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Flussbarsche für den Haudelteich

Der Coswiger Anglerverein setzt regelmäßig Jungfische in die Gewässer. Ein Unterfangen, bei dem die Uhr tickt.

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© SZ/Sven Görner

Von Ulrike Keller

Coswig. Es muss schnell gehen. Die beiden Männer mit dem großen Tragekübel wägen ab: Ist die Stelle auch tief genug? Kommen die Fische von hier gut weg, um sich im Teich zu verteilen? Am Ministeg scheint Lothar Krock und Rolf Klemmer ein günstiger Ort zu sein, um Dutzende junge Flussbarsche in die Freiheit zu entlassen. Schon senken sie den Tragekübel und kippen ihn so an, dass die zappelnden Kerlchen hinausgleiten. Ins Wasser fallen sollen sie nicht. Das wäre nicht artgerecht.

Fischbesatz am Coswiger Haudelteich. Der erste, den der Anglerverein Coswig 1954 in diesem Jahr überhaupt vornimmt. Eine wichtige Sache. Denn jedes Jahr verschwinden über die Monate Fische aus den Gewässern – ob durch Angler oder Kormorane, Fischotter, Waschbären und Minks. Unter anderem danach ermittelt der Anglerverband Elbflorenz Dresden, wie viele Tiere neu einzusetzen sind. „Ziel ist es immer, die Gewässer in ihrer Qualität zu erhalten“, erklärt René Häse, Geschäftsführer des Verbands. In diesem organisieren sich 227 Ortsvereine wie der Coswiger.

„So, schwimmen können sie allein“, sagt Lothar Krock schnaufend. „Schnell, bevor der Hecht kommt“, feuert Rolf Klemmer die neuen – nur zwölf bis 15 Zentimeter langen – Teichbewohner vom Ufer aus an. Denn auch Hechte leben in diesem Gewässer. Und Schleien, Aale und Karpfen, um die wichtigsten Arten zu nennen.

Insgesamt 40 Kilo Barsche werden diesmal eingesetzt. Zweijährige Tiere aus der Teichwirtschaft Zschorna, die sie auch anliefert. „Es ist wichtig, dass die Transportwege kurz sind“, betont René Häse. Alles muss zügig ablaufen, um die Bestimmungen des Tierschutzes einzuhalten. Der Transport lebendiger Fische ist grundsätzlich nur bei kühlem Wetter vertretbar. Darum konzentrieren sich die Angler jahreszeitlich auf den Frühling und den Herbst. Und auf Tage wie diesen: Mit zehn Grad Lufttemperatur ist es nur unwesentlich wärmer als das Wasser im Teich.

Auch abgefischt wurden die Barsche in Zschorna mit Teichwasser. Das hat einen höheren Sauerstoffgehalt als etwa Leitungswasser. Zusätzlich wird dem Behälter, in dem sie während der Fahrt schwimmen, beim Transport Sauerstoff zugeführt. Eine große Sauerstoffflasche macht’s möglich. Doch ihr Inhalt reicht nicht ewig. Deshalb halten sich die Angler ran. Per Kescher befördert der Zschornaer Teichwirt die zweite Ladung Jungbarsche in den Tragekübel. Erneut 20 Kilo wiegt er ab. Zwischen 50 und 80 Gramm bringt jeder einzelne Fisch auf die Waage – ausgewachsene Exemplare schaffen es auf 2,6 Kilo.

Rolf Klemmer und Lothar Krock bugsieren den Kübel die Wiese hinunter zum Teich. Jetzt wählen sie bewusst eine andere Stelle, an der sie die Fische ins Wasser lassen. Denn sie sollen sich von vornherein verteilen im Teich. Verbandschef Häse verfolgt das Geschehen aus dem Hintergrund. „Die Barsche wirken mopsfidel“, lobt er. „Da bleibt keiner am Ufer zurück.“ Für ihn ein gutes Zeichen, was den Zustand der Tiere angeht. Es ist wichtig, dass sie von einheimischen Fischern stammen. Nur dann haben sie optimale Überlebenschancen in hiesigen Gewässern, besagt die Erfahrung.

Nun heißt es Daumendrücken. Denn eine gesetzliche Schonzeit ist den Jungbarschen nicht beschert. „Ordentliche Angler setzen sie aber in dieser Größe wieder rein“, versichert Lothar Krock.

Nach der Gewässerordnung, so René Häse, dürfen Angler maximal zehn Barsche mitnehmen, davon maximal fünf über 30 Zentimeter. Denn ausgewachsene Tiere haben einen großen Laich – der ohne sie verloren wäre. Und auf die natürliche Vermehrung wird ja gerade Wert gelegt.