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Coool Case stellt Insolvenzantrag

Der Kaditzer Gehäusehersteller zieht die Reißleine: Ein Kunde aus den USA zahlt plötzlich nicht.

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© Sven Ellger

Von Bettina Klemm

Licht und Schatten liegen ganz dicht beieinander: Die Coool Case GmbH konnte gerade mit einem Umsatzwachstum von 31 Prozent das erfolgreichste Jahr in ihrer sechsjährigen Firmengeschichte abschließen. „Das hat uns sehr optimistisch in die Zukunft blicken lassen. Gleichzeitig ist es uns gelungen, weitere sehr zukunftsorientierte Projekte am Markt zu gewinnen“, sagt Geschäftsführer Christian Michel, der zugleich hundertprozentiger Gesellschafter des Unternehmens ist. Die Firma in Kaditz entwickelt und produziert elektronische Gehäuse und exportiert diese weltweit.

Und trotzdem hat Michel vorgestern ein vorläufiges Insolvenzverfahren beantragt. „Es gibt Möglichkeiten zur Weiterführung des Unternehmens, die aber nur über den Weg einer Insolvenz umgesetzt werden können“, sagt er. Seine 123 Mitarbeiter hoffen nun auf eine Rettung.

Was war geschehen? Zur Produktionspalette von Coool Case gehören Gehäuse für Wechselrichter. Diese werden benötigt, um Solarstrom in Wechselstrom zu wandeln. In den vergangenen zwei Jahren war Coool Case zu einem globalen Partner für erneuerbare Energien aufgestiegen.

„Am 30. Juni erhielten wir von einem unserer Kunden, einer Aktiengesellschaft aus den USA, die Nachricht, dass sie den Bereich der Wechselrichter schließen möchte“, sagt Michel. Zuvor habe das Unternehmen versucht, diesen Bereich zu verkaufen, das sei aber nicht gelungen. Michel ist enttäuscht, dass er nur sehr spärliche Informationen erhalten hat und der Rückzug nicht geordnet abläuft. „Tage vor dieser Entscheidung haben wir von dieser Gesellschaft noch Entwicklungs- und Fertigungsaufträge im hohen sechsstelligen Bereich erhalten“, sagt er. Coool Case sei sogar gebeten worden, die Kapazitäten weiter auszubauen. Die Gehäuse, deren Produktion etwa ein Drittel des Gesamtumsatzes ausmachten, wurden nicht nur in die USA, sondern auch nach China, Kanada, Indien und viele andere Länder exportiert.

Außenstände in Millionenhöhe

Gemeinsam mit anderen Firmen innerhalb der Lieferkette für die Wechselrichter habe das Dresdner Unternehmen der Muttergesellschaft in den USA die Übernahme des Geschäftes angeboten. Es habe belastbare Konzepte und Bestnoten bei Testprüfungen gegeben. „Leider sind diese Verhandlungen zur Übernahme des Geschäfts mit uns und anderen Bewerbern gescheitert“, bedauert Christian Michel. In der Branche stoße das auf Unverständnis, zumal die Kosten für die Stilllegung deutlich höher sind als die Kosten für die Weiterführung.

Besonders ärgerlich sei es, dass die amerikanische Firma ihren Pflichten zur Bezahlung des von ihr verursachten Schadens gar nicht oder nur zögerlich nachkommt. Dabei habe es eine faire Begleichung des von ihr verursachten Schadens wiederholt zugesichert. Am fehlenden Geld scheint es nicht zu liegen. Nach Informationen von Coool Case verfügte das US-Unternehmen über eine Liquidität von mehr als 180 Millionen Dollar. Nun wird sicherlich der Insolvenzverwalter die Außenstände einklagen müssen.

Für Coool Case ist der Schaden groß. Das Unternehmen muss Ausgaben für die Investitionen zur Produktion der Gehäuse abschreiben. Zudem hat es Stornierungskosten für die abgebrochenen Aufträge weiter vorzufinanzieren. Auch eine sofortige Umstellung der Produktion auf andere Produkte verursacht zusätzliche hohe Kosten. „Alles in allem bedeutet das einen Schaden von mehreren Millionen Euro. Wir sind nicht in der Lage, diesen aus dem vorhandenen Eigenkapital auszugleichen“, sagt Christian Michel. Bedauerlicherweise müsse er nun auch die Unterstützung seiner Firma bei einigen sozialen und sportlichen Projekten einstellen.

Michel ist insolvenzerfahren. 2009 hat er die Schäferwerke übernommen und so vor der Pleite gerettet. Mit zusätzlichen Investitionen und neuentwickelten Projekten baute er die Firma unter dem neuen Namen Coool Case aus. Doch nun gibt es Bitter statt Champagner.