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Förster für einen Tag

Dippser Schüler lernen bei den Waldjugendspielen die Waldwirtschaft kennen. Dabei geht es auch um viel Geld.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Osterzgebirge. Zwölf Schülerinnen und Schüler packen gemeinsam an – und ziehen einen kräftigen Baumstamm von vier Meter Länge weg. Leichter geht das natürlich, wenn das Holz mit einem Drahtseil an der Winde des Forsttraktors hängt. Dann reicht ein Fingertipp auf den Schalter der Fernbedienung, und der Stamm rückt vorwärts. So bekommen 50 Kinder aus zwei sechsten Klassen des Glückauf-Gymnasiums in Dippoldiswalde ein Gespür dafür, wie moderne Waldarbeit funktioniert.

So wird die Höhe der Bäume gemessen: Sachsens Waldkönigin Friederike Binder und Minister Thomas Schmidt sehen zu, wie Nele aus der 6. Klasse die Höhe einer Fichte bestimmt.
So wird die Höhe der Bäume gemessen: Sachsens Waldkönigin Friederike Binder und Minister Thomas Schmidt sehen zu, wie Nele aus der 6. Klasse die Höhe einer Fichte bestimmt. © Egbert Kamprath
Diese Bäume wachsen hier: Donna, Emilia und Marie bestimmen mit Zweigen verschiedene typische Baumarten, die im Osterzgebirge im Wald wachsen.
Diese Bäume wachsen hier: Donna, Emilia und Marie bestimmen mit Zweigen verschiedene typische Baumarten, die im Osterzgebirge im Wald wachsen. © Egbert Kamprath
Die Werkzeuge des Waldarbeiters: Hannes Schulz (li.) lernt im Forstbezirk Bärenfels den Beruf des Waldarbeiters. Hier erklärt er Philipp den Umgang mit einer Motorsäge.
Die Werkzeuge des Waldarbeiters: Hannes Schulz (li.) lernt im Forstbezirk Bärenfels den Beruf des Waldarbeiters. Hier erklärt er Philipp den Umgang mit einer Motorsäge. © Egbert Kamprath

Sie nehmen so wie 65 andere Schülergruppen in ganz Sachsen an den diesjährigen Waldjugendspielen teil. Der feierliche Auftakt zu den Spielen in diesem Jahr war am Mittwoch in der Wahlsmühle. Dazu sind hohe Herrschaften in das Waldschulheim nach Schmiedeberg gekommen: die sächsische Waldkönigin Friederike Binder, Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU), Landesforstpräsident Hubert Braun und viele Begleiter.

Wegen des hohen Besuchs herrscht am Morgen auch etwas mehr Aufregung als sonst. Doch die verfliegt schnell, als die Schüler in vier „Forstreviere“ aufgeteilt sind und zu ihren Arbeitsstationen gehen. Sie haben jetzt Aufgaben, wie sie die Waldarbeiter und Revierförster jeden Tag zu lösen haben. Vier Themen haben Andreas Rudolph, der Leiter des Waldschulheims, und seine Mitarbeiter vorbereitet.

Beim Forst geht es in erster Linie um die Bäume und die Natur, aber nicht zuletzt auch ums Geld. Das betont auch der Minister. „Waldwirtschaft bringt Arbeit und Geld in den ländlichen Raum“, sagt er. Daher spielt auch die Wirtschaft eine Rolle bei den Waldjugendspielen. Denn an den verschiedenen Stationen bekommen sie für erfolgreich gelöste Aufgaben Geld in die Kasse ihres Reviers. Jedes startet mit 90 000 Wald-Euro. Dann geht es darum, gut zu wirtschaften. Wer das gut beherrscht, besitzt am Ende um die 250 000 Wald-Euro. „Das ist realistisch. Um solche Summen geht es bei der Waldwirtschaft“, sagt Rudolph. Vor allem steht das bei der Station Holzverkauf im Vordergrund. Hier wird der Wald bewertet. Nele aus Oelsa prüft mit dem Messgerät die Höhe einer stattlichen Fichte. Sie kennt die Waldarbeit aus der Familie. „Meine Eltern besitzen ein kleines Stück Wald“, erzählt sie.

Holz ist auch nicht gleich Holz. Ein stattlicher Stamm, aus dem sich breite Bretter oder dicke Balken sägen lassen, ist mehr wert als dünne Stämme, die zu Spanplatten oder Papier verarbeitet werden. Entsprechend wird das Holz unterschiedlich sortiert und bringt mehr oder weniger Geld in die Kasse.

An weiteren Stationen geht es um einen Reviergang. Hier lernen die Kinder den Wald, seine Bäume und andere Lebewesen kennen. Bei der Waldpflege begleiten sie im Schnelldurchgang einen Baum durch sein Leben. Erst wird er gepflanzt. Solange er ganz klein ist, muss er vom Gras freigeschnitten werden, sonst überwuchert ihn das. Später werden die gesündesten und stärksten, die sogenannten Zukunftsbäume, identifiziert und andere, die ihnen Konkurrenz machen, aber nicht so viel Holz versprechen, weggeschnitten. Von 5 000 Pflänzchen, die auf einen Hektar gepflanzt werden, bleiben am Ende vielleicht 300 stattliche alte Bäume übrig.

Schließlich erfahren die Kinder etwas über die Gefahren, die dem Wald drohen. Dafür steht der Abschnitt Waldschutz. Vom Sturm bis zum Borkenkäfer reichen die Risiken, die auch den stärksten Baum in Not bringen können. Aber durch geschicktes Wirtschaften können die Förster diesen Gefahren zumindest vorbeugen.

Der Staatsbetrieb Sachsenforst, die Forstabteilung im Landratsamt und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bieten gemeinsam die Waldjugendspiele an. Diese wenden sich an Grundschüler der dritten und vierten Klassen sowie an sechste Klassen. Zwei weitere Klassen vom Dippser Gymnasium gehen am Donnerstag ins Waldschulheim. Insgesamt vier Termine für 318 Schüler stehen in der Wahlsmühle auf dem Programm. Das können Eindrücke für Leben sein, wie Ina Nebel bestätigt. Die Klassenleiterin der 6 c war Anfang der 1990er-Jahre selbst einmal als Grundschülerin bei einer solchen Aktion im Waldschulheim dabei und erinnert sich heute noch daran.