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Flugfest trotz Einbruch und starkem Wind

Über Pfingsten wurde dem Modellfliegersportclub unter anderem eine Musikanlage geklaut. Thema auf dem Flugplatz in Etzdorf war aber auch ein spezieller Flugschein.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Etzdorf . Hat jemand versucht, das Helitreffen auf dem Flugplatz des Modellfliegersportclubs (MFSC) Roßwein in Etzdorf zu sabotieren? Diese Frage beschäftigte die Mitglieder auch am Sonnabend noch. „Pfingsten wurde der Container aufgebrochen, die Musikanlage, ein Solarpanel zum Aufladen der Akkus und verschiedene andere Dinge, die zum Ausrichten des Festes notwendig sind, gestohlen“, erzählte MFSC-Chef Jan Porebinski. Auch die Polizei habe solch eine Vermutung geäußert, sagte er. Nur dank des Engagements und zahlreicher Kontakte ist es trotzdem gelungen, das Fest auf die Beine zu stellen und wie geplant durchführen zu können.

Der Zulauf an Modellbauern und Gästen war groß. Nur das Wetter spielte am frühen Nachmittag nicht so recht mit. „Wir warten darauf, unseren Helikopter aufsteigen zu lassen, aber der Wind weht einfach zu stark. Außerdem gibt es immer wieder Böen“, sagte Lothar Bader. Er ist mit seiner Ehefrau Kathrin aus Ullendorf, einem Ortsteil der Gemeinde Klipphausen, angereist. Der 56-Jährige ist seit rund einem Jahr Mitglied im MFSC, seine Frau seit drei Wochen. Auf dem Flugplatz hat sie ihren ersten Soloflug mit dem Helikopter, dessen Vorbild ein Rettungshubschrauber ist, absolviert.

Der Helikopter sei im Verein das einzige Modell mit einer echten Turbine als Antrieb. „Das Kerosin hole ich in Dresden am Flughafen“, sagte Lothar Bader. Er mag den Originalsound und den Geruch. Gern hätte er das Erlebnis mit den Gästen und Modellbaukollegen geteilt. „Der Helikopter hat aber einen gewissen Wert. Bei den teuren Modellen überlegen es sich die Piloten immer zweimal, ob sie sie aufsteigen lassen“, sagte der Ullendorfer.

Gerade bei den Modellhelikoptern sei es wichtig, dass sie, vor allem was die Elektronik betrifft, ordentlich eingestellt sind, „damit sie stabil fliegen können“, so Lothar Bader. Er hält es für bedenklich, wenn sich Personen ein Modell im Laden kaufen und einfach drauflosfliegen, ohne dass sie sich vorher damit auseinandersetzen. Ein Eignungsnachweis für den Piloten hält er deshalb für sinnvoll. Sein Vereinskollege Ralf Zieger aus Dresden teilt diese Meinung nicht: „Die, die fliegen, sind meist ohnehin in Vereinen organisiert. Ab einer bestimmten Größe von Modellen muss man zudem Mitglied in einer Organisation sein. Und auf einem Flugplatz gelten Regeln, an die man sich zu halten hat“, sagte er.

Befähigungsnachweise für alle

Jan Porebinski vom MFSC Roßwein ist ein Gebietsbeauftragter des Deutschen Modellfliegerverbands (DMFV). Ab Herbst benötigen alle Modell- und Drohnenflieger einen Befähigungsnachweis, bevor sie ihre Maschinen in die Luft steigen lassen. Details würden derzeit ausgearbeitet. „Fest steht bereits, dass auf jedem Modell die Wohnanschrift des Piloten gut sichtbar mit feuerfesten Etiketten angebracht werden muss. Im Falle eines Absturzes mit Sachschaden lässt sich so der Besitzer herausfinden.“ Jugendliche unter 14 Jahren dürfen „auf der grünen Wiese nur mit einem Lehrer-Schüler-Seil fliegen“, so Porebinski. Für Drohnen mit einem Gewicht ab 2,5 Kilogramm ist zudem eine Aufstiegsgenehmigung erforderlich.

Ganz wichtig sei eine spezielle Versicherung. „Die deckt eine Haftpflicht nicht automatisch mit ab“, weiß Gunar Simböck aus Marbach. Er bedauert, dass in Spielzeugläden, in denen kleinere Drohnen und Modelle verkauft werden, meist weder auf die Versicherungspflicht noch die Flugverbotszonen hingewiesen wird. In Asien lägen den Modellen Zettel bei. „Die müssen ausgefüllt und den Behörden vorlegt werden, dass man über die gesetzlichen Bestimmungen Bescheid weiß. Das halte ich für sehr sinnvoll“, sagte der 21-Jährige.

Große Verletzungsgefahr

Einen Nachweis befürwortet Rico Götz aus Hainichen unbedingt. „Man kann mit einem Heli viel Schaden anrichten. Das wissen die meisten gar nicht.“ Der Rotorkreis betrage bei den meisten Modellen zwischen 1,40 und 1,60 Metern. „An den Rotorspitzen beträgt die Geschwindigkeit bis zu 500 km/h. Das führt zu einer Schlagkraft zwischen 600 und 700 Kilo“, erklärte er. Weil die Rotorblätter aus Karbon, und damit aus einem sehr festen Material bestehen, „können bei einem Unfall durchaus Fleisch und Knochen durchtrennt werden“, schilderte er. Jeder, der solch einen Modellhelikopter von durchschnittlich drei bis gut fünf Kilogramm fliegt, „sollte wissen, was er tut. Die richtigen Einstellungen sind wichtig. Die kennt man nicht so ohne Weiteres“, sagte er.

Bei den sogenannten FPV-Racern – das sind kleinere Drohnen – leiste der Propeller zwischen 30 000 und 40 000 Umdrehungen pro Minute, so Gunar Simböck. „Die Rotorblätter bestehen aus Kunststoff, zerbrechen schneller und richten nicht ganz so großen Schaden an“, meint der 21-Jährige. Trotzdem solle sich jeder, der sich ein Modell oder eine Drohne kauft, „bewusst sein, dass das keine Spielzeuge sind“, sagte das MFSC-Mitglied.