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Fitmacher für den deutschen Arbeitsmarkt

Stadtrat Martin Bahrmann ist neuer Standortleiter an der Meißner Euro-Schule. Er sucht nach Firmen, die Flüchtlingen Praktika ermöglichen.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Die ersten Wochen haben mit der vermeintlich zu erwartenden Schreibtischarbeit nichts zu tun. „Ich bin in meiner neuen Position vor allem viel unterwegs. Das Spektrum ist schon wesentlich vielfältiger geworden“, sagt der neue Standortleiter an der Euro-Schule Meißen Martin Bahrmann. Bereits Anfang September hatte der vorherige Leiter des Firmenservices die Aufgaben von Vorgängerin Kristin Jäckel kommissarisch übernommen.

Seitdem muss er bei vielen Weiterbildungsmaßnahmen über den Landkreis hinaus dabei sein, sich um die Bereiche IT, Servererneuerung, Werbung, Personal und vieles mehr kümmern. Als Chef der Euro-Schule, die sich um Fort- und Weiterbildung sowie die Integration von Geflüchteten verdient macht, will Bahrmann die begonnene Stärkung beim Thema politische Bildung und der Kompetenzvermittlung für den deutschen Arbeitsmarkt, weiter voranbringen.

„Wichtigstes Instrument dafür ist ein neues Angebot namens focus on success, was übersetzt so viel heißt wie Konzentration auf Erfolg“, erläutert Bahrmann. Die Koordinatorin dieses Projekts heißt Anika Borowski. Sie wird von einer Psychologin und zwei Sozialpädagogen unterstützt. Und worum geht es bei „focus on success“?

„Wir wollen Geflüchtete gezielt auf die Anforderungen des deutschen Arbeitsmarktes vorbereiten, Praktikumsplätze vermitteln und auch soziale Kompetenzen sowie rechtliches Wissen vermitteln“, erklärt Borowski. Bei den momentan etwa 20 Männern und Frauen aus Ländern wie Syrien, Iran und Afghanistan, gehe es in den Kursen um mehr als nur Sprachvermittlung. Trotzdem bleibe das Erlernen der deutschen Sprache der wichtigste Faktor für die Weiterbildung. Diese wird vom Jobcenter finanziert und richtet sich ausschließlich an Migranten mit einer längerfristigen Bleibeberechtigung und somit einer guten Perspektive, betont Borowski.

Zu den Inhalten des auf zwölf Monate befristeten Projektes gehören auch spezifische Bewerbungstrainings, Berufsvorbereitung und das Vermitteln von Werten und Normen hierzulande. „Letzteres ist ein wirklich wichtiger Punkt, weil viele der Teilnehmer aus völlig anderen gesellschaftlichen Verhältnissen kommen. Würden sie ihre Einstellungen nicht verändern, hätten sie bei deutschen Firmen aber keine Chance“, weiß die Projektkoordinatorin.

Insgesamt bestätigten die guten Fortschritte der Geflüchteten den Zweck des Angebots. „Ob es im nächsten Jahr einen weiteren Durchgang gibt, steht noch nicht fest. Wir würden es natürlich sehr begrüßen, weil wir täglich die Fortschritte der Teilnehmer sehen“, sagt Martin Bahrmann. Diese sind zwischen 18 und 59 Jahre alt und wohnen alle im Landkreis Meißen.

Für den neuen Standortleiter und seine Mitarbeiter gelte es vor allem, Unternehmen zu finden, die Praktika für einen Teil der an der Euro-Schule ausgebildeten Flüchtlinge ermöglichen. Hier gebe es in der Stadt noch erhebliches Steigerungspotenzial, so Bahrmann. Ihm sei bewusst, dass sich diese Entwicklung nicht erzwingen lässt. „Aber wir alle stehen in der Verantwortung, Parallelgesellschaften zu verhindern. Das geht nur, wenn wir den Flüchtlingen auch die Chance zur Integration bieten.“

Schwierig für die Dozenten seien vor allem die sehr unterschiedlichen Bildungs- und Ausbildungsniveaus der Schüler. So ließen sich äußerst heterogene Kurse nicht verhindern. „Da sitzt dann auch mal der Bauer, der kaum seine Heimatsprache in Wort und Schrift beherrscht neben einem Akademiker mit abgeschlossenem Hochschulstudium“, so Bahrmann. Tendenziell gut sei das Bildungsniveau bei syrischen Geflüchteten, eher schwach bei afghanischen Staatsbürgern. Verallgemeinerungen verbieten sich allerdings. Für den neuen Chef steht die nächste Aufgabe bereits bevor. So bereite er aktuell ein neues großes Doppel-Logo vor, das Passanten auf die Existenz der Euro-Schule im Inneren des Sparkassen-Gebäudes hinweisen soll. Noch in diesem Jahr soll es am Gebäude an der Neugasse 39 angebracht werden.