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Fortuna hängt Aue ab

Dresdens Fußballerinnen ziehen gegen den Erzrivalen ins Landespokalfinale ein. Der Gäste-Trainer sorgt für einen Eklat.

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© kairospress

Von Alexander Hiller

Einer von drei Stühlen blieb leer. Bei der obligatorischen Pressekonferenz nach dem Halbfinale um den Pokal des Sächsischen Fußball-Verbandes (SFV) zwischen den beiden Frauen-Regionalligisten 1. FFC Fortuna Dresden und Erzgebirge Aue hinterließ Gästetrainer Alexander Zamzow seine Sitzgelegenheit ungenutzt – und damit selbst keinen guten Eindruck.

Einerseits verdeutlichte diese Szene, wie unzufrieden der Veilchen-Coach über dieses Duell gewesen sein muss. Andererseits zeigt der kleine Eklat, wie tief die Gräben zwischen den beiden sächsischen Rivalen mittlerweile sind. Denn schon beim verbissen geführten 1:1 vor drei Wochen im Punktspiel warfen sich beide Coaches an der Seitenlinie nicht nur giftige Blicke zu, sondern tauschten auch verbale Tiefschläge aus. Das Schwänzen der Pressekonferenz von Zamzow ist wohl der unrühmliche Höhepunkt einer sportlichen Fehde, die teilweise auch neben dem Platz weitergeführt wird – bis an die Grenzen des guten Geschmacks. „Wenn sich das Trainerteam aus Aue so verhalten würde, wie es sich bei der Erwärmung verhalten hat, wäre es professionell. Aber es hat sich dort (beim Punktspiel/Anm. d. A.) schon gezeigt, dass ein gewisses Niveau leider nicht da ist“, rügte Andreas Pach seinen Kollegen.

Viel Gutes dürfte der Fortuna-Trainer jedoch am Sonntag von seiner Elf gesehen haben. Mit 5:0 fegte Fortuna die Auer Gäste aus dem Heinz-Steyer-Stadion und mithin aus dem Sachsenpokal. Nach dem Halbfinal-Triumph steht das Pach-Team im Endspiel, das am 21. Mai gegen den Landesklassen-Vertreter FC Phoenix Leipzig steigt. Der Fünftligist, in dem viele Kickerinnen des vor der Saison aufgelösten Regionalligisten FFV Leipzig spielen, warf im anderen Halbfinale Regionaliga-Aufsteiger RB Leipzig mit 4:3 aus dem Rennen. Der Austragungsort des Finals ist noch offen.

Fortuna könnte Finale austragen

Zurück zum Halbfinale von Dresden. Das nach einer Riesenchance der Ex-Dresdnerin Anna Eifler und einer Riesenparade von Fortuna-Torfrau Svantje Hagemann zeitig zugunsten der Elbestädterinnen kippt. Carolin Kieper trifft per sicher verwandeltem Elfmeter zum 1:0 (2:0), Kapitän Carolin Sophie Härling (28.) erhöht zur beruhigenden 2:0-Halbzeitführung. Nach dem Seitenwechsel schrauben Kieper (49.), Mittelfeld-Motor Marion Sattler (66.) und die 16-jährige Jenny Cordon vor 85 zahlenden Zuschauern das Ergebnis nach oben. Zum sechsten Mal in Folge steht Fortuna damit im Landespokal mindestens im Halbfinale. Drei Pokalsiege feierten die Dresdnerinnen seit 2013 (2013, 2016, 2017), nur ein Endspiel verlor das Fortuna-Team seither: 2014 mit 0:3 gegen Aue.

„Ein paar Sticheleien gehören ganz einfach auch zu einem Derby dazu. Aber der Boykott der Pressekonferenz ist in dieser Hinsicht eine neue Qualität“, kritisierte Fortunas Sportvorstand Roland Hönisch. Zamzow lehnte die Einladung selbst auf freundliche Nachfrage von Stadionsprecher Peter Werner, der die PK moderierend leitet, ab. „Man muss auch mit Anstand verlieren können“, kommentierte Hönisch.

Der Finalist aus Dresden hätte nun theoretisch die Gelegenheit, sich beim Sächsischen Fußball-Verband (SFV) um die Austragung des Pokalfinals am 21. Mai (voraussichtlich) zu bewerben – wie auch der Endspielgegner Leipzig. „Wir müssten aber auch die beiden anderen Finals im C- und B-Juniorinnen-Bereich austragen. Unsere C-Jugend steht ja auch im Pokalendspiel. Wir müssen in den nächsten Wochen entscheiden, ob das für uns Sinn ergibt“, sagt Roland Hönisch. Bis spätestens Ende März will der SFV über den Standort entscheiden. Falls sich keiner der beiden Finalisten um die Austragung bewirbt, steht ein neutraler Austragungsort zur Debatte. „Dann würde der Verband wohl das Landesleistungszentrum für Frauen- und Mädchenfußball wählen“, prognostiziert der Fortuna-Sportchef. Die Talenteschmiede steht jedoch in Leipzig.

Ob nun auf neutralem Platz, mit Heimvorteil oder Auswärtsnachteil, Fortuna-Trainer Andreas Pach weiß seine Mannschaft für das dritte Pokalfinale in Serie bestens gerüstet: „Dieser Auftritt gegen Aue birgt auch eine Verpflichtung, sodass wir uns daran messen lassen müssen“, betont der 47-Jährige.