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Flugplatz-Betreiber wider Willen

Reinhold Eger und Peter Traub sind nun für den Platz verantwortlich. Jetzt herrscht Aufbruchstimmung.

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© Sebastian Schultz

Riesa. Leitungswasser könne er anbieten, erklärt Peter Traub, als die SZ zum Interview am Flugplatz erscheint. „Etwas anderes gibt es leider noch nicht“, sagt er. „Gründerzeit eben“, ergänzt Reinhold Eger lachend. Die beiden haben sich vor Jahren auf dem Flugplatz kennengelernt. Eger betreibt dort eine Flugschule, in der Peter Traub das Fliegen gelernt hat. Inzwischen verbindet sie aber noch etwas anders: Ihre frisch gegründete Firma Airpark Riesa betreibt ab sofort den Flugplatz. Als Gegenleistung erhalten die beiden Unternehmer für die ersten zwei Jahre je 17 000 Euro Zuschuss vom Platz-Besitzer, den Stadtwerken. Die wollten den zuletzt defizitären Platz loswerden. In der SZ sprechen Peter Traub und Reinhold Eger über ihre Pläne.

Herr Traub, Herr Eger, es sollte eigentlich ein nahtloser Übergang zwischen dem alten Flugplatzbetreiber, der Esam, und Ihnen werden. Derzeit fliegt hier aber gar nichts.

Eger: Damit müssen wir jetzt leben.

Traub: Ein nahtloser Übergang wurde mit der Zeit immer unwahrscheinlicher. Zwischen der Stadtratssitzung Ende April, in der wir als Betreiber bestätigt wurden, und dem ersten Mai lagen gerade einmal zwei Tage. Es ist illusorisch, in dieser kurzen Zeit einen Flugplatz zu übernehmen.

Was sind Ihre Herausforderungen?

Traub: Den Platz wieder zum Leben zu erwecken.

Ist er denn so tot?

Eger: Von reichlich 40 Maschinen stehen derzeit noch zwei in den Hangars.

Wo sind die anderen hin?

Traub: Die Unsicherheit im letzten Jahr hier in Riesa hat die meisten auf umliegende Flugplätze getrieben – nach Altenburg, nach Kamenz oder nach Großenhain.

Wie schätzen Sie die Chance ein, dass die Flieger zurück kommen?

Eger: Gut. Riesa hat den schönsten Verkehrslandeplatz Sachsens. Viele haben bereits angekündigt, zurückkommen.

Nach welchen Kriterien entscheidet ein Pilot bei der Platzwahl?

Traub: Nach der Lage, den Öffnungszeiten, danach, ob es Platz in den Hallen gibt. Eine Tankstelle, die es in Riesa ja auch gibt, ist ein Standortvorteil. Nicht zu vernachlässigen ist auch das gastronomische Angebot.

Eger: Genau, ein Flugplatz ohne die Möglichkeit, gemütlich einen Kaffee zu trinken und dabei die Flugzeuge zu beobachten, ist wie ein Fußballplatz ohne Wurststand oder ein Freibad ohne Kiosk. Die Gaststätte stand in den letzten Jahren ja leider leer. Dabei ist die Lage wunderbar. Von der Terrasse aus hat man einen herrlichen Blick über den Platz.

Werden Sie die Gaststätte auch wieder betreiben?

Traub: Wir werden das nicht selbst übernehmen. Aber es ist uns sehr wichtig, dass wir wieder einen neuen Betreiber für die Gaststätte finden.

Sie wollen schon am kommenden Pfingstwochenende öffnen. Was fehlt für den dauerhaften Betrieb jetzt noch?

Traub: Der Platz ist in einem Zustand, in dem der Betrieb ohne größeren Aufwand weitergehen kann. Ich meine damit, dass keine größeren Investitionen nötig sind. Perspektivisch müssen die Fahrbahnmarkierungen nachgezogen werden. Dieser Aufwand hält sich aber in Grenzen.

Mit vielen Dingen beschäftigen Sie sich jetzt sicher zum allerersten Mal. Hätten Sie sich je erträumt, mal einen Flugplatz zu führen?

Eger: ganz und gar nicht.

Sie machen das jetzt, weil es sonst keiner macht?

Eger: Ja, das muss man ehrlicherweise so sagen.

Traub: Uns treibt die Liebe zur Fliegerei an – und der unbedingte Wille, dass dieser wunderbare Flugplatz erhalten bleibt.

Ein bisschen unternehmerisches Geschick gehört aber sicher auch dazu.

Eger: Klar, aber da wir beide Unternehmer sind, bringen wir diese Voraussetzung mit.

Was machen Sie beruflich?

Traub: Ich bin Landwirt in Lommatzsch.

Eger: Ich leite ein Dresdner Ingenieurbüro.

Letzte Frage: Wie sieht es auf dem Flugplatz in zehn Jahren aus?

Eger: Der Flugplatz soll sich selbst tragen. Aber nicht nur das. Wir wünschen uns, dass er ein eigener wirtschaftlicher Baustein in der Stadt wird, in dessen Umfeld neue Arbeitsplätze entstehen.

Das Gespräch führte Britta Veltzke.