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Flixbus hängt Görlitz von Dresden ab

Ab November gibt es keine Fernbus-Verbindung mehr in die Landeshauptstadt – vorerst jedenfalls.

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© Sven Ellger

Matthias Klaus

Görlitz. Wer ab kommendem Monat mit dem Fernbus von Görlitz nach Dresden fahren will, hat schlechte Karten. Am Reformationstag rollt noch der Postbus Nonstop von der Neiße an die Elbe, Abfahrt 7.30  oder 9.30 Uhr ab Busbahnhof Görlitz. Die einfache Fahrt kostet drei Euro, die Fahrzeit beträgt knapp zwei Stunden. So weit, so gut. Am Tag darauf sieht es ganz anders aus. Ab diesem Tag übernimmt Flixbus den Postbus. Eine Fahrt nach Dresden? Fehlanzeige. Der westlichste, direkt angefahrene Halt von Görlitz aus ist bis auf Weiteres Bautzen. Von dort aus geht es gen Norden über Cottbus und Umsteigemöglichkeiten in Berlin zu anderen Zielen.

Folgt nach der Euphorie die Ernüchterung? Wird Görlitz nach und nach wieder vom Fernbusnetz abgehängt? Fest steht: Flixbus wird ab kommendem Monat der einzige Fernbus-Anbieter sein, der noch den neuen Busbahnhof in Görlitz ansteuert. Postbus wird von Flixbus geschluckt, bleibt noch Berlin-Linienbus. Dabei handelt es sich um eine Tochter der Deutschen Bahn, die in das lukrative Fernbus-Geschäft einteigen wollte. Aber auch sie gibt auf. „Mit großem Bedauern teilen wir Ihnen mit, dass keinerlei Strecke mehr nach dem 31. Oktober durch unsere Firma bedient wird“, heißt es auf eine Nachfrage der SZ von Berlin-Linienbus. Das Unternehmen hatte bisher die schnellste Verbindung von Görlitz in die Bundeshauptstadt angeboten, Fahrzeit drei Stunden und zwanzig Minuten. Postbus und Flixbus brauchten wegen anderer Routen oder Zwischenstopps mindestens vier Stunden. Die Bahn betreibt eine weitere Alternative zur Schiene, den IC Bus. Dabei handelt es sich um Fernbusse vor allem im grenzüberschreitenden Verkehr. Ob Görlitz in künftigen Planungen des Unternehmens eine Rolle spielt, ist allerdings offen.

Beim Branchenprimus Flixbus sieht man die neue Situation offenbar entspannt. Der Großteil der Postbus-Strecken werde schon jetzt parallel von Flixbus angeboten, teilt Pressesprecherin Marie Gloystein mit. Sie nennt als Beispiel die Strecke von Görlitz nach Berlin. „Eine Erhöhung der Taktung auf dieser Verbindung ist aktuell nicht konkret geplant, wir werden aber die Fahrgastzahlen auf der Strecke intensiv beobachten und die Verbindung im Bedarfsfall aufstocken“, schildert Pressesprecherin Marie Gloystein. Was in Zukunft mit der Flixbus-Strecke von Görlitz nach Dresden passiert, ob je wieder ein Bus hier rollen wird, darüber gibt es noch keine Auskunft. Nur so viel: „Darüber hinaus planen wir, im Frühjahr des nächsten Jahres weitere Verbindungen ab Görlitz zu starten. Hier befinden wir uns allerdings noch in der Planungs- und Genehmigungsphase und können aktuell keine detaillierten Informationen veröffentlichen“, sagt die Flixbus-Sprecherin.

Viermal steuert Flixbus pro Woche Berlin an, am Freitag, Sonnabend, Sonntag und Montag. Entsprechend gestalten sich die Umsteigemöglichkeiten – ohne Stopp in Dresden. Chemnitz liegt zum Beispiel auf der Strecke mit Umstieg in Berlin. Reisezeit: acht Stunden und zehn Minuten. Wer noch 15 Minuten draufpackt, kommt bis nach Leipzig. Nach Amsterdam sind es zum Vergleich reichlich 13 Stunden.

2013 öffnete sich der Fernbusmarkt. Seither versuchten mehrere Unternehmen, sich auf dem Markt zu behaupten. Görlitz blieb zunächst als Ziel außen vor. Die polnische Firma Sindbad erwies sich letztendlich als Wegbereiter. Sie steuerte ihre Busse seit 2015 von Boleslawiec nach Luxemburg, mit einem Halt in Zgorzelec am Real-Markt und weiteren Stopps unter anderem in Fulda, Wiesbaden, Mainz und Trier. Postbus fuhr Görlitz direkt seit Mai 2015 an. Die Haltestelle befand sich an der Sattigstraße am Südausgang des Bahnhofes. Es gab unter anderem tägliche Direktverbindungen von und nach Köln.

Marie Gloystein von Flixbus will derzeit nicht ausschließen, dass es weitere Verbindungen nach Görlitz geben wird. Oder von und nach anderen Orten in der Gegend. Das Unternehmen erweitere in den kommenden Monaten das Fernbus-Angebot bis in die Region und binde auch neue Klein- und Mittelstädte ein, sagt sie. Damit würden die Kunden „dann von Deutschlands bestem Fernbusangebot und dem Anschluss an Europas größtes Fernbusnetz“ profitieren, sagt die Flixbus-Sprecherin.