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Firma Litarion insolvent

Die Kamenzer Hightech-Firma ist in finanziellen Schwierigkeiten. Die kanadische Muttergesellschaft beantragte die Insolvenz. 125 Mitarbeiter sind betroffen.

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© René Plaul

Von Reiner Hanke

Kamenz/Toronto. Dass es bei der Kamenzer Hightech-Firma Litarion im Gewerbegebiet am Ochsenberg kriselt, ist schon seit Längerem bekannt. Nun gab die kanadische Muttergesellschaft Electrovaya Inc. bekannt, dass für die Firma Litarion in Kamenz ein „freiwilliges strukturiertes Insolvenzverfahren“ eingeleitet wird. Das bestätigte am Freitag auch ein Mitarbeiter bei Litarion vor Ort in Kamenz, wollte aber derzeit die Hintergründe und wirtschaftliche Situation der Firma nicht weiter kommentieren. Er verweist auf die Muttergesellschaft. Die hatte in einer Mitteilung über das Onlineportal „wallstreet-online“ auch Schwierigkeiten mit dem Vermieter der Räume als Hintergrund für den Insolvenzantrag angedeutet. Danach sei die Li-Tec Battery GmbH „der Eigentümer der von Litarion genutzten Räumlichkeiten“. Der Eigentümer habe mitgeteilt, dass er das Mietverhältnis mit Litarion zum 31. Januar 2018 beende. Litarion selbst habe den Mietvertrag nicht aufkündigen wollen. Nach SZ-Informationen hat es offenbar Probleme mit Mietzahlungen durch Litarion gegeben und es sei zu Pfändungen gekommen. Das habe die finanzielle Situation verschärft.

Das Amtsgericht in Dresden bestätigte am Freitag ebenfalls gegenüber der SZ, dass die Firma einen Eigenantrag auf Insolvenz gestellt habe, so Gerichtssprecherin Birgit Keeve. „Mit Beschluss vom Freitag sind Vollstreckungsmaßnahmen untersagt worden“, erklärte sie. Damit sind Vermögenswerte vor einem Zugriff von Gläubigern geschützt. Das weitere Verfahren wird sich kommende Woche entscheiden, so Birgit Keeve. Voraussichtlich werde durch das Gericht ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt, schätzt die Mutterfirma ein.

Ihm sei die schwierige wirtschaftliche Lage von Litarion bekannt, sagte der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz gegenüber der SZ. Er habe auch auf die Bitte von Litarion das Gespräch mit Li-Tec gesucht. Er hoffe nun, dass das Know-how für die Fertigung von Batteriezellen am Standort Kamenz erhalten bleiben könne: „Es geht schließlich um eine Zukunftstechnologie“. Ebenso hoffe er, dass es Lösungen für die Mitarbeiter geben werde, um sie am Standort zu halten, ihnen eine Zukunft zu geben. Der OB denkt, dass eine Insolvenz auch eine Chance für einen Neustart sein kann. Litarion wurde mit seinen insgesamt 170 Mitarbeitern im April 2015 von dem kanadischen Batteriehersteller übernommen. Derzeit sind nach der Auskunft von Litarion noch 125 Mitarbeiter beschäftigt. Inwiefern noch produziert werde, dazu äußerte sich das Unternehmen nicht. Aus Mitarbeiterkreisen wird berichtet, dass sie über die schwierige Lage zwar im Bild gewesen seien. Das Mindeste wäre aber gewesen, die Kollegen in einer Betriebsversammlung über den kommenden Insolvenzantrag zu informieren. So mussten sie die Nachricht über die Medien erfahren.

Die Firma auf dem Kamenzer Ochsenberg stellt Elektroden und einen keramischen Separator für Elektrobatteriezellen her, die einen hohen Sicherheitsstandard und Umweltschutz versprechen. Allerdings gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Phasen der Kurzarbeit. Offenbar auch in den letzten Wochen.

Die Batterieproduktion von Daimler ist von der Insolvenz bei der Nachbarfirma nicht berührt. Und auch OB Dantz ist überzeugt, der Kamenzer Standort der Elektromobilität werde nicht beeinträchtigt.