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Frau Deumlich und die Zauberbohnen

Viele alte Gemüsesorten sind in Vergessenheit geraten. Bei einigen Hobbygärtnern leben sie wieder auf.

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© Norbert Millauer

Von Katharina Klemm

Gohrisch. Haferwurz, Spargelsalat und Bautzner Kastengurke. Klingt unbekannt? Das ist nicht verwunderlich, denn bei den dreien handelt es sich um alte Gemüsesorten. Kaum einer kennt sie heutzutage noch. Doch Marit Deumlich hat von allen dreien Samen in kleinen Tütchen und Gläsern; und noch von vielen anderen Gemüsen, Kräutern und Blumen. Die Cunnersdorferin vermehrt selbst Saatgut und teilt es mit anderen. Bereits zum vierten Mal veranstaltet sie gemeinsam mit der Familie ihres Partners eine Saatgut-Tauschbörse. Der denkmalgeschützte Hof der Familie Haufe, wo auch Marit Deumlich lebt, bietet dafür eine wunderschöne Kulisse. Am 11. März begrüßt die Familie dann alle Interessierten bei sich. Denn jetzt ist die Zeit, um den Anbau der nächsten Saison zu planen. Wenn es das Wetter zulässt, findet die Börse draußen im Hof statt. Ansonsten gibt es auch im Haus genug Platz. Willkommen ist jeder, der selbst Saatgut vermehren und tauschen möchte. Wer selbst noch kein Saatgut vermehrt hat, kann bei dieser Gelegenheit alte Sorten kennenlernen und ein kleines Startpaket für den eigenen Garten mit nach Hause nehmen. „Wichtig ist, dass samenfeste Sorten mitgebracht werden“, sagt Marit Deumlich. Denn nur aus samenfestem Saatgut wachsen Pflanzen, die dieselben Eigenschaften wie ihre Mutterpflanze haben. Sogenannte F-1-Hybriden zu vermehren lohnt sich nicht. Sie sind eine Kreuzung zweier Sorten. Zwar wird diese erste Generation besonders einheitlich. Vermehrt man sie, erhält man jedoch Nachkommen in den verschiedensten Ausprägungen.

Bei Familie Haufe fing alles mit einer Bohnensorte an. Die wird seit den 1970er-Jahren auf dem Hof vermehrt und kommt jedes Jahr wieder auf den Tisch. „Wir wissen zwar nicht, wie die Sorte heißt“, sagt Marit Deumlich. „Aber die Bohne ist sehr ertragreich und sie wird nicht holzig, wenn sie reif ist.“ Marit Deumlich kümmert sich gemeinsam mit der Mutter ihres Partners, Annette Haufe, um den Garten des Hofs. Sie bauen dort Gemüse an, aber es wachsen auch Blumen und Stauden.

Saatgut von Pflanzen aus dem eigenen Garten erhalten kann jeder. Dafür muss man wissen, ob die Pflanze ein- oder zweijährig ist. Einjährige Pflanzen blühen und bilden bereits im ersten Jahr Früchte aus. Dazu gehören auch Tomatenpflanzen. In ihren Früchten verstecken sich die Samen, die man normalerweise mitisst. Die muss man einfach herausnehmen, beispielsweise mit einem Löffel, etwas mit Wasser reinigen und dann trocknen. Zweijährige Pflanzen benötigen einen Kältereiz, also einen Winter, um zu blühen. Das passiert dann im zweiten Jahr. Erst dann können von diesen Sorten Samen gewonnen werden. „Von der Mohrrübe isst man im ersten Jahr die Wurzel. Erst im zweiten Jahr sieht man, wie schön sie blüht, und kann dann aus den Blüten Saatgut gewinnen“, erklärt Marit Deumlich.

Die Saatgut-Tauschbörse bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Und sie können unbekannte Sorten kennenlernen. Das hofft auch Marit Deumlich. Sie würde sich freuen, wenn diesmal jemand dabei ist, der Saatgut einer alten Sorte aus der Sächsischen Schweiz vermehrt. „Es gibt bekannte alte Sorten aus anderen Regionen, wie die Kartoffel Bamberger Hörnchen“, sagt sie. „Es wäre toll, wenn sich so eine regionale Sorte auch bei uns finden würde.“ Alte Sorten bringen zwar nicht so einen hohen Ertrag wie kommerziell genutzte, aber sie haben andere positive Eigenschaften: einen sehr guten Geschmack oder auch ausgefallene Farben. Eigens vermehrtes Saatgut hilft, diese Vielfalt zu erhalten.

11. März 2017, 14-17 Uhr, Familie Haufe, Cunnersdorfer Str. 12, 01824 Gohrisch OT Cunnersdorf