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Filmcrew verschaukelt Taxifahrer in Pirna

Tatort Einbahnstraße. Ein Team der ARD-Sendung „Verstehen Sie Spaß“ stiftet Verwirrung.

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Von Daniel Förster

Erst Hollywood, dann versteckte Kamera: Kurz nach dem Blitzbesuch der Filmcrew um Star-Regisseur Wes Anderson, der derzeit in und um Görlitz seinen neuesten Streifen dreht, surrten in Pirna wieder Kameras. Beim zweiten Mal war alles noch heimlicher. Denn die Technik und die Filmleute waren überhaupt nicht zu sehen. Durften sie auch nicht. Die vier Fernseh-Kameras samt ihren Bedienern waren auf Gag-Szenen aus – für die Sonnabendabend-Sendung „Verstehen Sie Spaß?“ im Ersten (ARD). Autor Michael Bickl hatte Pirnas Taxifahrer im Visier. Nur die Chefs der Pirnaer Taxigenossenschaft, Andreas Urban und sein Stellvertreter, waren eingeweiht. Sie hielten dicht und schickten auf Geheiß einen nach dem anderen Kollegen in die unerwartete Kamerafalle.

Ja, wie parken Sie denn? Das Taxi von Dietmar Müller steht verkehrt herum in einer Einbahnstraße, und nun will ihm Caroline Kansy zur Strafe ein saftiges Bußgeld aufbrummen. Was Müller (noch) nicht weiß: Sein Auto hat jemand heimlich gewendet, und die ver
Ja, wie parken Sie denn? Das Taxi von Dietmar Müller steht verkehrt herum in einer Einbahnstraße, und nun will ihm Caroline Kansy zur Strafe ein saftiges Bußgeld aufbrummen. Was Müller (noch) nicht weiß: Sein Auto hat jemand heimlich gewendet, und die ver

Aber der Reihe nach: Die Dresdner Schauspielerin Sylvia Grodt (38) wartete als „Lockvogel“ mit gepackten Koffern auf der Hospitalstraße – einer Einbahnstraße. Sie wollte zum Flughafen Leipzig. Kurz nach dem Anruf rollte das Taxi vor die Haustür. Sie bat den Fahrer ins Dachgeschoss. Er sollte ihr helfen, das Gepäck herunterzutragen. Den Augenblick nutzten die Drehassistenten. Mit dem Zweitschlüssel waren sie flugs im Auto. Kurzerhand rangieren sie den Wagen um und parken ihn in entgegengesetzter Richtung in die Parklücke am dicht zugestellten Straßenrand.

Damit sorgten sie bei Urbans Kollegen für den ersten Aufreger. Als die Fahrer wieder auf der Straße traten, traf sie der Schlag. Aber es kam noch verrückter: Die Politesse hatte alles gesehen. Ein Taxi – gegen die Fahrtrichtung in der Einbahnstraße! Die Konsequenz: ein saftiges Bußgeld. Ein Taxifahrer nach dem anderen gerät in Rage. Die Situation bringt sie auf die Palme. Nach dem Dresdner Herny Berthold und dem Heidenauer Dietmar Müller steckt der Copitzer Robert Menzel beim Wortgefecht mit der Dresdner Schauspielerin Caroline Kansy, der Politesse, in der Klemme. Der 27-Jährige zittert am ganzen Leib. Wieso nur steht das Auto plötzlich verkehrt herum?

Vor allem: Menzel hatte sich auf die Fernfahrt gefreut. „Bis nach Leipzig, da bleibt auch im Portemonnaie etwas hängen“, sagt er. Doch seinem „Fahrgast“ dauert die Diskussion mit der „Gesetzeshüterin“ zu lange. Sie ruft ein weiteres Taxi. Das kommt gegen die Fahrtrichtung auf die Hospitalstraße – und fährt auch so davon. Am Steuer: „Lockvogel“ Oliver Hiefinger, der seine „Kollegin“ abholt. „Opfer“ Robert Menzel versteht die Welt nicht mehr. Als er mit offenem Mund dasteht, löst Autor Michael Bickl die Situation endlich auf.

Später sagt der Autor: „Viele Leute waren freilich super aufgeregt, aber alle haben im Nachhinein herzlich gelacht.“ Insgesamt sechs Taxifahrer sind ihm und seinem Team auf den Leim gegangen. Vier hätten in der Situationskomik besonders gut reagiert. Und zwar so gut, dass den anderen beiden, die er eigentlich noch auf dem Kieker hatte, der Auftritt erspart blieb. Dass die Pirnaer Spaß verstehen, bewiesen sie auch im Bürgerbüro des Rathauses. Dort stiftete Schauspielerin Anna Thalbach unter den Besuchern nach Kräften Verwirrung mit einem neuen EU-Gesetz, das angeblich seit 1. Januar gültig sei. Demnach würden in Wohnbezirken verschiedene Namen zu oft auftauchen. Wegen „erhöhter Verwechslungsgefahr“ dürften laut EU in einer Region nur eine festgelegte Anzahl von Menschen mit gleichem Namen leben. Für die „Beamtin“ gab’s nur folgende Lösung: Entweder die „Betroffenen“ bekommen einen neuen Vor- oder Zunamen zugeteilt – oder sie müssen wegziehen.

Was an den beiden Drehtagen in Pirna rausgekommen ist, können Fernsehzuschauer am 9. März, 20.15 Uhr im Ersten, sehen. Mindestens einer der beiden Kurzfilme soll dann in der Show über den Bildschirm flimmern, sagt Produzent Stefan Maier. „Wir waren früher öfter ins Dresden, jetzt aber schon über sechs Jahre lang nicht mehr“, berichtet er. Für einige Tage machte seine Crew jetzt die Landeshauptstadt unsicher und zwei Abstecher nach Pirna. In der Kreisstadt sei es am unkompliziertesten gewesen, für diese Drehs die Genehmigungen zu bekommen. Maier quittiert: „Die Pirnaer verstehen Spaß!“

Die Vorbereitungen mit den Regisseuren und Redakteuren für die wenige Minuten langen Filme dauern meist mehrere Monate. „Für die fünf Shows sind wir das ganze Jahr unterwegs“, so Maier. Bei Ortsbesichtigungen sind die Kameras meist nicht dabei. Trotzdem gibt sich seine Crew zunächst nie als Fernsehteam aus. „Geheimhaltung hat oberste Priorität.“ Und damit scheinen seine Leute alles perfekt zu machen: „Aufgeflogen sind wir bis heute noch nie.“