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Flotte Feger

Juliane Köhler und Charlotte Rothmann fahren für ein Raudies-Racing-Team Moto-Cross.

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© Dietmar Thomas

Von Dirk Westphal

Klipphausen/Reinsdorf. Sie sind anders als die anderen. Irgendwie. Zumindest was ihr Hobby angeht. „Wir haben nicht Top-Models geschaut“, sagen die 26-jährige Juliane Köhler aus Bad Lausick und die 19-jährige Charlotte Rothmann aus Klipphausen und fügen lachend an: „Wir fahren Moto Cross!“ Damit gehören die beiden rasanten Motorsport-Ladys nicht nur bei ihrem Raudies-Racing-Team in Reinsdorf zu den Exoten, sondern auch auf den Rennstrecken in ganz Sachsen.

Zum Motorsport ist Charlotte gemeinsam mit ihrem Bruder Leopold im Alter von acht Jahren gekommen. „Wenn dann beide“, war die Meinung des Vaters und so kam es. Sie fährt dabei die größeren Erfolge ein, war unter anderem Sachsenmeisterin 2015. „Er ist aber schneller“, sagt sie schmunzelnd. Juliane dagegen ist vor zweieinhalb Jahren durch ihren Freund dazu gekommen, der selbst fährt. „Am Anfang habe ich an der Strecke Fotos gemacht, aber es hat nicht lange gedauert, dann wollte ich auch selber fahren, seit vergangener Saison auch Rennen“, sagt sie und gibt zu: „Mein Freund ist natürlich viel schneller, der fährt auch schon 14 Jahre.“

Neben der Strecke fahren die beiden flotten „Feger“ übrigens kein Motorrad. „Am Wochenende – das reicht!“, sagt Charlotte und gibt zu: „Auf der Strecke fällt es schon auch schwerer, einen Sprung wie die Jungs zu machen. Das überlege ich mir schon zweimal. Aber im Rennen bleibt einem ja gar nichts anders übrig.“ Juliane fügt an, dass sie ähnliche Gefühle hat. „Ich habe Respekt, taste mich Stück für Stück heran. Es wird langsam schneller, aber an Charlotte komme ich noch lange nicht heran.“

Um in der Sachsenmeisterschaft bis 250 Kubikzentimeter die keineswegs leichten Maschinen zu halten, treibt Charlotte Kraftsport. Und auch Juliane versucht sich damit fit zu halten und läuft auch viel, wenn es die Zeit zulässt. Und die ist bei beiden beschränkt. So macht Charlotte derzeit eine Ausbildung zur medizinisch-technischen Laborassistentin, Juliane dagegen ist Vorarbeiterin bei BMW und wird ab Oktober nochmals studieren.

Sportlich hat sich die 19-jährige Charlotte in diesem und in den kommenden Jahren die Sachsenmeisterschaft auf die Fahnen geschrieben. „Ich habe später angefangen, und entsprechend fällt mir das alles schwerer“, sagt Juliane Köhler und erklärt zu versuchen, unter die besten Fünf der Sachsenmeisterschaft zu kommen. „Aber es ist schwierig, die anderen sind schneller.“

Beide Pilotinnen scheuen sich übrigens nicht, sich die Hände schmutzig zu machen. Kleine Sachen reparieren sie selbst, bei größeren würden der Bruder beziehungsweise der Freund oder Teamchef Veit Raudies helfen.

Und auch wenn die beiden Mädels altersmäßig sieben Jahre auseinander liegen, so verständen sie sich blendend. „Wir haben doch das gleiche Hobby, warum soll das nicht funktionieren. Auf dem Rennplatz gibt es keinen Altersunterschied“, sagen beide übereinstimmend, wobei es einen Unterschied doch gäbe. Wenn es nicht gut läuft, wäre Charlotte die erste halbe Stunde schlecht gelaunt. Aber das passiere relativ selten und so führt sie derzeit die Meisterschaft an. Juliane liegt dagegen auf Rang sechs und denkt noch lange nicht ans Aufhören. „Vielleicht, wenn man irgendwann mal Kinder bekommt“, sagt Charlotte, worauf Juliane lachend hinzufügt: „Aber nur kurz, die werden dann auch auf dem Rennplatz groß.“