Merken

Flüchtlinge machen alte Räder flott

In der Fahrradwerkstatt Rad i.O. zeigen Studenten den Neuankömmlingen Tricks und Kniffe beim Reparieren.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Felix Dümcke

Versteckt zwischen den Studentenhochhäusern wird dienstags und donnerstags auf dem Vorplatz der Wundtstraße 9 an Fahrrädern gebastelt. Hier hat die Selbsthilfewerkstatt Rad i.O. ihren Sitz, die mittlerweile Kultcharakter genießt. Seit Anfang der 1980er-Jahre helfen in der Tüftelstätte handwerklich begabte Studenten ihren Kommilitonen. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert. Zwar sei sie prinzipiell für alle da, wie Mitbetreiber Thomas Meyer betont. Doch genutzt wird sie überwiegend von den Studenten.

Eine von ihnen ist Anna Seßler. Die 25-Jährige ist das erste Mal in der Selbsthilfewerkstatt. „Ich mache solche Sachen gern selbst“, sagt die Wirtschaftspädagogik-Studentin. Auch Dennis Jakob packt lieber mit an, als für die Reparatur in einer herkömmlichen Werkstatt viel Geld zu lassen. „Außerdem fehlt mir das nötige Werkzeug“, erklärt der Maschinenbau-Student seinen mittlerweile fünften Besuch im Rad i.O. allein in diesem Jahr.

In der ehrenamtlich betriebenen Werkstatt ist er da gut aufgehoben. Allerlei Nützliches steht Jakob und den anderen Tüftlern zur Verfügung: Werkbänke, Bowdenzugschneider, Kettenpeitschen und vieles mehr ist hier zu finden. Finanziert wird all das durch Spenden von Besuchern – ein Modell, das Erfolg hat. Für viele Studenten in der Südvorstadt ist die Nutzung der Werkstatt mittlerweile selbstverständlich.

Nun wollen sie auch Asylsuchenden unter die Arme greifen und die Werkstatt bei ihnen bekannt machen. So entschied sich das Rad i.O., an der Kampagne „Bikes for Refugees“ mitzuwirken. Seit Wochen wurden mehrsprachige Flyer in Asylunterkünften verteilt, die Flüchtlinge animieren sollen, in die Wundtstraße 9 zu kommen. Hier haben sie am 28. März die Möglichkeit, gespendete Fahrräder wieder flott zu machen und am Ende des Tages mit ihnen heimzufahren. Um elf Uhr geht es los. Anwohner können dann noch alte, aber funktionsfähige Fahrräder abgeben.

Initiiert wurde die Veranstaltung von Dresdner Organisationen – unter ihnen ein „Repair-Café“ in der Louisenstraße 72 und die queer-feministische Gruppe e*vibes.

Im Rad i.O. findet das Engagement viel Zuspruch. „Fahrräder sind ein guter Weg, Asylsuchenden die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen“, sagt Rad i.O.-Mitglied Christiane Gloger. Außerdem sind sie auf dem Rad geschützter.