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Feuerwehr der Superlative

Die Leppersdorfer Wehr hat eine Drehleiter im Wert von 600 000 Euro übernommen. Sie ist so hoch wie keine.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Jeder, der mal ein nagelneues Auto gekauft hat, kennt das: Freunde und Bekannte schleichen um den neuen Wagen herum, staunen an der einen Stelle und fachsimpeln an der anderen. Das Auto riecht ja auch anders als sein Vorgänger, auf dem Lack ist kein Kratzer und der Innenraum ist quasi noch staubfrei. Im Depot der Leppersdorfer Feuerwehr muss sich genau das in den zurückliegenden Tagen immer wieder ereignet haben. Denn seit Kurzem ist hier eine neue Drehleiter stationiert. Das Fahrzeug ist vollgestopft mit mondernster Technik. 16 Tonnen schwer. Der Motor hat knapp 300 PS. Mehr als eine halbe Million Euro ist der Wagen teuer.

Auch für die Unfallhilfe auf der Autobahn

Einzigartig ist er jedoch durch seine Drehleiter. Mit ihr können die Leppersdorfer Feuerwehrleute bis auf 39 Meter Höhe schweben. Eine solche Höhe erreicht keine andere Feuerwehrleiter im Rödertal. Grund für diese Neuanschaffung ist die Molkerei von Sachsenmilch in Leppersdorf. Dort sind einige Produktionsgebäude so hoch, beispielsweise die Anlage zur Gewinnung von Eiweiß aus Molke. „In einem Gutachten zum Brandschutz für das Werk ist eine solche Leiter gefordert worden. Jetzt ist sie bei uns eingetroffen“, sagt der Wachauer Gemeindewehrleiter Thomas Redmer.

Nach seinen Worten wird die Leiter im Fall eines Brandes eingesetzt, aber auch Personenrettung ist damit möglich. Selbst auf der Autobahn wird sie bei Unfällen zu Hilfe kommen. „Es ist beispielsweise an der Leiter einen starken Scheinwerfer anzubringen, der dann eine große Fläche ausleuchten kann.“ Weitere Besonderheit: Die Leiter kann auch als Kranarm genutzt werden. Vorn ist ein Haken angebracht. Bis zu vier Tonnen hebt der hoch. „Das ist beispielsweise beim Aufrichten von Unfallautos notwendig.“ Der rote Koloss steht seit einigen Tagen im Leppersdorfer Gerätehaus, zum Einsatz kommt er frühestens Ende April. Das liegt an der noch laufenden Ausbildung der Feuerwehrleute. „Zwölf Kameraden besuchen einen Drehleitermaschinisten-Lehrgang. Bevor der nicht abgeschlossen ist, darf die teure Technik nicht bedient werden.“

Die Begeisterung ist groß

Die zwölf künftigen Maschinisten kommen aus allen vier Wachauer Ortswehren, zwei Mitarbeiter von Sachsenmilch sind ebenfalls darunter. „Die Begeisterung ist natürlich bei allen groß, wir haben darauf geachtet, dass wirklich jede Wehr berücksichtigt wird.“ Dass auch Molkereiangestellte die Ausbildung absolvieren, ist der Tageseinsatzbereitschaft der Wehr geschuldet. Rund um die Uhr müssen genügend Frauen und Männer bereitstehen, um die Technik auch bedienen zu können. „ In der Leppersdorfer Wehr gibt es 30 aktive Kameraden. Zusätzlich haben wir 18 Mitarbeiter von Sachsenmilch aufgenommen. Sie sind bereits in ihren Heimatorten Feuerwehrmitglieder. So erreichen wir eine gute Stärke.“

Weitere neue Technik kommt noch

Die Drehleiter wird nicht das einzige Fahrzeug sein, dass die Wachauer Gemeindewehr in diesem Jahr geliefert bekommt. Mitte März wird ein Gerätewagen übergeben. Er hat einen speziellen 500-Liter-Tank an Bord, der mit einem speziellen Löschschaum gefüllt ist. Sachsenmilch benötigt in geringen Mengen Säuren und Laugen. Sollte es zu Zwischenfällen kommen, muss die Wehr vorbereitet sein.

Ein Tanklöschwagen soll im Oktober geliefert werden. Die Anschaffung der drei Fahrzeuge mit einem Gesamtwert von 1,3 Millionen Euro muss natürlich gebührend gefeiert werden. Die offizielle Übergabe wird am 27. März stattfinden. Regierungschef Stanislaw Tillich und Landrat Michael Harig (beide CDU) haben sich angesagt. Auch wenn das dritte Auto da noch nicht im Depot stehen wird.