Merken

Flickwerk in Laußnitz

Einige Straßen in der Gemeinde werden ständig repariert. Viele wünschen sich jedoch eine grundlegende Lösung.

Teilen
Folgen
© Matthias Schumann

Von Nicole Preuss

Die Straßenreparateure sind gerade wieder unterwegs. Sie stopfen die Löcher, die sich auf der Staatsstraße zwischen Laußnitz und Höckendorf aufgetan haben. Mal wieder, muss man sagen. Die Pflasterstraße, die nach der Wiedervereinigung eine Asphaltschicht bekommen hat, braucht regelmäßig solche Ausbesserungen.

Stephan Gießner wohnt in der Gemeinde und nutzt die Straße regelmäßig. Er liest in der SZ immer wieder von Radwegen, die im Kreis gebaut werden. „Ich wohne in einer Ecke des Landkreises, wo ich mir zwar auch Radwege neben der Straße wünschen würde, viel wichtiger wären aber erst einmal vernünftig ausgebaute Straßen“, sagt er. Das Problem, das der Laußnitzer sieht, lässt sich vor Ort nachvollziehen. Die Staatsstraße nach Höckendorf und auch einige Kreisstraßen sind durch den zunehmenden Verkehr, Laster und schweren Traktoren ungewohnten Belastungen ausgesetzt. Ein Riss bildet sich zum Beispiel regelmäßig in der Mitte der Staatsstraße. Dort wurde vor mehr als zwei Jahrzehnten an die eine Pflasterspur noch eine Asphaltspur gesetzt.

Die Autofahrer der Gemeinde konnten in der Vergangenheit auch immer mal wieder Hoffnung schöpfen, weil Baumaßnahmen angekündigt wurden. Doch geplante Erneuerungen wurden wieder abgesagt oder verschoben. „Geld, was für eine Sanierung im letzten Jahr genehmigt war, wird kurzfristig für andere Projekte im Freistaat verwendet, die aus dem Kostenrahmen laufen“, sagt Stephan Gießner. Das zuständige Landesamt für Straßenbau und Verkehr präzisiert diese Feststellung auf SZ-Anfrage nicht. Der Laußnitzer Stephan Gießner fasst zusammen: „Die Menschen bei uns im Ort fühlen sich aufgrund dieser Prioritätensetzung einfach vergessen.“

Kreis sieht auch Handlungsbedarf

Der Kreis unterhält einen großen Teil der Straßen in der Gemeinde, unter anderem auch die Staatsstraße S 56 zwischen Laußnitz und Höckendorf. Er sieht sogar selbst Handlungsbedarf auf dieser Verbindungsstrecke. „Der Zustand der S 56 ist aus unserer Sicht erneuerungsbedürftig“, sagt Kreissprecher Gernot Schweitzer. Der Bürgermeister der Gemeinde Joachim Driesnack sagt auch, dass die Straße zumindest zwischen dem Ortsausgang Laußnitz und dem Ort Höckendorf in einem schlechten Zustand ist. Der Kreis selbst wollte in diesem Jahr im Rahmen seiner Unterhaltspflicht ein 200 Meter langes Teilstück im Ort Höckendorf grundlegend sanieren. Der Kreuzungsbereich vor dem Gasthof des Dorfes sollte erneuert werden. Die Baumaßnahme wurde allerdings wieder abgesagt, was ebenfalls zur Frustration in der Gemeinde beigetragen hat. „Daher mache ich mir über fehlende Radwege so schnell keine Gedanken“, sagt der Laußnitzer Stephan Gießner.

Der Kreis betont aber auf SZ-Anfrage, dass die Maßnahme nicht ganz abgesagt, sondern nur auf das nächste Jahr verschoben ist. „Nach der Planungsabstimmung im Frühjahr wurde festgelegt, dass im Zuge der Baumaßnahme auch die Regenentwässerung von Grundstücken entlang der Baustrecke mit in die Planung und Durchführung einfließen soll“, sagt Gernot Schweitzer vom Landratsamt in Bautzen. „Diese gemeinsame Festlegung zwischen dem Landkreis, der Gemeinde und dem Abwasserzweckverband Königsbrück bedeutet aufwendigere Planung. Deshalb wurde die Baumaßnahme auf 2018 verschoben. Das kommt nach Sicht des Kreises der Tatsache entgegen, dass in diesem Jahr sowieso bereits in der näheren Umgebung einige Straßen gebaut werden und die Autofahrer entsprechende Umwege in Kauf nehmen müssen.

Keine besonders hohe Priorität

Der Freistaat wäre zuständig für eine grundlegende Erneuerung der Staatsstraße in der Gemeinde Laußnitz. Er hat die Verbindungsstraße allerdings dem S3-Netz zugeordnet. Das bedeutet, die Straße hat zwar überwiegend regionale Bedeutung, rangiert im Letzten der Netze. Das Sächsische Verkehrsministerium betont allerdings: „Alle drei Netze sind uns wichtig! Keines dieser drei Netze wird künftig vernachlässigt oder finanziell nicht mehr bedacht.“ Die Straße wird zudem innerhalb des Netzes in der Dringlichkeitsstufe 1 geführt, das heißt, es müsse perspektivisch gebaut werden. Die Erhaltung der Verbindung hat so innerhalb des S3-Netzes höchste Priorität. Allerdings sollen zuvor Regeln erarbeitet werden, wie der Freistaat überhaupt künftig mit den Straßen im S3-Netz umgehen will. „Aufgrund des frühen Planungsstadiums können wir daher derzeit noch keine Aussage zum Realisierungszeitraum benennen“, sagt Nicole Wernicke vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Der Kreis hat die Kreisstraßen in der Gemeinde zwar im Blick, plant aber dort keine größeren Baumaßnahmen, die über die Unterhaltung und Instandsetzung hinausgehen.

Die Straßenmeisterei des Kreises hat die Staatsstraße nun erst einmal auf Vordermann gebracht, so dass die Strecke wieder einigermaßen gut genutzt werden kann. Der Laußnitzer Stephan Gießner ist skeptisch, ob das lang halten wird. „Ich erwarte nicht, dass es sofort mit der Erneuerung losgeht. Sondern eigentlich nur, dass es irgendwann einmal losgeht.“