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Fliegen halten Feuerwehr auf Trab

Fehlalarm zum wiederholten Mal im Barockschloss Rammenau. Die Leitung kündigt erste Konsequenzen an.

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© Rocci Klein

Von Sylvia Gebauer

Durchlüften führte im Barockschloss Rammenau kürzlich zu einem Feuerwehr-Großeinsatz. Die Urheberin: eine Motte. Sie flog in ein Zimmer – und mitten durch den Infrarotstrahl einer Brandmeldeanlage. Der Bruchteil einer Sekunde reichte aus, um Alarm auszulösen. Feuerwehrleute aus Rammenau, Bischofswerda, Geißmannsdorf, Goldbach und Frankenthal rückten daraufhin an. Es war der vierte Fehlalarm im Rammenauer Barockschloss innerhalb von zwei Jahren.

Einer der Infrarot-Brandmelder im Erdgeschoss des Rammenauer Barockschlosses.
Einer der Infrarot-Brandmelder im Erdgeschoss des Rammenauer Barockschlosses. © Steffen Unger

Die in den Sälen, Salons und Fluren installierten Brandmelder sind hochsensibel. Es komme vor, dass Insekten durch die Schlitze der Brandmelder kriechen und den Alarm auslösen, sagte Schlossleiterin Ines Eschler auf Anfrage. Zwar haben die Brandmelder ein engmaschiges Gitter. „Doch das hält nicht alle Fliegen ab“, sagt sie. Dabei ist es nichts Außergewöhnliches, wenn Fliegen, Motten und andere Insekten ins Schloss gelangen. Ähnlich wie beim Lüften zu Hause kommen sie in die Räume. Fliegengitter an den Schlossfenstern gibt es aus ästhetischen Gründen nicht. Nur die Küchenfenster bilden hier eine Ausnahme.

Insekten sind die Ausnahme

Dass Insekten Brandmeldeanlagen beeinflussen können, komme vor, bestätigt Bischofswerdas Gemeindewehrleiter Hans-Jörg Mehnert. Beispielsweise im Haus für Kinder und Jugendliche an der Bischofswerdaer Kirchstraße, in dem es ebenfalls mehrfach Fehlalarm gab, sei das der Fall gewesen. Dort waren es Milben, die die Melder ausgelöst hatten. Die Stadt Bischofswerda als Hauseigentümer reagierte und wechselte die Melder aus.

Trotzdem ist es nicht die Regel, sondern die absolute Ausnahme, dass Insekten für Feueralarm sorgen. Elektromeister Gunter Israel aus Putzkau, auf Sicherheitstechnik spezialisiert, kennt keinen vergleichbaren Fall. „Bei Einbruchssicherungen kommt es gelegentlich vor, dass Insekten den Alarm auslösen. Bei Brandmeldeanlagen sollte das nicht möglich sein.“ Es sei denn, die Technik sei veraltet oder nicht sachgerecht installiert. Gewöhnlich schließt ein Brandmelder luftdicht mit der Decke ab. „Um sicherzugehen, versiegeln wir bei der Montage von Brandmeldern noch zusätzlich die Platine“, sagt Gunter Israel.

Alte Technik durch neue ersetzen

Überall dort, wo im Barockschloss in den vergangenen Jahren Räume restauriert worden sind, wurden die neuesten Anlagen eingebaut. Aber es gibt auch noch alte Technik. Sie wird nach und nach ersetzt. Im Erdgeschoss setzt das Schloss auf sogenannte lineare Brandmeldeanlagen mit Infrarotstrahl. Diese sind nicht an der Decke, sondern an der Wand befestigt. Alle vier bis sechs Wochen werden sämtliche Brandmelder in der Landbarockanlage gewartet. Die zuständige Firma, die das Barockschloss beim Brandschutz berät, empfahl jetzt in Sachen Fliegenschutz zum Aufrüsten. Heißt: Künftig werden in den großen Räumen statt einem zwei Brandmelder angebracht. Nur wenn beide Anlagen Alarm auslösen, soll die Feuerwehr kommen.

Feuerwehrleute wie Hans-Jörg Mehnert haben ihre Zweifel, dass diese Rechnung aufgeht. Die Brandmeldeanlage des Schlosses ist direkt mit der Rettungsleitstelle in Hoyerswerda verbunden, die wiederum die Feuerwehren in der Umgebung alarmiert. Hans-Jörg Mehnert: „Selbst wenn man vier Brandmelder in jedem Raum installieren würde – schon wenn einer auslöst, rücken wir aus.“ Denn das Risiko, dass es im Schloss wirklich brennt, während die Feuerwehrautos im Depot stehen, wäre zu groß.

Bereits der zweite Fehlalarm

Die Kosten der Fehlalarme muss das Schloss tragen. Je nachdem, wie viele Feuerwehrleute im Einsatz sind, kostet ein Einsatz zwischen 100 und 1 000 Euro, sagt Ines Eschler. In diesem Jahr war es der zweite Fehlalarm. Im März wurde der Alarm durch Qualm aus einem geöffneten Ofen in der schlosseigenen Bäckerei ausgelöst. „Es war unsere eigene Schuld“, sagt die Schlossleiterin. Die beiden anderen Fehlalarme gab es im Dezember 2013 und September 2014 jeweils nachts. Grund waren jedes Mal nicht näher bezeichnete technische Probleme an den Brandmeldern.