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Filmgalerie zeigt Crystal-Meth-Film

Regisseur Robert Heber wird anwesend sein und lädt zum Gespräch ein.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Susanne Plecher

Großenhain. Wenn Robert Heber redet, dann rollt entfernt das Oberlausitzer „R“. Heber, Jahrgang 1981, ist in Bautzen zur Welt gekommen und in einem Dorf in der Grenzregion zu Tschechien aufgewachsen. In der Gegend hat er sein Langfilmdebüt „Das richtige Leben“ gedreht, mit dem er am Dienstag, 20 Uhr in der Großenhainer Filmgalerie am Frauenmarkt gastiert. Heber kennt die Landschaften, die Wälder. Er weiß, wie seine Leute ticken. Und er macht sich Sorgen. „Man muss aufpassen, dass die Droge nicht ganze Landstriche zerstört“, sagt er.

Die Droge ist Crystal Meth. Sie wird synthetisch erzeugt und ist deshalb vergleichsweise billig. Oft kommt sie aus tschechischen Drogenküchen. Das Grenzgebiet gehört zu den Hauptumsatzregionen mit Strahlkraft auf die ganze Republik. Im Landkreis Meißen zählt sie zu den Drogen, die am häufigsten konsumiert werden. Im vergangenen Jahr hat die Diakonie Riesa-Großenhain insgesamt 16 Kinder unter drei Jahren registriert, deren Eltern wegen Crystal in Behandlung waren. Die Polizeistatistik weist 116 Rauschgiftverstöße in Verbindung mit Crystal auf. Jugendliche, Alleinerziehende, selbst Rentner greifen dazu – selbst gut betuchte, erfolgreiche Politiker, wie das jüngste Beispiel des Grünen Volker Beck zeigt. Ein aktuelles Spielfeld also, auf das sich Regisseur Heber begeben hat. Crystal Meth ist der scheinbare Ausweg aus schwierigen Situationen, in die er die Protagonisten seines Films platziert.

Dabei schafft er viel mehr als das Drogendrama, das man erwarten könnte. Die beiden Hauptfiguren, Tommy (Vincent Redetzki) und Julia (Lou Strenger), leben in einem Dorf in der Grenzregion. Er ist Bäckerlehrling aus einfachen Verhältnissen, sie Abiturientin und Tochter einer Handwerkerfamilie. Die beiden verlieben sich ineinander, Julia wird schwanger.

Werdender Vater wird Drogenkurier

Die Eltern sind gegen die Verbindung und für eine Abtreibung, aber Tommy und Julia wollen zusammenbleiben und eine Familie gründen. Weil das Lehrlingsgehalt bei Weitem nicht für eine eigene Wohnung reicht und der Druck steigt, sucht er sich einen Zweitjob. Der Doppelbelastung ist er jedoch nicht gewachsen und entscheidet sich fürs schnelle Geld. Er wird Drogenkurier. Selbstredend geht das nicht dauerhaft gut. Der Film, den Patrick Stromske in der Filmgalerie zeigt, beleuchtet das weit verzweigte Netz von Herstellern, Zwischenhändlern und Kurieren auf beiden Seiten der Grenze und thematisiert auch die Folgen der Abhängigkeit. Denn Tommys Arbeitskollege Matze verfällt der Droge.

Robert Heber wird bei der Vorführung anwesend sein. Erfahrungsgemäß gibt es einigen Redebedarf, nachdem die letzte Filmsequenz gelaufen ist. Nicht nur beim jungen Publikum. „Wenn das Eis einmal gebrochen ist, reden wir manchmal anderthalb Stunden“, so Heber. Denn sein 90-Minüter hält sich nicht dabei auf, die Droge zu verteufeln. Heber, der auch das Drehbuch geschrieben hat, zeigt die Hintergründe. Er porträtiert Menschen in ihren Verstrickungen und bleibt dennoch wertungsfrei. Ein großer Bonus sind die Schauspieler. Neben unverbrauchten Gesichtern erkennt man auch Bekannte wieder: Christine Hoppe etwa als Julias Mutter oder Wolfgang Winkler als Bäckermeister Symmank.

Besonders ist auch das Setting. Denn gedreht wurde ausschließlich an Originalschauplätzen in der Oberlausitz. „Der Film ist mit großer Zuneigung gemacht, weil ich von dort komme“, so Heber. 24 Tage haben er und sein Team im Frühjahr 2014 gedreht. An über 30 Orten haben sie die Aufnahmen gemacht, manchmal sind sie bis zu sechsmal pro Tag umgezogen. Um die Schauplätze zu finden, hat er bei Privatpersonen geklingelt, die die Filmcrew in ihre eigenen vier Wände ließen.

Da der Sptreifen ohne Verleih läuft, ist er nicht in allen Kinos zu sehen. Trotzdem ist er seit seinem Kinostart im Januar inzwischen in über 90 Vorstellungen in Mittel- und Süddeutschland gezeigt worden. Mehr als 11 000 Kino- und Festivalbesucher haben ihn angeschaut. Selbst in einem Gefängnis, in dem unter anderem Drogenkuriere und Dealer einsitzen, wurde er ausgestrahlt. Heber war auch dort dabei und kam mit den Insassen ins Gespräch. „Die meisten haben schon ein schlechtes Gewissen. Aber ihr Argument war, dass sie Geld brauchten“, berichtet er.

„Das richtige Leben“ ist Robert Hebers Diplomarbeit gewesen. Mit ihm hat er sein Regiestudium an der Filmuniversität Babelsberg abgeschlossen. Seinen Dozenten hat er ausgesprochen gut gefallen: Sie benoteten ihn mit 1,0 – mit Auszeichnung.

Die SZ verlost bis Freitag, 11 Uhr, 3 x 2 Freikarten telefonisch unter 0137 8664451. Nennen Sie Ihren Namen, Ihre Telefonnummer und das Kennwort „Kino“ (0,50 Euro/Anruf/dt. Festnetz; mobil abweichend).