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Fichtestraße – grundsätzlich

Der Stadtrat soll die weitere Planung für die Wiederöffnung von Kamenz-Ost beschließen. Mit Teilblockabriss.

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© Matthias Schumann

Von Frank Oehl

Wenn Mittwoch der Stadtrat im Ratssaal zur letzten Sitzung vor der Sommerpause zusammenkommt, steht auf der Tagesordnung ein Dauerthema. Es geht um einen „Grundsatzbeschluss“ zur Fichtestraße, im Grunde zur „weiterführenden Planung“ ihrer Wiederöffnung. Vor 20 Jahren war die natürliche Zuwegung ins Wohngebiet Kamenz-Ost unterbrochen worden – unter der Voraussetzung einer neuen Erschließungsstraße, die nie gekommen ist. Seitdem fährt der hintere Teil des Neubaugebietes, der schon sichtlich ausgedünnt ist, große Umwege nach Hause und auf Arbeit. Auch das Ärztehaus, das Rettungswesen oder der Busverkehr haben Probleme, was in den Jahren schon oft thematisiert worden ist. Vor allem in Wahlkämpfen, aber nicht nur. Mancher Streiter im „Ghetto“, wie der abgehängte Teil nicht gerade liebenswürdig auch genannt wird, hat aufgegeben. Gibt’s nun neue Hoffnung? Die SZ umreißt den Lösungsabsatz:

Die neue Bauleitplanung ist durch Verkehrsuntersuchungen motiviert

Was die meisten Kamenzer mit Augenmaß und gesundem Menschenverstand schon immer wussten, haben natürlich auch vom Rathaus beauftragte Verkehrsexperten und Stadtentwickler festgestellt: Die Abhängung eines Wohngebietes kann keine Zukunftslösung sein. Die unterbrochene, natürliche Verbindung zwischen Kamenz-Ost und der Altstadt ist wieder herzustellen, wenn der Stadtteil weiterentwickelt werden soll. Letzteres gilt zumindest für den Bereich der Weißmantelstraße, wo Platz für Eigenheimbauten geschaffen wurde. Aber auch die beabsichtigte Entwicklung einer attraktiveren Wohngebietsmitte bräuchte deren sinnvolle Anbindung.

Stadtplanerisch wird die vollständige Öffnung der Fichtestraße favorisiert

Das wird dem Stadtrat jedenfalls als „Grundsatzbeschluss“ empfohlen, der weitere Planungsschritte nach sich ziehen soll. Untersucht wurde auch eine einseitige Öffnung der Straße, also ein Einbahnstraßenring. Er würde aber den (Schul)-Busverkehr nicht gewährleisten, insbesondere den Haltestellenraum. Dieser wird auch mit Blick auf die Schulwegsicherheit für nötig erachtet. Im „Szenario 3“ wird davon ausgegangen, dass die Fichtestraße geschlossen bleibt, wobei unklar ist, welchen Sinn diese Variante überhaupt machen soll, wenn von „städtebaulicher Qualität“ die Rede ist, die man ja verbessern möchte.

Die Öffnung der Fichtestraße wird in größere Bauzusammenhänge gestellt

Alle drei jetzt dem Stadtrat vorgelegten Alternativen gehen von der Neugestaltung des Knotenpunktes Fichtestraße/Geschwister-Scholl-Straße aus. Dort soll ein elf Meter breiter Minikreisel errichtet werden, der freilich nur bei einer (Teil)-Öffnung der Fichtestraße keine Steuergeldverschwendung wäre. Außerdem ist der Teilabriss des derzeit verkehrsberuhigten SWG-Blockes Fichtestraße 26 bis 36 vorgesehen. Es geht um die drei Eingänge in Richtung Arndtstraße (siehe Foto). Sie sind derzeit allerdings noch ganz gut bewohnt.

Die SWG ist für den Teilabriss, weil damit Freiräume geschaffen werden

Der Stadtrat wird am Mittwoch auch über die neue Rückbauplanung des städtischen Großvermieters, der SWG, befinden. Die würde die Eingänge 32, 34 und 36 aufgeben, um die „entstehenden Freiflächen gestalterisch im Sinne der Gebietsentwicklung zu nutzen“, wie es heißt. Man verweist insbesondere auch darauf, dass die hier vorherrschenden Dreiraumwohnungen „immer weniger nachgefragt werden“. Damit sind auch betriebswirtschaftliche Gründe für den Teilabriss genannt.

Die finanziellen Auswirkungen des Grundsatzbeschlusses sind erheblich

Die Stadträte würden mit einem Ja zur vollständigen Öffnung weitere 16 500 Euro für die Bauleitplanung locker machen. Insgesamt sind 50 000 Euro für die Straßenfachplanung veranschlagt, was schon in etwa auf eine halbe Million Baukosten schließen lässt – ein Großteil davon für den Minikreisel. Mit dem Teilblockabriss würde selbst im Falle, dass die Fichtestraße nun endgültig geschlossen bleibt, Freiraum für die weitere Kiez-Gestaltung entstehen. Im jüngsten Bauausschuss hatte OB Roland Dantz angemahnt, das Problem nun endlich „zu einem Ende zu bringen, aber nicht mit einem Entweder-Oder.“ Was das nun bedeuten könnte, wurde nicht hinterfragt.

Der Stadtrat tagt am Mittwoch, 14. Juni, ab 17 Uhr im Kamenzer Ratssaal. Die Zusammenkunft ist wie immer ist öffentlich. Eine Bürgerfragestunde ist vorangestellt.