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Forscher in Roßwein willkommen

Obwohl die Stadt ein ehemaliges Hochschul-Gebäude verkauft, steht sie Start-up-Unternehmen offen gegenüber. Aber reicht das?

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© Archiv/André Braun

Von Heike Heisig

Roßwein. Mehr als zwei Jahre hat die Stadt Roßwein als neuer Eigentümer Nutzer für das sogenannte Haus  G der ehemaligen Hochschule gesucht. Weil das ohne Erfolg blieb, verkauft die Kommune die Immobilie jetzt. Damit allerdings geht die Idee von Friedrich Brixi, Start-ups in Roßwein zu etablieren, nicht verloren.

Mehrfach hat der frühere Unternehmer im Zukunftsforum geschildert, dass er Roßwein als Ort der Forschung für geeignet hält. Brixi kommt aus der Maschinenbau- und Kunststoffbranche. Auch als Rentner hält er sich bei Industriemessen auf dem Laufenden. „Werkstoffe müssen immer leichter werden, damit Bauteile schneller verarbeitet werden können“, erklärt Friedrich Brixi. Das erfordere ständige Entwicklung und eine Vereinfachung der Herstellungsverfahren. Am Anfang seiner Überlegungen hat der Roßweiner in carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) das Nonplusultra gesehen. Inzwischen sei bereits ein neuer Trend erkennbar, eine Kombination aus Aluminium und CFK. „In Schwaben wird in dieser Richtung schon einiges getan“, so Brixis Beobachtungen. Nach seinen Einschätzungen sind neue, leichtere Werkstoffe mit hoher Festigkeit nicht nur im Fahrzeugbau gefragt, sondern ebenso im Werkzeugmaschinenbau und auch im Flugzeugbau.

Nach Brixis Vorstellungen würden Absolventen sächsischer Hochschulen in Roßwein als Existenzgründer gute Forschungsbedingungen vorfinden. Der ehemalige Unternehmer spricht davon, dass die Kommune bereit sei, auf eine Miete für stadteigene Räume zu verzichten. „Nur die Betriebskosten müssten sie zahlen“, berichtet er von den abgesteckten Rahmenbedingungen. Diese hat die Kommune bereits in einem Exposé zusammengefasst und unter anderem dem Gründernetzwerk Saxeed in Chemnitz zur Verfügung gestellt. Das kümmert sich für alle sächsischen Hochschulstandorte Chemnitz, Freiberg, Mittweida und Zwickau um Absolventen, die sich mit dem Gedanken tragen, nach dem Studium eine Existenz zu gründen.

Ein Gesprächstermin dort hat Friedrich Brixi nur ein wenig entmutigt. „Ich hatte den Eindruck, dass sich die Absolventen im Umfeld ihrer Hochschule ansiedeln wollen“, so der Roßweiner. Das bestätigt die Projektgeschäftsführerin des Gründernetzwerkes Saxeed Susanne Schübel gegenüber dem Döbelner Anzeiger. Die meisten Gründer wollen sich nach ihren Erfahrungen schon in der Nähe ihres Hochschulstandortes niederlassen. „Das liegt in der Natur der Sache“, so Susanne Schübel.

Nach ihren Worten gibt es dort im Moment auch noch gute Bedingungen für Start-ups, also ausreichend Räumlichkeiten in teils sogar eigenen Objekten. Die Zahl der jährlichen Existenzgründungen von Hochschulabsolventen kann sie nur schätzen. „Ich denke, insgesamt 20 werden es in etwa sein“, so Susanne Schübel. In Chemnitz und Freiberg, also an den größeren Standorten, seien es meist etwas mehr als an den kleineren.

Friedrich Brixi ist weiter der Überzeugung, dass die Wege von den sächsischen Hochschulen nach Roßwein nicht zu weit sind. „Und auch in anderen ehemaligen Hochschulgebäuden gibt es noch Räume für Start-ups, wenn das Haus G in absehbarer Zeit verkauft werden sollte.“ Der frühere Unternehmer gibt also die Hoffnung nicht auf. Das tut er nicht nur wegen seines nach wie vor großen Interesses an der Wirtschaft im Allgemeinen und der Forschung im Besonderen. „Wenn sich die Existenzgründer einen Namen machen und schließlich in die Produktion einsteigen könnten, würde das für Roßwein im besten Fall einige Arbeitsplätze bringen“, wünscht sich Friedrich Brixi.

Wer sich mit ihm über weitere Möglichkeiten des wirtschaftlichen Vorwärtskommens von Roßwein Gedanken machen will, der kann zu einem der nächsten Treffen der Zukunftswerkstatt dazukommen. Bislang ist Friedrich Brixi noch Einzelkämpfer in der Interessengemeinschaft Wirtschaft des Zukunftsforums.