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Ford-Oldie läuft mit 100 Jahren noch rund

Der Roadster-Oldtimer, Baujahr 1917, steht im Nossener Fahrzeugmuseum des Autohauses Hertrampf. Um ihn zu fahren, braucht es Armkraft.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Nossen. Der Alterspräsident im Fahrzeugmuseum des Autohauses Hertrampf ist zwei Jahre älter als der Traditionsbetrieb selbst. In glänzendem Schwarz steht er inmitten von über 100 Oldtimern, die die Familie Hertrampf derzeit an der Waldheimer Straße in Nossen zeigen. Der Vierzylinder-Benziner (24 PS) mit Zweigang-Umlaufgetriebe ist etwas Besonderes – und das nicht nur wegen seiner fast auf den Tag genau 100 Jahre oder dem an eine Kutsche erinnernden Erscheinungsbild. „Dieser Ford T Roadster ist ein Pionier der Automobilbranche. Mit dem Fahrzeug begann die Fließbandfertigung in den USA und der Ford-Motor-Companie“, sagt Thomas Hertrampf stolz.

Einer von vielen wertvollen Einzelstücken im Fahrzeugmuseum ist dieser blau-graue Renault 4 CV von 1953. Mit seinen 35 PS fährt er bis zu 100 km/h schnell.
Einer von vielen wertvollen Einzelstücken im Fahrzeugmuseum ist dieser blau-graue Renault 4 CV von 1953. Mit seinen 35 PS fährt er bis zu 100 km/h schnell. © Claudia Hübschmann

Bis 1972 sei das Modell das meistverkaufte Auto der Welt gewesen, ergänzt sein Bruder Mathias. Die Geschwister führen heute den Betrieb in dem Autohaus weiter, das ihr Großvater Willy 1919 gegründet hatte. Während der 42-jährige Mathias sich um die Werkstatt und die Aufbereitung der Oldtimer kümmert, ist der drei Jahre ältere Thomas eher fürs Finanzielle und den Museumsbetrieb zuständig.

Den gut gepflegten Ford Roadster, sagen die beiden, könnten sie jederzeit wieder auf die Straße bringen. Der Laie wäre vermutlich mit der Bedienung überfordert. „Rückwärtsgang und Fußbremse werden über ein Pedal in Gang gesetzt. Die Handbremse wirkt über Zugstangen auf die Trommelbremsen der Hinterachse. Der Wagen hat keine Vorderradbremsen“, erklärt Mathias Hertrampf. Um das Auto zu starten, brauche es Armkraft, denn dazu muss eine Antriebskurbel im Frontbereich betätigt werden.

Das maximal 75 km/h schnelle Gefährt ist nicht der einzige spezielle Fall im Nossener Fahrzeugmuseum. „Zu unseren Schätzen gehören etwa ein 1967er Saporoshez, ein 1953er Renault 4 CV, der erste DDR-Rennwagen überhaupt oder auch der erste Roller namens „Pitty“, der 1954 im Industriewerk Ludwigsfelde produziert wurde“, sagt der ältere der beiden Brüder. Ein Neuling soll schon Ende der kommenden Woche dazu kommen. „Ein Bekannter aus Magdeburg überlässt uns einen Wartburg 311 Coupe von 1962. Ich den nächsten Tagen werde ich für ihn Platz schaffen“, so Thomas Hertrampf. Spätestens ab April soll der Neuzugang für Besucher zu sehen sein. Für die haben die Hertrampfs außerdem zwei zuvor leer stehende Räume im Obergeschoss ausgebaut, die Ausstellung erweitert. Zu sehen sind zwei MZ’s und acht Simson-Mopeds, darunter das erste Elektromoped der DDR. „Vier weitere unserer MZ‘s sind bis August in einer Sonderausstellung im Dresdner Verkehrsmuseum zu sehen“, sagt Thomas Hertrampf. Bevor der Frühling Fahrt aufnimmt, will er den im Innenhof befindlichen Oldtimer-Garten samt kleinem DDR-Museum wieder auf Vordermann bringen.

„Die Leute haben im letzten Jahr gerne draußen gesessen, sich sehr für die im Garten befindlichen, nicht restaurierten Fahrzeuge interessiert. Darum wollen wir ab Mitte April wieder loslegen.“ Das ganze Jahr über können außerdem etwa Hochzeitspaare Oldtimer wie Cadillacs oder Excaliburs im Autohaus nachfragen. „Ansonsten sind wir viel bei Oldtimer-Treffen, Straßeneröffnungen oder sogar Filmaufnahmen unterwegs“, sagt der Chef. Gern gesehen ist dann natürlich auch der 100 Jahre alte Roadster im Kutschen-Design.

Kommende Veranstaltungen im Autohaus: Oldtimer-Parade am 1. Mai ab 9 Uhr mit Fahrzeugen auf dem Nossener Markt und geöffnetem Museum, Oldtimerausfahrt mit etwa 100 Autos zu Christi Himmelfahrt (Teilnahme frei).