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Fleischlos auf dem Punk-Festival

Vegane Ernährung liegt heute im Trend. Auf dem „Back to Future“ in Glaubitz gehört sie auch dazu – seit fast 20 Jahren.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kevin Schwarzbach

Glaubitz. Während die Besucher geduldig auf die erste Band des Tages warten und das Festivalgelände des „Back to Future“ allmählich in Stimmung kommt, hat Ronny Glawon schon alle Hände voll zu tun. Mit geübten Griffen startet er den Elektroherd, greift in die Schüssel mit der hellbraunen Masse und formt kleine Scheiben, die er anschließend kurz anbrät. Mit der Linken greift er nach dem Burgerbrötchen, das seine Mitstreiter bereits mit allerlei Grünem gefüllt haben, und nimmt einen Bratling vom Herd. Fertig ist der vegane Burger. Ganz zur Freude der hungrigen Punker.

Punk-Festival-Besucher im Glaubitzer Waldbad.
Punk-Festival-Besucher im Glaubitzer Waldbad. © Klaus-Dieter Brühl

Seit fast zwei Jahrzehnten ist der Kinder- und Jugendtreff „Kombi“ aus Nünchritz mit seinem besonderen Burger beim „Back to Future“-Festival auf der Wiese neben dem Glaubitzer Waldbad mit dabei. Ronny Glawon und seine Mitstreiter bekochten die Besucher des Punkfestivals schon vegan, als diese Ernährungsweise in der Bevölkerung noch weitestgehend unbekannt war. „Unser Chef hat damals die vegane Ernährung eingeführt. Er war selbst Veganer und hat uns damit vertraut gemacht“, erzählt Burgerbrater Ronny Glawon, den alle nur Golan nennen. „Deswegen haben wir im Verein immer häufiger vegan gekocht und dieses Angebot um das Jahr 2000 mit zum Festival gebracht.“

Ganz zur Freude der Besucher, von Beginn an ist das vegane Angebot ein Verkaufsschlager. Mittlerweile gehört es neben den verschiedenen Bands längst zum bekannten Rahmenprogramm. „Ich bin seit fünf Jahren dabei, und die Festivalwochenenden in Glaubitz sind für mich auch immer Burgerwochenenden“, sagt Paul Breier. Den 34-jährigen Mannheimer fasziniert nicht nur die Qualität des Burgers, sondern auch die Möglichkeit, die lokale Szene unterstützen zu können. „Wenn sich ein ortsansässiger Verein das Wochenende mit Burgerbraten um die Ohren schlägt, kaufe ich doch gern ein paar.“

Ronny Glawon freut, dass der Burger so gut ankommt. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf des veganen Bratlings finanziert sich der Verein andere Projekte. Damit alle hungrigen Mäuler gesättigt werden können, haben die veganen Burgerbrater von der „Kombi“ am vergangenen Festival-Wochenende Zutaten für insgesamt 2 000 Stück dabei. „Das ist eine Durchschnittskalkulation“, sagt Ronny Glawon. „Es gab Jahre, in denen haben wir 2 400 Burger verkauft. Ein andermal waren es etwas weniger. Doch mit 2 000 kommen wir in der Regel gut hin.“

Karaoke im Waldbad

Doch nicht nur die veganen Burger, sondern auch das Karaokekonzert im Waldbad am Sonnabend gehört zu den Höhepunkten des Wochenendes. Schon am Vormittag strömen die ersten Besucher in das Freibad, bis zum Nachmittag ist das Gelände gut gefüllt. Nach und nach wagen sich die Punks an das Mikrofon und schmettern die bekanntesten Lieder der Szene durch das Bad, zwischendurch gibt es eine kurze Entspannung im kühlen Nass. „Das Festival in Glaubitz ist der Wahnsinn“, sagt Mandy Zinks aus Dresden. „Hier gibt es nicht nur ein grandioses Musikprogramm, sondern auch noch ein Waldbad mit Karaokeprogramm, einem Bäcker und gutem Bier vom Fass. Das ist wie Urlaub für mich.“

Auch für Mitorganisator Holm Weichhold ist der Programmpunkt im Waldbad ein wichtiges Element im Veranstaltungskonzept. „Auf diese Weise können wir der Gemeinde für ihre Unterstützung danken und ihr etwas zurückgeben. Denn wenn an diesem Tag ein Großteil unserer Besucher ins Waldbad geht, um das Karaokekonzert mitzuerleben und das Ambiente zu genießen, können die erhöhten Einnahmen natürlich zur Minderung der notwendigen Zuschüsse des Bades seitens der Gemeinde beitragen“, erklärt Weichhold.

Auch die Mitglieder der „Kombi“ arbeiten derweil fleißig an ihrer Vereinsfinanzierung. Routiniert bereiten Ronny Glawon und seine Mitstreiter Burger um Burger und sorgen damit für strahlende Gesichter. Nur manchmal macht ein Punk ein verärgertes Gesicht. „Es gibt immer mal Kunden, die mit dem Burger unzufrieden sind. Da hört man auch mal, dass der Burger richtig ekelhaft schmecke“, erzählt Ronny Glawon. „Doch die überwiegende Mehrheit lobt den Geschmack.“ Und als Alternative hat die „Kombi“ auch noch einen veganen Gulasch im Angebot. „Doch die Leute wollen immer nur Burger, Burger, Burger“, verrät Glawon mit einem Grinsen und wirft den nächsten veganen Bratling in das mit reichlich Grünem gefüllte Brötchen.