SZ +
Merken

Firmenübergabe zum 100.

Die Gärtnerei Rößler in Steinigtwolmsdorf besteht seit 1915. Und sie hat einen neuen Chef – den Urenkel des Gründers. Das wird jetzt gefeiert.

Teilen
Folgen
NEU!
© Steffen Unger

Von Constanze Knappe

Daniel Rößler ist Gärtner und hätte nie etwas anderes sein wollen. Schon als Fünfjähriger stand er mit der Gießkanne im Gewächshaus der Eltern. Seit Jahresbeginn führt der 32-Jährige den Gartenbaubetrieb Rößler in Steinigtwolmsdorf. Vor 100 Jahren wurde die Firma gegründet. Und das soll am Wochenende gefeiert werden. Dann nämlich, wenn sich das Unternehmen schon zum 17. Mal am Tag der offenen Gärtnereien in Sachsen beteiligt.

Der Aktionstag „Blühendes Sachsen“ sei ihm wichtig, sagt der junge Chef. Die Kunden könnten sich in Gewächshäusern umschauen, sehen, wo alles grünt und blüht und wie viel Arbeit dahinter steckt. Mit einem Acht-Stunden-Tag ist es nicht getan. Auch an Sonn- und Feiertagen könne man eine Gärtnerei nicht einfach sich selbst überlassen, sagt der gelernte Garten- und Landschaftsbauer. Nach der Lehre begann er, im elterlichen Betrieb zu arbeiten. Aus Liebe zu den Pflanzen, wie er sagt. Dass man sieht, wie alles wächst und gedeiht, das mag er an seinem Beruf. Seine Mutter Carla Rößler ergänzt, dass es ein schönes Gefühl sei, wenn die Kunden zufrieden sind. „Über die Jahre ist nicht nur die pflanzliche Vielfalt größer geworden, die Ansprüche sind heute andere“, sagt die 55-Jährige. Man müsse genau hinhören, was sich der Kunde vorstellt, und ihn gut beraten, dann seien am Ende alle zufrieden. Null-Acht-Fünfzehn-Blumensträuße wie im Supermarkt oder an der Tankstelle gibt es in der handwerklich geführten Gärtnerei nicht. Jeder Kunde bekommt den für seinen Anlass individuell gebundenen Strauß. In der Gärtnerei kann man seine Balkonkästen bepflanzen und auch Großpflanzen zum Überwintern unterstellen lassen.

Gemüseanbau als neues Standbein

Seit Jahresbeginn haben Rößlers und ihre drei Mitarbeiterinnen auf den Saisonstart hingearbeitet. Blumen und Balkonpflanzen, Stauden und Jungpflanzen für Kleingärtner sind vorbereitet. Den Duftsteinrich, Sachsens Pflanze des Jahres, kann man sich ebenfalls anschauen. Und Lophos, die Lieblingspflanze von Daniel Rößler. Eine bordeauxrote Hängegloxinie. „Sie ist wetterrobust, verträgt Sonne und Halbschatten und wird lang wie eine Gardine“, sagt er. Eben so, wie sich das viele für Balkon oder Terrasse vorstellen.

Im März 1915 erwarb Alwin Rößler das ehemals landwirtschaftliche Grundstück. Mit der Pflicht, Gemüse anzubauen, um dem Hunger der Menschen während des Ersten Weltkrieges etwas entgegenzusetzen. Das war auch während des Zweiten Weltkriegs und in den Jahren danach so. 1969 übergab Alwin Rößler die Gärtnerei dem jüngsten Sohn Gottfried. Er und seine Frau Christa entwickelten den Betrieb zum angesehenen Geschäft. 1993 übernahm es Andreas Rößler mit seiner Frau Carla. Sie bauten den Verkaufsraum für Floristik und Topfpflanzen um und ersetzten nach und nach die alten Gewächshäuser durch moderne Anlagen.

Chef in vierter Generation

Zum 100-jährigen Jubiläum wollten sie den Familienbetrieb an Sohn Daniel übergeben. Doch völlig unerwartet verstarb Andreas Rößler 2011 mit 52 Jahren. Für Familie und Betrieb eine schwere Zeit. „Kunden blieben aus, weil sie nicht wussten, wie sie mit der Situation umgehen sollten“, sagt Carla Rößler, die die Gärtnerei weiterführte. Nachdem es sich herumgesprochen hatte, dass es in der Gärtnerei weiter geht, kamen viele Stammkunden zurück. Eine Neuerung aus jener Zeit ist der jährliche Adventsmarkt.

Seit Jahresbeginn nun ist Daniel Rößler der Chef, in vierter Generation. Immer haben mit den Männern auch Ehefrauen und Kinder mitgearbeitet und so dem Betrieb zu einem guten Namen verholfen. Daniel Rößler sieht das als Verpflichtung. Im 100. Jahr des Bestehens sei es nicht leichter, sich am Markt zu behaupten. Zwar ist der Heizölpreis etwas gesunken, die übrigen Energiekosten aber sind ständig im Steigen begriffen. Und wie sich der Mindestlohn auswirken wird, das werde man erst in einem Jahr wissen. Bis dahin versuche er, es so hinzukriegen, dass alles passt. Um die Firma weiterzuentwickeln, schwebt Daniel Rößler vor, selbst Gemüse wie Tomaten, Gurken und Paprika anzubauen. In diesem Jahr läuft dazu ein erster Test.

Beim Tag der offenen Gärtnerei wird am Wochenende aber erst einmal ein bisschen gefeiert. Mit Streichelzoo, Spiel und Spaß, Kaffee und Kuchen und deftigem Genuss. Zur besten Kaffeezeit unterhalten am Sonnabend der Wehrsdorfer Chor und am Sonntag die Wehrsdorfer Blaskapelle die Besucher.

Gärtnerei Rößler, Steinigtwolmsdorf, Dresdener Straße 15; geöffnet am Sonnabend von 10 bis 17 und am Sonntag von 10 bis 16 Uhr.