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Flüchtlingskinder können wieder lachen

Im Diakonat kommen drei Familien zusammen, um sich bei Behördenangelegenheiten helfen zu lassen. Der Spaß kommt dabei aber nicht zu kurz.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Hartha. Lange hält es die kleinen Flüchtlingskinder aus Afghanistan und dem Irak nicht auf ihren Stühlen an der Kaffeetafel im Harthaer Diakonat. Zu verlockend ist die Spielecke, die das Pfarrerehepaar Willig eingerichtet hat. Etwas schüchtern zunächst nehmen sie die Klötze in die Hand, bauen bunte Häuser und Türme.

Kaum vorstellbar, wie viel Leid die Kleinen in ihrem jungen Leben schon sehen und ertragen mussten. Ihre Eltern sind mit ihnen von ihrer Heimat in Afghanistan in den Irak gelaufen, nach mehreren Anläufen in der Türkei angekommen. Dort haben sich die Familien 13 Tage lang im Wald versteckt. Hatten nichts zu essen. Dann haben sie sich ein Boot gekauft, sind nach Griechenland übergesetzt und haben sich dann nach Deutschland durchgeschlagen. Deshalb wünschen sich Abdularahmen Karimi und Basheer Babai für ihre Familien vor allem eins: Ruhe, in Frieden leben, etwas Geborgenheit und sich willkommen fühlen. Seit einigen Wochen leben sie in Hartha. „Die Kinder haben schon mal bei uns im Kinderhaus vorbeigeschaut. Man merkt ihnen an, dass sie gern öfter kommen wollen“, erzählt die Leiterin Kerstin Thanheiser. Nächsten Monat ist es soweit.

Formalitäten klären

Den Sonntagnachmittag haben sie, Susanne und Michael Willig und Bürgermeister Ronald Kunze (parteilos) dazu genutzt, um diverse Formalitäten zu klären. Ali-Reza Nazari ist aus Leipzig angereist, um für die beiden afghanischen Flüchtlingsfamilien vom Deutschen ins Persische zu übersetzen. Alles soll seine Richtigkeit haben. Sie sind sich bewusst, dass nicht immer ein Dolmetscher dabei sein kann. Deshalb ist eine der ersten Fragen, die sie stellen, die nach einem Deutschkurs. Sie wollen die Sprache lernen, um sich verständigen zu können. Sie wollen nicht nur rumsitzen, sondern arbeiten. Sich einbringen.

Während die Familien Karimi und Babai schon ein Weilchen in Hartha leben, sind die Mitglieder der Familie Mohee echte Neulinge. „Sie sind am Mittwoch angekommen“, erzählt der Bürgermeister. Am Montag habe er eine E-Mail von der Gesellschaft für Strukturentwicklung und Qualifizierung (GSQ) Freiberg erhalten, die für den Landkreis Asylangelegenheiten klärt, in der ihm die bevorstehende Ankunft der Iraker gemeldet wurde.

Vor IS geflohen

Schama und Ghazal Mohee sind mit ihren vier Kindern vor den Soldaten des IS geflohen. Sie sind Jesiden. Ihr Lächeln und ihre Augen drücken Dankbarkeit aus über die Möglichkeit, hier in Deutschland zu sein. In Sicherheit. Denn die Harthaer würden die Ankunft der Flüchtlingsfamilien mittlerweile gelassener sehen. „Am Anfang gab es vonseiten der Nachbarn eine gewisse Skepsis vor dem Unbekannten. Die ist aber mittlerweile in Hilfsbereitschaft umgeschlagen. Sie verständigen sich mit Händen und Füßen und beide Seiten bemühen sich“, erzählt Bürgermeister Kunze nicht ohne einen gewissen Stolz. Auch er lächelt an diesem Nachmittag viel. Bietet den Familien den Kuchen an, den Michael Willig gebacken hat. Schenkt Kaffee ein, kümmert sich.

Obwohl die Familien zusammengekommen sind, um Papierkram zu erledigen, nutzen sie die Gelegenheit, um sich ein bisschen kennenzulernen. Die Erwachsenen müssen noch einige Sprachbarrieren überwinden. Die Kinder stört ihre unterschiedliche Herkunft herzlich wenig. Klötzchenstapeln und Türmeeinreißen klappt auch ohne großes Gerede.