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Fischsterben im Nechener Nutria-Teich

Tote Karpfen treiben im Uferbereich an der Wasseroberfläche. Der Grund dafür ist banal.

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© C. Junghanß

Von Constanze Junghanß

Löbau. Augenzeugen haben Anfang der Vorwoche 40 tote Fische im Nechener Teich gemeldet. Der Teich, der durch putzige Bewohner in der Umgebung von Löbau bekannt geworden ist: die Nutrias. Vergangenen Freitag trieben dann fünf Fisch-Kadaver am Uferrand. Und Anfang dieser Woche sind noch mindestens zehn zu sehen gewesen. Hat ein Fischesterben in dem Teich nahe Löbau eingesetzt? Sind möglicherweise Düngemittel der umliegenden Felder, auf denen nun der Raps zu blühen beginnt, irgendwie ins Wasser gelangt?

Tom Pfeifer vermutet das zumindest. In der vergangenen Woche war der junge Mann am Teich, um die zahmen Nutrias zu fotografieren. Dabei entdeckte er im Uferbereich die toten Fische. Darüber wunderte sich der Görlitzer. Denn dass so viele Fischkadaver auf der Wasseroberfläche treiben, erscheint eher ungewöhnlich. Über die Nutrias berichtete die SZ. Seitdem pilgern immer wieder Naturfreunde zum Teich, um Schnappschüsse mit der Kamera von den possierlichen Tieren mit den orangefarbenen Riesenzähnen zu machen. Auch in den vergangenen Tagen herrschte reger Besucherverkehr, wie ein Löbauer Ehepaar erzählt. Auch sie haben eine Kamera dabei und eine Tüte voll Apfelstückchen. Eins der zahmen Nutrias kommt gleich angeschwommen, um die Leckerei in Empfang zu nehmen. Die Kamera klickt. Das zur Familie der Stachelratten gehörende Tier tritt nach der Sättigung gemächlich den Rückzug an. Für die leicht aufgequollen Kadaver wenige Meter entfernt hat der vierbeinige Vegetarierer keinen Blick übrig. Nutrias ernähren sich rein pflanzlich. Fische stehen bei ihnen nicht auf dem Speiseplan.

Bei den toten Flossentieren handelt es sich ausschließlich um Schuppenkarpfen. Die haben sich nicht von allein im Nechener Teich angesiedelt, sondern wurden eingesetzt. Vor rund drei Wochen war das. So bestätigt es Oliver Naumann, Geschäftsführer der AVD Angel-Service GmbH Dresden. Der Fischereibetrieb ist ein Unternehmen vom Anglerverband „Elbflorenz“ und kümmert sich im Auftrag des privaten Eigentümers um die Bewirtschaftung und Pflege der Teichanlage. Zuvor war Ende März das Wasser vom Teich abgelassen worden. Auch das sorgte für Irritationen, da Leute vermuteten, die Nutrias sollten nun vertrieben werden.

Tatsächlich jedoch stand das übliche Frühjahrsabfischen auf dem Plan. Kurz darauf floss wieder Wasser. Neue Fische kamen in den Teich. „Insgesamt“, so sagt Oliver Naumann, „setzten wir 200 Kilogramm kleine Schuppenkarpfen in Nechen ein.“ Einer wiegt um die 350 Gramm. Das entspricht dann etwa 580 Karpfen, die nun wachsen und gedeihen sollen. Im Herbst steht die nächste Karpfenernte an. Dann beträgt das Gewicht je Fisch 1200 bis 1500 Gramm. Den Nutrias machten beide Aktionen überhaupt nichts aus. Doch nicht alle Fische überlebten. Der Geschäftsführer des Dresdener Unternehmens erklärt, dass es sich bei den toten Schuppenkarpfen im Uferbereich um „Transportschäden“ handele.

Einige von ihnen segneten also bereits unterwegs das Zeitliche oder kurz danach. Das sei kein Grund zur Aufregung, meint Naumann. Die so entstandenen Verluste bewegten sich im normalem Rahmen. Dass von den Feldern Dünger eingeleitet wurde, schließt er aus. „Ein Mitarbeiter vor Ort hat das überprüft und nichts festgestellt“, sagt er. Die Fische sind auch schon länger tot. Man sieht und riecht das. Verwesung setzt bereits ein. Der Mitarbeiter zählte allerdings nur fünf tote Fische, am Tag darauf waren zehn zu sehen. Doch auch bei ihnen hatte der Verwesungsprozess eingesetzt. Sind sind also schon längere Zeit leblos. Vielleicht gibt der Teich die kommenden Tage immer wieder weitere Fischkadaver frei. Die Nutrias jedenfalls haben damit ebenso wenig etwas zu tun wie die angrenzende Landwirtschaft.

Letztendlich landen die neu eingesetzten Karpfen irgendwann im Kochtopf. Angeln allerdings ist im Teich verboten. Und die Setzkarpfen werden im Herbst auch noch nicht in die Pfanne geworfen. „Der Nechener Teich ist ein sogenanntes Produktionsgewässer“, erklärt Oliver Naumann. Im Herbst werden die Setzfische an andere Angelgewässer vermittelt. Wenn sie dann großes Glück haben und den Anglern nicht ins Netz gehen, können Karpfen es auf ein stolzes Alter von bis zu 40 Jahren bringen. Mit fünf Jahren wiegen sie im Durchschnitt 2000 Gramm und sind etwa 54 Zentimeter lang.