Von Bernd Goldammer
Crostwitz. Was für ein großartiges Wochenende. Zum 12. Mal luden die Lausitzer Sorben Folklore-Gruppen aus aller Welt nach Crostwitz. Der Ort avancierte dabei zum medialen Anziehungspunkt auf internationalem Parkett. Das war schon mit Blick auf die Organisation eine bewundernswerte Leistung. Mindestens zehn Sprachen waren auf der Dorfstraße zu hören. Sieben Bauernhöfe waren zu Kulturzentren geworden. Bis in die Nacht hinein liefen dort sehenswerte Folklore-Programme.
Musik und Tanz in Crostwitz
In Crostwitz bekam der Satz „Die Welt ist ein Dorf“ einen einzigartigen Erlebnishintergrund. Selten war so viel Begeisterung für kulturelle Leistungen zu erleben. Acht Nationen aus vier Kontinenten fanden zusammen. Fotos der Tracht der Lausitzer Sorben dürften mittels Whatsapp-Nachrichten in die meisten Heimatländer der mitwirkenden Ensembles gegangen sein. Kultur erlaubt Völkerverständigung, besonders, wenn man Leidenschaften teilt.
Farbenpracht und temperamentvolle Tänze
Unter dem Dach der Domowina, dem Bund Lausitzer Sorben, waren auch die Sorbische Tanzgruppe Schmerlitz, das sorbische Folkloreensemble Wudwor und viele andere am Erfolg beteiligt. Die weiteste Anreise hatten die Mitglieder des kolumbianischen Ensembles Grupo Folklorio Uninorte zu bewältigen. Sie begeisterten genauso wie alle anderen Teilnehmer durch Farbenpracht der Kostüme, temperamentvolle Tänze und lateinamerikanische Authentizität. Die Mentalität des ungarischen Vielvölkerstaates wurde durch das Programm der Gruppe „Furmitschka“ erlebbar. Deshalb war auch ein ungarisches Fernsehteam in Crostwitz unterwegs. Die Journalistin Dr. Antala Zsuzsanna war an vielen Schauplätzen zu entdecken.
Das Klima des Festivals war sehr angenehm. Die Menschen genossen es, bis in die tiefe Nacht zusammen zu sein. Hier und da war sogar die verbindende Kraft der sorbischen Sprache zu erleben. Nicht umsonst wird sie gelegentlich als das Esperanto der slawischen Sprachen bezeichnet. Polen, Tschechen, Slowaken konnten sich sehr gut verständigen.
Auf dem Hof der Familie Kokel war das American Rhythm Folk Ensemble zu erleben, dessen Mitglieder im trockenen Bundesstaat Utah zuhause sind. Der mitreißende Auftritt der Jugendlichen löste Beifallsstürme aus. So ähnlich war das auch beim Auftritt des Sorbischen Nationalensembles auf dem Pfarrhof und bei der leidenschaftlichen italienischen Folklore des Ensembles I Trillanti. „Crostwitz hat die begeisterungsfähigen Zuschauer für ein so bedeutendes Festival“, zeigte sich Ignaz Pospischil aus dem tschechischen Olomouz beeindruckt. Und die Spezialitäten der sorbischen Küche haben ihn in der Samstagnacht ebenso begeistert.
Was für ein herrliches Fest!