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Feuerwehr-Großalarm in Hilbersdorf

Alle Ortswehren aus Vierkirchen müssen am Freitagabend ausrücken. Sie werden auf einen abseits gelegenen Hof gerufen.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Anja Gail

Hilbersdorf. Freitag, kurz vor 17.45 Uhr. Die Wolken schieben sich gerade noch dichter über Hilbersdorf zusammen. Doch das Grau über dem einen Gehöft links von der Kreisstraße aus Richtung Königshain hat noch einen anderen Grund: Qualm steigt auf. In dem Moment ist auch schon eine Sirene zu hören und wenige Minuten später ein nahendes Feuerwehrauto. Es fährt die schmale Straße bis zu dem alten Hof, den sich Familie Poller zum Wohnen ausbaut.

Aus der Scheune auf dem Hof müssen zwei Verletzte geborgen werden. Aber die Enge und die Dunkelheit machen die Arbeit der Kameraden nicht leicht.
Aus der Scheune auf dem Hof müssen zwei Verletzte geborgen werden. Aber die Enge und die Dunkelheit machen die Arbeit der Kameraden nicht leicht. © Pawel Sosnowski/80studio.net
© Pawel Sosnowski/80studio.net

Der Hausherr läuft Feuerwehrchef Sven Weigel aus Arnsdorf-Hilbersdorf, der gerade mit seinen Kameraden aus dem Fahrzeug aussteigt, auch schon aufgeregt entgegen. „Schnell, schnell, da entlang“, ruft er und zeigt auf die Scheune. Aus dem Gemäuer sind Hilferufe zu hören. Zwei Männer hätten an einer elektrischen Anlage gearbeitet, schildert Herr Poller und auf einmal habe es geknallt. Der Strom sei unterbrochen gewesen und kurze Zeit später habe es verschmort gerochen und Funken müssen wohl aus der Scheune heraus auf Nährboden gefallen sein.

„Den Sanitätskasten mitbringen und Licht“, schallt es über den Hof. Ein Feuerwehrmann eilt mit einem Verbandskasten zur Scheune. Drin ist es eng und stockfinster. Eine schmale Treppe führt nach oben. Die Männer müssen aufpassen, wo sie hintreten und immer wieder die Köpfe einziehen. Da sind die Helme, die sie aufhaben, auch in dieser Hinsicht ein guter Schutz.

Inmitten von ausrangierten Sachen, Möbelstücken und Gerätschaften liegt ein Verletzter am Boden. Blut läuft ihm an Kopf und Arm runter. Er ruft erneut um Hilfe, da sind die Männer auch schon bei ihm. Auch jetzt sitzt jeder Handgriff so, wie sie es gelernt haben. Andere Kameraden sollen indes nach dem Kabel schauen, an dem die zwei Männer in der Scheune gearbeitet haben. Der Verletzte stöhnt etwas auf, als ihm ein Feuerwehrmann einen Verband am Arm anlegt.

Auf dem Hof sind inzwischen auch die Autos der anderen Ortswehren aus Vierkirchen eingetroffen: der alte W50 aus Döbschütz und die beiden kleineren Fahrzeuge aus Buchholz/Tetta und Melaune. Kurze Lagebesprechung. Sven Weigel aus Arnsdorf-Hilbersdorf leitet den Einsatz. Während der eine Verletzte auf einer Trage aus der Scheune transportiert wird, haben sich unten an der Straße in Hilbersdorf einige Schaulustige versammelt. Sie blicken zum Hof hoch. An den Tank des alten W50, den die Döbschützer vor 36 Jahren von der Görlitzer Berufsfeuerwehr übernommen haben, wird gerade eine Schlauchstrecke angeschlossen. Der Tank soll Nachschub erhalten. Deshalb koppeln einige Kameraden mehrere Schläuche aneinander, so dass sie bis zu einem Hydranten weiter unten reichen. Der Wassernachschub steht. Das Feuer, das draußen hinter der Scheune brennt, muss sich nun dem starken Strahl beugen.

Inzwischen ist auch der zweite Verletzte aus der Scheune rausgeholt und versorgt worden. Und wie es aussieht, haben die beiden Männer trotz leichter Verletzungen und dem Schock einen großen Schutzengel an ihrer Seite gehabt. Ihre Schilderungen bestätigen nun auch das Lagebild, dass sich die Kameraden anhand ihrer eigenen Eindrücke und Befragungen gemacht hatten. Es muss einen Kurzschluss gegeben haben, als die zwei Männer an der elektrischen Anlage in der Scheune hantiert haben.

Dass das Gehöft etwas abseits liegt und die Scheune vollgestellt ist, hat die Lage nicht gerade einfach gemacht. Um die 35 Kameraden sind am Einsatzort in Aktion. Viele von ihnen waren gerade erst nach der Arbeit nach Hause gekommen, als sie alarmiert wurden. Eine reichliche halbe Stunde nach dem Eintreffen des ersten Feuerwehrautos hat das Team aus der gesamten Gemeinde die Lage im Griff. Die Verletzten sind geborgen und versorgt und die Flammen, die außerhalb der Scheune gelodert haben, sind fast eingedämmt. „Wir werden nun noch die restlichen Glutnester löschen und einige Nach- und Aufräumarbeiten erledigen“, sagt Einsatzleiter Sven Weigel. Der Eigentümer werde danach alles Weitere im Blick behalten.

Mit dem Einsatz und der Verständigung unter den Ortswehren ist Sven Weigel sehr zufrieden. Die personelle Stärke habe ausgereicht und es habe alles gut funktioniert, schätzt er ein. Einen Wermutstropfen gibt es dennoch. Bei der Alarmierung war von einer technischen Hilfeleistung die Rede gewesen. Deshalb waren zu wenig Kameraden darauf eingestellt, auch die erforderliche Ausrüstung als Atemschutzträger dabei zu haben.

Der kleine Pulk von Schaulustigen an der Dorfstraße hat sich inzwischen fast aufgelöst. Wahrscheinlich hat sich herumgesprochen, dass das eine gemeinsame Übung aller Ortswehren aus Vierkirchen war. Auch Hofbesitzer Herr Poller ist erleichtert, dass in so einem Ernstfall auf einem abseits gelegenen Anwesen schnell Hilfe kommt und funktioniert.