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Flugzeugabsturz nachgestellt

Für die MDR-Reihe „Lebensretter“ wurde der Absturz eines sowjetischen Düsenjägers in Folbern von 1966 nachgespielt.

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© Isabel Böhme

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Folbern wird für einen Tag nach Zeithain verlegt. Dort, im feuerwehrtechnischen Zentrum, gibt es alte Fahrzeuge, wie sie im Mai 1966 im Einsatz waren. Genau so eine Feuerwehr braucht das MDR-Fernsehteam. Denn es soll der damalige Einsatz nach einem Flugzeugabsturz in Folbern nachgestellt werden – für die Fernsehreihe „Lebensretter“, die immer Donnerstagabend ausgestrahlt wird. Der Absturz eines russischen Düsenjets ereignete sich an jenem Sonnabendmorgen und löste einen sechsstündigen Feuerwehreinsatz aus.

Doch gibt es weder Fotos von damals – der Geheimhaltung wegen – noch genaue Schilderungen der Vorgänge. Im historischen Abriss „Flugplatz Großenhain“ haben sich zu dem Ereignis Fehler eingeschlichen (SZ berichtete). Werner Hoffmann aus Linz bekam den Absturz zufällig mit. „Ich hatte an diesem halben Arbeitstag einen kurzen Amtstermin in der Kreisstadt“, so der Rentner in der Linzer Chronik. Da hörte er den Alarm. „Als ich auf dem Rückweg nach Folbern komme, sehe ich ein Bild der Verwüstung. Es hängen zerrissene Freileitungen von den Masten, Milchkannen liegen verstreut auf der Straße, die es von der Rampe geschleudert hat“, erinnert sich Hoffmann. Der Schauplatz des Geschehens ist nahe der heutigen Bushaltestelle. „In der Einfahrt zu einem Wohngrundstück liegt ein abgestürzter sowjetischer Düsenjäger“, so der Linzer. Der Pilot ist ums Leben gekommen, verbrannt. „An der Hauptstraße in der Nähe der Unglücksstelle wartet ein sowjetischer Fliegeroffizier auf die alarmierten Einsatzkräfte.“

Interview in der Flugplatzausstellung

Genau diese Situation sollen zwei heutige Feuerwehrleute aus Glaubitz und Militärhistorikfans in russischen Uniformen nachstellen. Marcel Reichel, selbst bei der Feuerwehr und Eigentümer der Großenhainer Flugplatzausstellung, hat die Mitspieler organisiert und vor Ort vieles vorbereitet. Auch in Folbern und Bauda wird gedreht. Marcel Reichel kennt das Geschehen aus früheren Gesprächen mit Zeitzeugen wie Manfred Tenner (80). „Die haben sich mit den Mitspielern vorher getroffen, damit die Darstellung glaubhaft wird“, so der Großenhainer.

Etliche historische Fahrzeuge fuhren am Sonnabend durch die Dörfer und sorgten für Aufmerksamkeit. Gedreht wurde mit Nebelmaschine und Löschtechnik. „Das Problem war damals, dass russische und deutsche Schläuche nicht gekoppelt werden konnten“, erzählt Marcel Reichel. Dieses Problem wird im Film auch thematisiert. Geht es doch gerade um die Situation der Retter, von denen damals glücklicherweise keiner verletzt wurde – Folberner allerdings schon. Darsteller und Fernsehteam haben versucht, das Geschehen so dramatisch wie damals nachzuspielen. Auch Einwohner werden einbezogen. Marcel Reichel: „Die Anwohner waren seinerzeit vollkommen überrascht.“ Der Einschlag der Maschine wird in einer Wohnung mit alter DDR-Ausstattung gedreht. Die Turbine der abgestürzten Suchoj 7 b, so weiß man heute, muss etwa 900 Grad heiß gewesen sein. Alles hat sich aufgeheizt, die Kleinkalibermunition an Bord explodierte unkontrolliert – eine große Herausforderung für das Fernsehteam um Regisseur Rainer Nadollek, dies lebensnah nachzuempfinden. Die Einsatzkleidung der sowjetischen Flugplatzfeuerwehr, die 1966 als Erste vor Ort war, bot kaum Schutz.

Arzt kommt auf Skiern

Marcel Reichel und das Fernsehteam sind allen Mitmachenden und den Helfern in Bauda sehr dankbar. Denn am Sonnabend konnten – diesmal mit Schnee – noch weitere Szenen gedreht werden: Sie spielen im strengen Winter 1978/79, als auf der abgeschnittenen Insel Rügen eine Hochschwangere mit dem Helikopter ausgeflogen wurde. Ein Arzt auf Skiern wird deshalb in Szene gesetzt, in zeittypischer Kleidung. Auch diese Geschichte wird in der Lebensretter-Folge eine Rolle spielen. Voraussichtlicher Sendetermin im MDR ist der 23. Februar.