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Feuerwehrhelme für die Ukraine

Die Thiendorfer haben als eine der ersten Feuerwehren des Landkreises Meißen Sachen ausgemustert, um zu helfen.

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© Anne Hübschmann

Von Jörg Richter

Thiendorf. Die Werkstatt im Thiendorfer Gerätehaus erinnert zurzeit eher an ein Feuerwehrdepot. In mehreren Kisten liegen Einsatzjacken und -hosen, Stiefel, Hakengurte. Und überall, wo man hinguckt, stapeln sich Helme über Helme. „Wie viele es genau sind, weiß ich gar nicht“, sagt der Thiendorfer Ortswehrleiter Jörg Noack. Er schätzt sie mindestens auf 80. Alle zwölf Feuerwehren der beiden seit Anfang des Jahres vereinigten Gemeinden Thiendorf und Tauscha hätten in ihren Beständen nachgeschaut, um Kleidung und Ausrüstungsgegenstände auszusortieren.

Sie folgen damit einem Aufruf des Kreisbrandmeisters Ingo Nestler, der die Sachen an Feuerwehren in der Ukraine weitergeben will. „Dieser Aufruf kommt für uns genau zur richtigen Zeit“, sagt Noack. „Wir würden die Sachen nur in einen Abfallcontainer schmeißen.“ Momentan würde in Thiendorf die zweite Generation der Feuerwehrhelme nach der Wende ohnehin ausgetauscht. Ihre offizielle Haltbarkeitszeit ist abgelaufen. „Wenn einem Kameraden mit so einem alten Helm etwas passiert, ist die Unfallkasse fein raus“, sagt Noack. Stattdessen würde dann der Wehrleiter zur Verantwortung gezogen.

Bisher mäßige Resonanz im Kreis

Bereits im Oktober hatte Kreisbrandmeister Ingo Nestler seinen Aufruf an die 29 hiesigen Stadt- und Gemeindefeuerwehren gestartet. Sie sollen bis Ende Februar in ihren Beständen nachsehen, was ausgemustert und für die Feuerwehren in der Ukraine gespendet werden kann. Die Resonanz ist bislang eher mäßig. Neben den Thiendorfern haben auch die Niederlommatzscher Kameraden gesammelt. Sie haben ebenfalls gebrauchte Helme abgegeben. Die Zurückhaltung der Feuerwehren erklärt Marcus Mambk, der zuständige Sachbearbeiter in der Kreisbrandmeisterei, mit der Sorgfalt der hiesigen Kameraden. „Sie wollen ja auch keinen Schrott spenden“, sagt er.

Der Hilferuf für die vom Bürgerkrieg geschwächten ukrainischen Feuerwehren kommt aus Polen. Genauer gesagt aus dem Meißner Partnerlandkreis Ostrzeszów in der Woiwodschaft Großpolen. Ende September erhielt die Kreisbrandmeisterei in Großenhain ein Schreiben aus Polen, mit der Bitte, ausrangierte Feuerwehrsachen für Ostrzeszóws Partnerstadt Drohobytsch zu spenden. Auch wenn der Bürgerkrieg von der westukrainischen Stadt weit weg scheint, so spüren deren 77 000 Einwohner die Auswirkungen der Kämpfe und Sanktionen deutlich. Und das gilt auch für die Ausrüstung der dortigen Feuerwehren.

20 Jahre alter Spreizer als Spende

Ein Hauptaugenmerk der Spendenaktion liegt auf älteren Feuerhelmen, deren maximale Nutzungsdauer abgelaufen ist. Sie liegt nach Empfehlung der jeweiligen Hersteller zwischen zehn und 15 Jahren. „Die Helme würden sicherlich ihren Dienst noch tun, aber wir dürfen sie nicht benutzen“, so Mambk. Schläuche kommen dagegen für die Hilfsaktion eher nicht infrage. „Schläuche gibt keine Feuerwehr freiwillig ab, solange sie ganz sind“, sagt Mambk, der selbst Stadtwehrleiter von Radeburg ist.

Die Thiendorfer spenden sogar einen 20 Jahre alten Spreizer. „Der stammt noch von unserem ersten Fahrzeug“, erzählt Noack. Den brauchen sie nicht mehr. Auf ihrem neuen Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug (HLF 20) ist ein viel stärkerer Spreizer drauf.

Ursprünglich war geplant, dass die Feuerwehren ihre ausgemusterten Sachen im Feuerwehrtechnischen Zentrum (FTZ) Glaubitz abgeben. Dort sollten sie gesammelt werden. Das ist allerdings zurzeit nicht möglich, weil das FTZ zum Teil auch als Flüchtlingsunterkunft benutzt wird und deshalb weniger Platz bietet.

Deshalb sollen die Feuerwehren ihre Sachspenden erst einmal bei sich aufbewahren. Die Kreisbrandmeisterei will sie zu Beginn des zweiten Quartals einsammeln. Wie Mambk bestätigt, sei mit den Polen noch nicht abschließend vereinbart, wann sie die Hilfsgüter für die Ukraine abholen.