschmann

Von Susanne Plecher

Großenhain. Einen Laden in einer Kleinstadt zu eröffnen, ist in Zeiten boomenden Internetvertriebs und schwächelnden Direkthandels eher eine Entscheidung gegen den Trend. Doch der Mut, den Angela Naumann, Heike Claus und Yvonne Weser dafür aufgebracht haben, scheint sich auszuzahlen. Über ein Jahr nach ihrer Eröffnung haben sich die Post mit Lotto- und Schreibwarenladen von Frau Naumann sowie der Deko- und Geschenkeladen „Dein Ambiente“ von Frau Claus auf dem Markt bewiesen. Auch das „Frauenzimmer“, das Frau Weser erst seit gut drei Monaten betreibt, hat bereits eine Nische gefunden.

„Dein Ambiente“ punktet mit Top-Lage

Heike Claus hat umdekoriert und alles, was an Weihnachten erinnert, im Lager verstaut. In ihren Geschenkeladen am Hauptmarkt 3 ist der Frühling eingezogen. Er wartet auf mit Porzellanblüten in fröhlichem Apfelgrün, Häschen in edlem Weiß und zartbunten Ostertischkränzen. Das Sortiment – Vasen, Schalen, Kerzen, Dekoartikel – ist in Großenhain alles andere als konkurrenzlos und im Notfall verzichtbar. Heike Claus sieht das anders: „Es ist schön für die Seele. Jeder braucht ein schönes Zuhause“, sagt sie. Der Zuspruch gibt ihr Recht. Nicht selten kommen Kundinnen mit Bodenvasen oder Schalen und lassen sie von ihr dekorieren. Andere zeigen Handyfotos ihrer Wohnung und bitten um Rat.

„Der Laden läuft gut, die Zahlen stimmen. In einer Seitengasse wäre es sicher schwierig gewesen“, sagt sie. Die Top-Lage hilft spürbar. Die Anzahl der Laufkundschaft ist an Markttagen deutlich höher und bei besonderen Veranstaltungen wie der Einkaufsnacht mit Feuerzauber hat Heike Claus bis spät abends alle Hände voll zu tun. Ihre Kunden lockt sie mit personalisierten Anschreiben und Rabatt-Aktionen, einem klassisch schlichten, modernen und vor allem überschaubaren Angebot. Hingucker sind ihre eigenen ausgefallenen Dekoideen: der große Holzschlitten im Winter, die Sitzecke im Frühling, der Strandkorb im Sommer und der Heuwagen im Herbst.

Die Post belebt die Berliner Straße

Auf Deko hat sich Angela Naumann nicht spezialisiert. Ihr Kerngeschäft sind Briefe, Marken und Pakete. Mit den klassischen Postdienstleistungen macht die Großenhainerin auf der Berliner Straße einen Großteil ihres Umsatzes. Aber auch Lotto- und Schreibwaren laufen gut. „Ich habe die Post am 1. Dezember 2014 eröffnet und das bislang nicht eine Sekunde bereut“, sagt sie. Zupass kommt ihr dabei ihre jahrelange Erfahrung als ehemalige Postangestellte. „Ich weiß sofort, wo ich anrufen muss, wenn Kunden mal ein Problem haben“, so Angela Naumann. Die beiden Schalter sind immer besetzt, so dass lange Wartezeiten erst gar nicht entstehen können. Das ist ihr wichtig. Vier Angestellten gibt sie Arbeit, darunter zwei geringfügig Beschäftigte. Ist ausnahmsweise mal nicht viel los im Laden, können die ein Schwätzchen mit den Kunden halten. Besonders Ältere sind dafür dankbar. „Ich bin wirklich zufrieden. Das war die richtige Entscheidung“, sagt die Geschäftsfrau.

„Frauenzimmer“ führt Mode bis zur 52

Im Glashaus an der Klostergasse/Ecke Neumarkt hat Yvonne Weser am 4. Oktober 2015 ihr Großenhainer „Frauenzimmer“ eröffnet. Drei Verkäuferinnen hat sie neu eingestellt, um Kleidung bis Größe 52 an die Frau zu bringen. Ihr Fazit nach gut drei Monaten: Positiv. „Das Geschäft ist gut angelaufen, wir haben viel Zuspruch bekommen. Auch das Team funktioniert sehr gut, wir haben Spaß am Arbeiten“, sagt sie. Zwar befindet sich das Frauenzimmer nicht in Top-Lage, aber viele Kunden sind noch immer daran gewöhnt, dass im Glashaus früher das Modehaus von Ursula Rühle war.

Davon profitiert nun auch die neue Betreiberin: Allein die Neugier treibt Einige in ihren Laden. Viele Gesichter kennt Yvonne Weser aber aus ihrem Herrenausstatter „Mann-oh-Mann“. Es sind Frauen, die dort seit Jahren ihre Männer einkleiden. Mehrfach hatten sich Kundinnen gewünscht, dass es ein ähnliches Fachgeschäft auch für sie geben solle. Yvonne Weser kennt die Gegebenheiten, auf die sich Textilhändler einstellen müssen, sie kann Branche und betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten aus Erfahrung gut einschätzen.

In Elsterwerda betreibt sie ebenfalls ein „Mann-oh-Mann“ und seit drei Jahren ein „Frauenzimmer“. „Die Resonanz dort ist so gut, dass ich den Mut hatte, auch in Großenhain ein Damengeschäft zu eröffnen“, so die Händlerin. Und das, obwohl es hier bereits viele Modeläden gibt und immer mehr Kunden ihre Bekleidung im Internet bestellen. „Konkurrenz belebt das Geschäft. Die Zeiten, dass davor jemand Angst hatte, sind, glaube ich, vorbei“, zeigt sich Monique Ruscher als Chefin der Fördergemeinschaft Großenhain Aktiv überzeugt. Die Bestandshändler seien eher sogar froh darüber, dass es mehr Geschäfte in der Innenstadt gebe. Das mache sie attraktiver und locke generell mehr Kunden an. „Davon profitieren alle“, so Ruscher.