Merken

Flüchtlings-Suche mit Fernglas

Rebekka Schwarzbach rettet in Griechenland mit Greenpeace-Akteuren und „Ärzte ohne Grenzen“ Menschen aus dem Mittelmeer.

Teilen
Folgen
© André Braun

Von Helene Krause

Döbeln. Männer in knallroten Sicherheitswesten lotsen ein Schlauchboot an Land. In ihm liegen dunkelhäutige Menschen kreuz und quer durcheinander. Ihre ausgemergelten, fast nackten Körper zeugen von erlittenen Strapazen. Sie alle sind tot, verhungert, verdurstet, erfroren. Das Bild gehört zu einer Reihe von Fotos. Rebekka Schwarzbach aus Döbeln hat im Café Courage von ihrer freiwilligen Arbeit im Rahmen der Flüchtlingshilfe in Griechenland berichtet.

Rebekka Schwarzbach, die im Projekthaus der Anti-Atom-Bewegung in Mannsdorf arbeitet und studierte Naturschützerin ist, will in dem Vortrag zeigen, dass viele Menschen auf der Flucht sterben. „Schuld daran ist das schreckliche EU-Grenzregime“, sagt sie.

Zu der Arbeit in Griechenland kam die zierliche Blondine durch Freunde in Athen und Thessaloniki. „Es ergab sich spontan“, erzählt sie. „Die Freunde sind Umweltaktivisten. Wir wollten einen durch die Industrie bedrohten Fluss retten.“ Doch dann hatten die Freunde keine Zeit.

Weil Rebekka Schwarzbach damals arbeitslos war, entschloss sie sich, auf die Insel Lesbos zu gehen. Dort helfen Mitglieder der Organisationen Greenpeace und Ärzte ohne Grenzen Flüchtlingen, die mit Booten über das Mittelmeer kommen. Lesbos liegt nur wenige Seemeilen von der türkischen Küste entfernt.

Mit Stroh gefüllte Rettungswesten

Rebekka Schwarzbach stand täglich mehrere Stunden an der Küste und hielt mit einem Fernglas nach Flüchtlingsbooten Ausschau. Wenn sie ein Boot erspähte, teile sie es per Funk den Greenpeace-Helfern mit. Die fahren mit Schiffen aufs Meer hinaus und bringen die Flüchtlingsboote sicher an Land. Dort werden die Geflüchteten dann von Mitarbeitern von Ärzte ohne Grenzen versorgt. Sie holen Tote und Verletzte aus den Booten, versorgen die Menschen medizinisch und stellen ihnen Essen und Kleidung zur Verfügung. Da es die Schlepper nicht interessiert, ob die Flüchtlinge sicher an Land kommen, sind die Boote überfüllt und vielfach auch nicht seetüchtig. „Die Unfälle passieren meist vor der Küste“, sagt Schwarzbach. „An felsigen Küsten gehen die Boote kaputt.“ Außerdem seien die Rettungswesten, die die Flüchtlinge tragen, von schlechter Qualität. Oft hat man sie mit Stroh gefüllt, was im Notfall noch eher zum Ertrinken führt. „Außerdem haben die Flüchtlinge in den Booten kein Essen und nichts zu trinken. Die meisten wissen nicht, was mit ihnen passiert.“

Für die Helfer ist die Arbeit schwierig. Wenn sie mit den Behörden zusammenarbeiten, können sie nicht mehr aufs Meer hinaus. Wenn sie es doch machen, gelten sie als Schmuggler. Dann drohen ihnen hohe Haftstrafen. Deshalb tarnen die Helfer ihre Aktionen für die Flüchtlinge als Übungen an der Küste.

Wie Rebekka Schwarzbach erzählt, gehen die aus verschiedenen Ländern stammenden Frontex-Organisationen unterschiedlich mit den Flüchtlingen um. „Die Portugiesen sind human. Die Bulgaren beschimpfen die Flüchtlinge und die türkischen Frontexleute fahren um die Flüchtlingsboote herum, erzeugen hohe Wellen, sodass die Menschen aus den Booten ins Wasser fallen oder sie zerstören die Motoren der Flüchtlingsboote.“