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Fischers Feind Nummer 1

Kormorane dezimieren die Fischbestände. Dagegen unternimmt ein Petershainer Teichwirt etwas. Mit Erfolg.

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© dpa

Von Steffen Gerhardt

Sie sind klug, flink und scheinen einen siebten Sinn zu haben, die Kormorane. Aber an diesem Morgen will Teichwirt Armin Kittner die schwarzgefiederten Langhälse überlisten. Dazu hat er sich extra den Tag zuvor eine weiße Tarnjacke samt Hose im Jagdbedarf gekauft. Denn draußen liegt Schnee und „man darf nicht auffallen, sonst drehen sie um“, sagt der erfahrene Jäger. Am Schwarzen Schöps, zwischen Horscha und Sproitz, hat Kittner mit seinem Gewehr und die Taschen voll Patronen Stellung bezogen. „Hier müssen sie langkommen“, sagt er und sein Blick gleitet über die Felder und Bäume zum Himmel empor.

Der Petershainer Armin Kittner (kleines Foto oben) ging am Freitag mit weiteren Kollegen auf die Kormoran-Großjagd ...
Der Petershainer Armin Kittner (kleines Foto oben) ging am Freitag mit weiteren Kollegen auf die Kormoran-Großjagd ... © André Schulze
... und das mit Erfolg, wie dieses Bild zeigt.
... und das mit Erfolg, wie dieses Bild zeigt. © André Schulze

Es dauert nicht lange und die ersten Schüsse zerreißen knallend die morgendliche Stille. Sie kommen aber nicht aus seinem Gewehr, sondern aus den Läufen von Karlheinz Barth und seinem Sohn Henrik. Beide Jäger stehen einige Hundert Meter schöpsabwärts und haben die ersten Kormorane im Visier. Der Zufall oder die Verzweiflung wollen es, dass von dem Dreiergespann ein Kormoran in der Luft bleibt, einen Bogen über das Feld fliegt und damit Armin Kittner direkt vor den Gewehrlauf. Er zielt, drückt ab und der Vogel fällt krachend in die dürren Äste der Bäume unter denen der Petershainer steht. „Der Schuss hat gesessen!“, sagt Kittner, nachdem der Kadaver ihm fast vor die Füße gefallen ist.

Solche Jagderfolge wiederholen sich an diesem Vormittag noch mehrmals, und das hat einen Grund: „Heute haben wir es das erste Mal geschafft, dass Jäger und Teichwirte in den Landkreisen Görlitz und Bautzen gemeinsam Jagd auf Kormorane machen“, erklärt Armin Kittner. Und während er das sagt, klingelt sein Handy und ein Jäger meldet sich und berichtet über seinen Erfolg im Kampf gegen den Kormoran.

Dieser Vogel ist des Fischers Feind Nummer 1, betont Kittner. Deshalb sind an diesem Tag über 30 Jäger an Teichen und Bächen unterwegs. „Wir haben uns aufgeteilt, um den Vögeln wenig Chancen zu geben, sich woanders niederzulassen. Fliegen sie den nächsten Teich an, dann wartet dort bereits ein Jäger auf sie.“ Das ist Kittner seine Strategie, die nur im Zusammenspiel mehrerer Jäger aufgeht. Bereits in der ersten Stunde ist in seinem Bereich bei Horscha ein Dutzend Kormorane abgeschossen. „Wir sammeln die Vögel anschließen auf und vergraben sie oder bringen sie in die Abdeckerei“, beschreibt der Teichwirt den weiteren Werdegang. Liegengelassen wird nichts, auch nicht die leeren Patronenhülsen. Das gehört zur Jagd.

Kittner und seinen Kollegen kommt bei dieser Jagd das frostige Wetter zugute. „Viele Teiche sind zugefroren, es gibt nur noch wenige offene Stellen, zu denen die Kormorane fliegen, und dort erwarten wir sie.“ Dennoch, die Wassernot macht erfinderisch und lässt die Kormorane ihre Scheu ablegen. In Hoyerswerda sind rund 150 Kormorane das Stadtwehr angeflogen und haben sich dort niedergelassen, erfährt Kittner durch einen Telefonanruf. Auf dem Bärwalder See wurden rund 60 und auf dem Scheibe See 50 Kormorane gesichtet. Sie werden an diesem Tag d aber nicht alle zur Zielscheibe der Jäger. „Wir wollen den Bestand an Kormoranen dezimieren, aber nicht ausrotten“, betont Armin Kittner.

Das wird ihnen auch nicht gelingen, denn zu Tausenden bevölkern die Kormorane die Oberlausitz. „Wenn man bedenkt, dass ein Kormoran rund 700 Gramm Frischfisch am Tag frisst, dann wird einem bange um die eigenen Fischbestände“, sagt Kittner. Er hat es selbst schon erlebt, dass eine Kormorankolonie binnen drei Tagen einen ganzen Fischteich leergefressen hat. Nachdem das Land Sachsen dafür keine Entschädigung mehr zahlt, müssen die Binnenfischer selbst Vorsorge treffen. Am wirksamsten ist der Abschuss, denn Vergrämen verlagert das Problem nur in eine andere Gegend. Eine Teichüberspannung mit Netzen ist ebenfalls Illusion. Auch ein akustisches Fernhalten bringt nur bedingt Erfolg, dafür Ärger mit den Anwohnern. „Deshalb gehen wir gemeinsam bald wieder auf Jagd“, schlussfolgert Armin Kittner.

Frei zum Abschuss

Mit der Sächsischen Kormoranverordnung hat das Land vor genau zehn Jahren das Töten der Kormorane erlaubt. Ziel ist es, fischereiwirtschaftliche Schäden abzuwenden und die heimische Tierwelt zu schützen.

Berechtigt sind Teichwirte, Personen mit Fischereirecht und Inhaber eines gültigen Jagdscheines.

Gejagt werden darf im Gebiet von 200 Metern um Teiche und Flüsse, aber nicht an Brut- und Schlafplätzen.