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Smartphone-Alarm bei der Feuerwehr

Die Waldheimer Feuerwehrleute werden voraussichtlich ab Sommer mittels einer Handy-App zum Einsatz gerufen.

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© Archiv/Matthias Rietschel

Von Verena Toth

Waldheim. Schnell wie die Feuerwehr – das gilt leider nicht immer, seitdem die Alarmierung der freiwilligen Helfer in Mittelsachsen auf digitalen Funk umgestellt wurde. Seit etwa einem Jahr beklagen die Feuerwehrleute, dass die Pager – die kleinen Geräte mit denen sie zum Einsatz gerufen werden – unzuverlässig oder auch gar nicht funktionieren. Der Funkempfang ist schlecht. Auch der Umzug der Leitstellen nach Chemnitz hat Probleme verursacht. Eine Lösung sei trotz vieler Gespräche nicht in Sicht, so Waldheims Bürgermeister Steffen Ernst (FPD). „Deshalb müssen wir Abhilfe schaffen, um die Alarmierung wieder zu gewährleisten“, erläuterte er auf der öffentlichen Stadtratssitzung am Donnerstagabend.

Eine moderne und alternative Lösung stellten auf der Sitzung zwei junge Männer der Firma Alarm-Dispatcher aus Dresden und Freiberg vor. Die Unternehmer entwickelten eine Applikation - eine Handy-App - für das Smartphone, mit der die Kameraden der freiwilligen Feuerwehr per Nachricht auf ihrem mobilen Telefon zum Einsatz gerufen werden.

„Der besondere Vorteil ist, dass gezielt die Kameraden angesprochen werden, die für den Einsatz benötigt werden. Diese wiederum können sich per Fingerdruck auf das Display schnell und unkompliziert zurückmelden. So weiß der Einsatzleiter oder Gruppenführer im Gerätehaus binnen weniger Minuten, wer zum Einsatz kommt, ob die Einsatzstärke erreicht ist und auf wen man noch warten oder ob nachalarmiert werden muss“, zählte Henry Agsten auf. Das alles bedeute einen entscheidenden Zeitgewinn, der bei der Alarmierung mit den oft unzuverlässigen Funkempfängern nicht zu erreichen ist. Außerdem könne der Einsatzleiter mit einem Ausdruck der Alarmierung bereits auf der Fahrt zum Notfallort einen ersten Einsatzplan erarbeiten.

Laut der jungen Firmengründer gibt es die App seit 2014. Unter Realbedingungen wurde das Programm mit der Freiwilligen Feuerwehr Freiberg ein Jahr später getestet. Mittlerweile werde ihre App bei Feuerwehren in Hainichen, Mittweida, Zwickau, Leipzig und Stralsund mit Erfolg genutzt. „Am Anfang muss das System natürlich erst einmal lernen. Da könnte es noch unvollständige Anzeigen geben. Aber nach etwa zehn Einsätzen oder etwa zwei Monaten funktioniert die App erfahrungsgemäß wie gewünscht“, erläuterte Henry Agsten den Stadträten. Außerdem nannte er eine Fehlerquote von etwa fünf Prozent bei
5oo Einsätzen.

Sogar via E-Mail soll eine Einsatz-Alarmierung möglich sein. „Auch dieser Weg ist schneller und zuverlässiger als die Funkmeldung, da ein Versenden über das Internet weitaus besser funktioniert als beispielsweise eine SMS zu versenden“, erläuterte Agsten weiter. Zudem können auch die kleineren Ortswehren ohne größeren Aufwand in das System eingebunden werden, vorausgesetzt die Gerätehäuser sind mit einer entsprechenden Internetverbindung ausgestattet.

Ein weiterer Ausbau der Möglichkeiten, zum Beispiel dass auch die Leitstelle direkt angebunden ist und das moderne System ebenfalls nutzen kann, sei zumindest schon mal angedacht. Somit könne beispielsweise eine Nachalarmierung von Kameraden und anderen Feuerwehren noch schneller und einfacher funktionieren.

Die Präsentation der Jungunternehmer stieß bei den Stadträten und den Vertretern der Waldheimer Wehr auf einhelligen Zuspruch. Sie lobten die Idee als „Investition in die Zukunft“ und schlugen zudem vor, dass sich der Landkreis künftig ausschließlich auf dieses System konzentrieren solle, anstatt die veralteten Funkempfänger weiter zu nutzen.

So hoben für die Beschlussfassung alle Gremiumsmitglieder am Donnerstagabend die Hand und stimmten dafür, das System der Alarm-Dispatcher bestehend aus der Software, einem Monitor und einem Schaltkasten als Schnittstelle für die Freiwillige Feuerwehr Waldheim anzuschaffen. Knapp 3 200 Euro wird die Erstausstattung kosten, danach werden pro Jahr rund 625 Euro fällig. Wehrleiter Daniel Seifert rechnet damit, dass er und seine Kameraden das neue System im Sommer zum ersten Mal nutzen können.

Auch wenn diese moderne Alarmierung wie erhofft besser und zuverlässiger arbeiten wird, können die Feuerwehrleute künftig dennoch nicht auf die herkömmliche Sirene und die Funkbenachrichtigung via Pager verzichten. „Ein kompletter Umstieg ist nicht möglich. Wir müssen die Vorgaben des Landes Sachsen einhalten“, so Wehrleiter Seifert. So werden künftig beide Alarmierungsarten in Waldheim angewandt.