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Frachter hängt an Albertbrücke

Die tschechische „Albis“ liegt quer auf der Elbe – alle Bergungsversuche scheiterten bisher.

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© Christian Juppe

Von Julia Vollmer

Nichts ging mehr auf der Elbe. Eigentlich sollten am Dienstag Ingenieure die Dresdner Sandsteinbrücken auf mögliche Schäden kontrollieren. Doch an der Albertbrücke wurden sie ausgebremst. Ein tschechisches Frachtschiff lag quer vor der Brücke. Die Elbe war seit Montagabend komplett für den Schiffsverkehr gesperrt.

Ab Dienstagmittag versuchten drei herbeigerufene Schiffe, den Kahn zu bergen. Doch trotz vereinter Kräfte und zwei Anläufen gelang es den tschechischen Schleppern „Beskidy“ und „Vera“ sowie dem aus Hamburg kommenden „TR 14“ nicht, die „Albis“ frei zu bekommen, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei. Die Beamten sicherten den Bereich ab. Zurzeit stützt die „Biela“, der Schlepper der Schifffahrtsverwaltung, den Bug des Frachters gegen die Elbeströmung ab. Am Mittwochmorgen um 11 Uhr lädt das Schifffahrtsamt zur Krisensitzung ein. Der Besitzer des Schiffes, die Polizei und Vertreter des Amtes wollten zusammen nach einer Lösung für das Problem suchen.

Parallel dazu inspizierten Fachleute den Unfallort um zu entscheiden, wie das Güterschiff aus seiner misslichen Lage befreit werden kann. Das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) hat an Elbekilometer 52 und 58 Sperrzeichen aufgestellt und war den ganzen Tag vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Viele Neugierige tummelten sich auf der Brücke und den Elbwiesen und staunten über das riesige, gestrandete Treibgut.

Laut WSA havarierte das Schiff gegen 21 Uhr am Montagabend. Es war nach Tschechien unterwegs mit 800 Tonnen Salz an Bord. Bei der Fahrt durch die Brückenbögen versagte der Antrieb. Der Kapitän versuchte noch gegenzulenken, doch der Frachter blieb an der Brücke hängen, so ein Sprecher der Wasserschutzpolizei. Ob das Schiff oder die Albertbrücke beschädigt wurden, kann derzeit noch nicht gesagt werden, teilten sowohl die Stadtverwaltung als auch das Schifffahrtsamt mit.

Die Albertbrücke ist in die Jahre gekommen. Es besteht die Gefahr, dass sich Steine lösen und in die Elbe fallen. Deshalb wollte das Straßen- und Tiefbauamt vorsorgen. Es wollte diese Woche die Schifffahrtsöffnungen an der Albertbrücke prüfen, teilte die Stadt erst am Montag mit. Dazu sollte ein Schubschiff unter die Bögen fahren. Die Ingenieure des Berliner Büros Paul kontrollieren die Brückenunterseiten, an die sonst niemand herankommt. Gesucht werden sollte nach Rissen, losen Steinen oder Verformungen. Die Brückenprüfungen kosten insgesamt rund 16 000 Euro. Die Sanierung der Albertbrücke nähert sich zwar langsam dem Ende. Doch unter den Bögen sind noch nicht alle Arbeiten ausgeführt. Denn das einst marode Bauwerk, bei dem alle Dichtungen kaputt waren, muss erst einmal richtig austrocknen, bevor auch die Unterseite komplett saniert werden kann.

Schiffshavarien sind keine Seltenheit in Dresden. Erst zwischen Weihnachten und Neujahr, am 27. Dezember, war ein Schiff an der Marienbrücke hängen geblieben. Nur eine Welle konnte das Schiff wieder freispülen. Ein Wehr an einer Staustufe bei Usti nad Labem wurde geöffnet, eine 25 Zentimeter hohe Welle erreichte Dresden und gab dem Frachter den nötigen Auftrieb, um vom Fleck zu kommen. Das tschechische Schubschiff wollte zwei Behälter mit Sojaschrot in Richtung Heimat transportieren. Als es am Morgen des 27. Dezember um 9.10 Uhr die Marienbrücke durchfahren wollte, passiert es. Der Kahn blieb mit dem Bug auf einer Kies- und Sandbank hängen. Im Dezember kämpfte die Elbe mit Niedrigwasser. Ein winziger Fahrfehler könnte die Ursache für das Unglück gewesen sein. Die Schiffe der Wasserschutzpolizei versuchten zunächst, dem tschechischen Schubschiff zu helfen. Hubschrauber waren im Einsatz, um die Lage zu sondieren. Auch die Hoffnung, ein tschechisches Schiff vom Typ TR 15 könnte dem gestrandeten Kahn helfen, erfüllt sich nicht. Schließlich entschied sich das Schifffahrtsamt im Dezember für eine Sperrung der Elbe und ließ Sperrtafeln an der Saloppe und der Moritzburger Straße aufstellen.

Die Elbe hatte 2015 mit einem extrem niedrigen Wasserstand zu kämpfen. Mehrere Schiffe waren auf Grund gelaufen. Im Stadtgebiet Dresden war dies jedoch der erste Vorfall. Die Sächsische Dampfschifffahrt war durch den Unfall im Dezember nicht betroffen.