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Fit auf der Überholspur

Das Unternehmen produziert die Marke Gard nun in Hirschfelde – mit neuen Mitarbeitern. Weitere Artikel folgen 2017.

Von Jan Lange
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© Rafael Sampedro

Alles läuft vollautomatisch. Eine Tube nach der anderen saust über die moderne Abfüllanlage. Tausende Tuben und Dosen der Haarpflegemarke Gard werden bei Fit in Hirschfelde jeden Tag abgefüllt. Das Unternehmen hat jetzt die vollautomatische Maschine in Betrieb genommen. „Wir verfügen nun über eine der modernsten Abfülllinien in Deutschland“, meint Fit-Chef Wolfgang Groß. Bis dahin ist es ein langer Weg gewesen. Bereits im Juni 2015 übernahm Fit die Marke Gard von der Doetsch Grether AG aus Basel. Drei Monate führte der bisherige Eigentümer den Vertrieb der Produkte noch weiter. „In dieser Zeit informierten wir unsere Handelspartner, dass wir Gard übernommen haben und ab 1. September 2015 ausliefern werden“, beschreibt Groß den Prozess. Zu diesem Zeitpunkt musste Fit über ein Lager für die Gard-Produkte verfügen. Dafür errichtete das Unternehmen eine neue Lagerhalle. Denn die Aerosole, die im Haarspray vorhanden sind, dürfen nicht in normalen Hallen neben anderen Produkten gelagert werden. Es bedarf eines Speziallagers und einer besonderen Genehmigung. Die neue Halle wird aber nicht nur für die Lagerung der Gard-Aerosole verwendet. Diese Dosen nehmen ein Drittel der Fläche ein, der Rest wird als normales Lager genutzt.

©  SZ-Grafik

Weil das neue Gebäude bis September 2015 noch nicht fertig war, musste Fit das bisherige Lager von Doetsch Grether in der Nähe von Frankfurt am Main erst mal weiter nutzen. Kleinstmengen konnten in Hirschfelde eingelagert werden, um die Lkw zu bestücken, erklärt der Fit-Chef. Längst ist das neue Lager fertig und Tausende von Paletten nach Hirschfelde umgelagert. 28 Einzelartikel sind nun zusätzlich eingelagert. Für die Verlagerung der Produktion hat sich der Spülmittelhersteller ein paar Monate länger Zeit genommen. Im März war der Zeitpunkt gekommen, direkt in Hirschfelde herzustellen. Um bis dahin keine Lieferschwierigkeiten zu haben, wurden am alten Standort Zehntausende Gard-Produkte vorproduziert. „Einige Produktionsmaschinen haben wir im Rahmen der Übernahme mit gekauft“, erklärt Groß. Diese wurden Anfang 2016 nach Hirschfelde gebracht und hier aufgebaut. Gleichzeitig investierte Fit in neue Maschinen. „Da es bestimmte Lieferzeiten für diese Anlagen gibt, mussten wir uns übergangsweise mit Hilfslösungen weiterhelfen“, sagt der 64-Jährige. So wurden zum Beispiel die Gard-Kurfestiger-Flaschen von Hand konfektioniert. Mit Inbetriebnahme der neuen Abfüllanlage ist das nun Geschichte.

In den nächsten Monaten steht der gleiche Prozess den Hirschfeldern erneut bevor. Fit hat Anfang Juni die Marke Fenjal übernommen. Es ist die sechste Marke innerhalb weniger Jahre, die das Sortiment des Spülmittelherstellers erweitert. Fenjal sei die größte Einzelinvestition, sagt Groß. Nur wer über sich hinauswächst, kann Großes leisten: So beschreibt Fit das eigene Ziel auf der Webseite. Sich selbst übertroffen hat das Unternehmen mit den jüngsten Übernahmen auf jeden Fall. Mit Gard und Fenjal sind die Hirschfelder in den Körperpflegemarkt eingestiegen. Eine für Fit bisher unbekannte Branche.

Seit einem Monat vertreibt Fit die Fenjal-Produkte selbst. Ab 2017 soll dann die Produktion der Cremes, Deodorants und Body Lotions in Hirschfelde erfolgen. Die vorhandenen Lagerflächen reichen für die neuen Artikel aus, beim Produzieren werde das schwieriger, sagt Groß. Deshalb soll die Produktionsfläche erweitert werden. Ein neues Gebäude wird nicht entstehen, vielmehr die bisherige Produktionshalle um 40 Meter vergrößert. „Nächstes Jahr zu diesem Zeitpunkt muss alles abgeschlossen sein“, so Groß.

Für solche Erweiterungen braucht es neue Mitarbeiter. 20 zusätzliche Arbeitskräfte sind eingestellt worden, sagt der Fit-Chef. Vergrößert wurde die Anzahl der Mitarbeiter in allen Bereichen – vom Elektriker über Anlagenfahrer bis hin zu Chemielaboranten. Damit zählt das Hirschfelder Unternehmen wieder über 200 Beschäftigte. In den beiden Jahren zuvor war die Zahl der Mitarbeiter leicht gesunken – vom bisherigen Höchststand 209 (2014) auf 191 (2016). „Wir brauchen hier auf allen Positionen kluge Leute, die anpacken können und etwas bewegen wollen“, sagt Groß. Neue Mitarbeiter zu finden, sei kein Problem, meint der 64-Jährige. Werden Mechatroniker gebraucht, müsse man ein bisschen länger suchen. Auch für den Vertrieb müsse man sich mehr anstrengen. Nachwuchssorgen hat Fit auch deshalb nicht, weil das Unternehmen immer selber ausgebildet habe, sagt Groß.

Ob auch für die Fenjal-Produktion noch einmal zusätzliche Mitarbeiter benötigt werden, dazu kann der Fit-Chef derzeit noch keine genaue Aussage machen. Immerhin hat das Unternehmen aktuell zehn freie Stellen ausgeschrieben.

Positiv wird sich auch der Umsatz entwickeln, blickt der Fit-Chef in die Zukunft. Bis jetzt liegen die Zahlen um sechs bis acht Prozent höher als im Vorjahr. Das wichtige Weihnachtsgeschäft steht den Hirschfeldern noch bevor. Dann, so hofft Groß, werden jede Menge Fenjal-Geschenkpackungen an die Frau gebracht. Die Grenze von 160 Millionen Euro werde Fit aber wohl nicht knacken können, glaubt Groß. Vor zwei Jahren ist das Unternehmen mit 158 Millionen Euro Umsatz sehr nah herangekommen. Damals habe die Handelskette Lidl viele Aktionen mit Sunil und Kuschelweich gemacht und Fit-Produkte ins Sortiment aufgenommen. In der Regel werde man nur für ein Jahr gelistet, erklärt Groß. Die Produktion für Lidl habe man 2015 mit anderen Kunden nicht aufholen können. 2016 ist man zumindest nah dran. „Wenn Lidl wieder kommt, wird es auch wieder einen Ausschlag nach oben beim Umsatz geben“, so der Fit-Chef.